Das Geschäft mit der Liebe: Dating-Plattformen, Catfishing und Co.
STRIVE+ | Das erste Kribbeln, die ersten Flirtversuche, das erste Zuzwinkern… eines Emojis. Immer mehr Frauen und Männer geben der Liebe online eine Chance. Dating-Portale boomen, im deutschsprachigen Raum gibt es davon rund 2500 mit einem Jahresumsatz von über 200 Millionen Euro. Drei von zehn Internetnutzer:innen flirten heute digital, fast jede:r kennt diese eine Freundin von einer Freundin, die online gesucht hat und jetzt glücklich verheiratet ist. Angetrieben von solchen Erfolgsgeschichten und jeder Menge Werbeversprechen sind Parship, Tinder, Lovoo und Co. die Hoffnungsträger unserer Zeit in Sachen Liebe. (Dieser Artikel ist ursprünglich im STRIVE Magazine 01/21 erschienen.)

Es könnte alles so schön sein, wenn sich in diese rosarote Welt nicht so viele schwarze Schafe mischen würden. Fake-Profile, Love-Scammer, „Catfisher“. Letzteres ist die Bezeichnung für jemanden, der online eine falsche Identität annimmt, einzig und allein mit der Absicht, sein Opfer auszunutzen. Emotional, oft auch finanziell.
Zum Opfer geworden ist auch Sandra. So nennen wir sie, weil sie zwar ihre Geschichte offen erzählen möchte, nicht aber ihren Namen. Zu groß ist die Scham, neben ihrer Enttäuschung. „Ich habe mich komplett missbraucht gefühlt”, sagt die 36-Jährige. Schuld daran ist Christian. So nennen nicht wir ihn, so nennt er sich auf Tinder. Sandra und Christian hatten ein Match, schreiben über Wochen miteinander, finden Gemeinsamkeiten. Sie erzählt von ihrer Südafrika-Reise, er schickt ihr ein Foto von sich auf dem Tafelberg von 2018. Die Gespräche werden mit der Zeit tiefgehender, sie öffnen sich einander. Irgendwann macht Sandra Andeutungen, sie habe Freitagabend noch nichts vor. Zwinkersmiley. Christian geht nicht darauf ein. Männer halt… oder?
„Klar war das irgendwie komisch, aber dann dachte ich: Wir leben im Jahr 2020, ich bin emanzipiert, ich frage ihn halt einfach selbst!”. Doch Christian kann nicht. Immer und immer wieder findet er Ausreden. Die Geschäftsreise, die Erkältung, der Ärger in der Squash-Mannschaft. Jedes Mal kommt etwas dazwischen. Bis Sandra irgendwann aufgibt, enttäuscht und mit dem Kopf voller Fragezeichen. Erst, als ihr eine Freundin vom Phänomen “Catfishing” erzählt, wird Sandra klar, dass sie Opfer davon geworden ist. Eine Antwort auf das Warum gibt es für Sandra nicht, auch nicht von Seiten der Wissenschaft. Diese relativ neue Methode des Betrügens ist noch wenig erforscht. Einige Psycholog:innen gehen davon aus, dass hinter den Catfishern Personen mit geringem Selbstwertgefühl stehen. Dass nur sie von ihrer erfundenen Identität wissen, verleiht ihnen das Gefühl von Macht und Kontrolle. Auf Kosten anderer.
Aber nicht nur unter Privatpersonen wird – vorsichtig gesagt – „geschummelt“. Das ganze Ausmaß solcher Betrügereien macht eine ziemlich kuriose Klage aus Kanada deutlich. Eine ehemalige Mitarbeiterin hat ihren damaligen Arbeitgeber, die Online-Plattform „Ashley Madison“, auf 15 Millionen Euro verklagt. Der Grund: Die Plattform selbst hatte die Mitarbeiterin beauftragt, Tausende Frauenprofile schlichtweg zu erfinden. Sie musste so viele angebliche Liebesgesuche schreiben, dass sie sich dadurch Verletzungen am Handgelenk zugezogen habe und jetzt arbeitsunfähig sei. Man möchte im ersten Moment darüber schmunzeln – bis man darüber nachdenkt, welche Tragweite es hat. Es geht hier um Menschen, die von der großen Liebe träumen und Opfer von kriminellen Maschen werden. Die Klage zeigt: Der Betrug an Nutzer:innen geht längst nicht nur von einzelnen, skrupellosen oder frustrierten Privatpersonen aus, sondern viel erschreckender: von einigen Plattformen selbst. Der Catfish stinkt vom Kopf.
Weshalb, ist schnell erklärt: Der Großteil aller Dating-Anbieter nutzt ein Geschäftsmodell, das als „Freemium“ bezeichnet wird. Dabei ist die Basis-Nutzung – also zum Beispiel das Ansehen anderer Profile – kostenlos. Zur Kasse gebeten wird dann, wer nicht mehr nur gucken, sondern auch mit anderen interagieren möchte. Erst beim Nachrichtenaustausch werden die Nutzer für die Online-Dating-Betreiber auch zum Geschäft. Die Anbieter haben also ein großes Interesse daran, möglichst viele User in die Situation zu bringen, mit anderen Profilen Kontakt aufnehmen zu wollen. Und helfen im Zweifel nach: mit falschen Profilen, die unwiderstehlich erscheinen. Mit falschen Usern, die echte User anschreiben - und sie so in die Situation bringen, interagieren zu wollen. Auch in den USA wurde 2019 deshalb geklagt. Dieses Mal hatte allerdings nicht eine einzelne Mitarbeiterin Schmerzen im Handgelenk, sondern gleich die US-Verbraucherschutzbehörde heftige Bauchschmerzen beim Vorgehen der Match Group, die weltweit wohl bekannteste Mobile-Dating-App, zu denen u.a. Tinder gehört. Die Verbraucherschutzbehörde FTC verklagte die Gruppe wegen Nutzer:innentäuschung.
"Wir haben damals auf kleinem Level mit Profilen experimentiert."

Die Benachrichtigungen, dass sich andere Nutzer:innen für die eigene Person interessieren, seien häufig von gefälschten Accounts gekommen. Man habe so mehr User in die kostenpflichtigen Abos oder Premium-Versionen locken wollen.
Ein Vorwurf, den sich bei uns in Deutschland auch Lovoo gefallen lassen musste. Als die Mobile-Dating-Anwendung 2011 entwickelt wird, ist sie eine der ersten am Markt – und möchte schnell wachsen. Deshalb habe man damals „auf kleinem Level mit Profilen experimentiert“, gibt der Gründer und ehemalige Geschäftsführer Benjamin Bak in unserem Interview heute offen zu. 2016 führte das zu einer Razzia im Unternehmen und staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen. Benjamin Bak wird damals festgenommen und kommt sogar in Untersuchungshaft. „Das war mit Sicherheit der schlimmste Tag meines Lebens“, sagt der heute 33-Jährige. Nach drei Monaten wurden die Ermittlungen gegen Lovoo im September 2016 schließlich gegen die Zahlung von Geldauflagen eingestellt. Ohne, dass Straftaten festgestellt wurden.
Trotz der Negativschlagzeilen schafft es Lovoo, sich zu rehabilitieren. Die Plattform habe sich seitdem extrem weiterentwickelt, betont Bak. Seinen Posten als Geschäftsführer hat er 2017 aufgegeben und sein Vertrauen in neue Teams mit neuen Strategien gesetzt. Im selben Jahr wird Lovoo für 65 Millionen US-Dollar an die amerikanische Meet Group verkauft.
The Look of Love Fake-Profile wollen auf den ersten Blick gefallen – haben also oft nur ein einziges, meist sehr attraktives Foto auf ihrem Profil. Skeptisch sollte man auch sein, wenn zwar mehrere Fotos hochgeladen sind, jedes einzelne aber sehr professionell wirkt. Zu schön, um wahr zu sein. Reale Menschen lassen sich meist auch gerne im realen Leben fotografieren. Deshalb sind bei echten Profilen häufig auch Schnappschüsse dabei. Ist das nicht der Fall oder ist ihr Gegenüber nicht bereit, im Chat Fotos mit aktuellem Bezug oder Selfies von sich zu senden, ist Vorsicht geboten. Die Google-Rückwärtsbildersuche kann manchmal ein nützliches Instrument sein, um Fotos zu überprüfen. Hier sucht man anhand eines Bildes die damit verknüpften Infos – wie den dazugehörigen Namen, zum Beispiel.
Heute setzt Lovoo auf etwas, was sich schwer faken lässt: Live-Videos zwischen den Usern. Auch viele andere Dating-Anbieter haben diese Möglichkeit für ihre Nutzer:innen inzwischen entdeckt. Die Bereitschaft, das Video-Angebot zu nutzen, ist nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie gestiegen, in der Videochats für viele ganz alltäglich geworden sind.
Wie nötig solche Maßnahmen sind, weiß wohl jeder, der Online-Dating nutzt. 2016 habe die Zahl der FakeProfile noch bei unter einem Prozent gelegen, schätzt Benjamin Bak. “Auf‘s Ganze gesehen ist das ein ganz, ganz geringer Teil der gesamten Profile, aber es ist natürlich ein Thema”. Valide Daten, wie hoch der Anteil heute ist, gibt es keine, eben weil es meist so schwer ist, Catfisher als solche auszumachen. Sowohl für die seriösen Plattformbetreiber, die gegen Betrüger vorgehen wollen, als auch für die Nutzer:innen selbst.
100-prozentige Sicherheit gibt es nicht. Nicht im Leben. Schon gar nicht in der Liebe. Und erst recht nicht im Internet. Am sichersten sind Plattformen, bei denen sich neue User mit ihrem Personalausweis registrieren müssen. Dass das ein schwieriger Spagat ist, erklärt uns Benjamin Bak, der – trotz seines Ausstiegs bei Lovoo – die Online-Dating-Branche weiterhin beobachtet: „Natürlich willst du als Plattform möglichst viel Sicherheit, auf der anderen Seite willst du als Kunde natürlich auch möglichst viel Privacy. Und diese beiden Sachen laufen im Zweifel gegeneinander.“ Solange das so ist, bleibt es für Betrüger vergleichsweise einfach, andere zu täuschen - egal, wie sehr sich die Dating-Plattformen anstrengen.
Zum Schutz vor Catfishern, hat die App Tinder in diesem Sommer den blauen Haken eingeführt. Der zeigt, dass sich ein Nutzer verifiziert hat. Um sich zu verifizieren, muss man ein Selfie machen und darauf eine Pose nachahmen, die von Tinder vorgegeben wird. Als ob es auf Tinder noch nicht genug Poser gäbe! Aber Spaß beiseite. Die Methode scheint zu funktionieren, auch wenn noch längst nicht alle Profile einen blauen Haken vorweisen. Sandra hat zusätzliche Wege gefunden, um sich auf Tinder sicherer sein zu können. „Auf Profile, die nur ein Foto hochgeladen haben, reagiere ich gar nicht mehr”, sagt sie.
"Statt einfach 'Ja' oder 'Nein' zu sagen, hat er mich beschimpft und beleidigt. Das war für mich dann eindeutig." - Protagonistin Sandra
Die 36-Jährige ist nach ihrer Erfahrung mit ‘Christian’ vorsichtiger geworden – und trotzdem gab es nach einigen Monaten Catfisher Nummer 2. Dieses Mal nannte er sich Lukas, sah nett aus, hatte einen interessanten Lebenslauf, viele Eckpunkte, die zu Sandra hätten passen können. Weil die Kölnerin jetzt vorgewarnt ist, macht sie dieses Mal aber schon stutzig, dass Lukas niemals in der Lage ist, ihr spontane oder aktuelle Fotos von sich zu senden. Sandra schreibt Lukas, dass sie an seiner Echtheit zweifelt.

Er hat total aggressiv reagiert, das war völlig unverhältnismäßig. Statt einfach ‘ja’ oder ‘nein’ zu sagen, hat er mich beschimpft und beleidigt. Das war für mich dann eindeutig.” Sandra bricht den Kontakt ab, was aber bleibt, sind die unguten Gefühle. Sandra hat sowohl Christian als auch Lukas bei Tinder gemeldet. Sie datet weiterhin online, fordert jetzt aber relativ schnell Sprachnachrichten oder Anrufe ein, um sich selbst besser zu schützen.
Sandra wurde emotional ausgenutzt. Darüber hinaus gibt es die Fälle, in denen Catfisher ihr Opfer auch finanziell ausnutzen. „Wir vertreten aktuell mehrere Mandant:innen, die über Dating- und Kontaktplattformen einen ‚Flirt‘ angefangen hatten“, sagt uns Markus Rassi Warai, Anwalt für Internetrecht. „Der gesamte Kommunikationsaustausch hat allerdings mit sogenannten ‚Moderatoren’ stattgefunden. Von unseren Mandant:innen wurden hohe Summen gezahlt, zu den in Aussicht gestellten persönlichen Treffen kam es nie. Die Zahlungen erfolgten als ‚Coins‘ an den jeweiligen Plattformbetreiber, um die Kommunikation über die Flirt-App aufrechterhalten zu können. Wir gehen in den Klageverfahren deshalb nicht gegen die ‚Moderatoren‘, sondern gegen die Plattformbetreiber selbst vor.“ Moderatoren, das klingt für Laien ja eigentlich erstmal nach: Da steht die digitale Version von Kai Pflaume und sorgt dafür, dass alles in geregelten Bahnen läuft. Nur die Liebe zählt! Leider ist das Gegenteil der Fall, bestätigt uns Tatjana Halm. Halm ist Expertin bei der Verbraucherzentrale Bayern für das Gebiet des Online-Dating-Marktes. In vielen Fällen hilft ein Blick in die Allgemeinen Geschäftsbedingungen oder Nutzungsbedingungen der Plattformen. Ist da vom Einsatz von ‚Animateuren‘, ‚Controllern‘ oder eben ‚Moderatoren‘ die Rede, sollte es bei jedem klick machen – und der nächste Klick die Website schließen.
Rein auf innere Werte zu setzen, mag ethisch ein ganz wunderbarer und lobenswerter Ansatz sein - nur funktioniert er für viele Mitglieder bei der Partnersuche dann eben doch nicht.
Die gute Nachricht: Die Big-Player der Branche haben heutzutage ausreichend echte User. Zu ihnen gehört auch Parship. Rund 37.000 Neuregistrierungen zählt die Partnervermittlung pro Woche, etwa 1,9 Millionen im Jahr. Die Zahl, die allerdings viel häufiger mit Parship in Verbindung gebracht wird, sind die berühmten 11 Minuten. Hinter dem bekannten Werbeversprechen „Alle 11 Minuten verliebt sich ein Single über Parship“, steckt Mathematik und etwas Wahrscheinlichkeitsrechnung – zugunsten des Unternehmens. Pressesprecherin Jana Bogatz erklärt uns: „Die Zahl haben wir über eine Befragung nach Ende der Premium-Mitgliedschaft erhoben. Hochgerechnet antworten 47.000 Mitglieder, dass sie mit Parship einen Partner gefunden haben: macht 128 Singles am Tag, somit alle elf Minuten einen verliebten Single.“ Die Gefahr, sich dabei in ein Fake-Profil zu verlieben, ist bei Online-Partnervermittlungen gering.
Zwar kennt man das Problem auch hier, aber das aufwändige Registrierungsverfahren schreckt Catfisher ab. Bei Partnervermittlungen wie Parship, ElitePartner oder eDarling, die Usern passende Partner vorschlagen, ist das Problem ein anderes: Die kostenlose Mitgliedschaft bringt einem ungefähr so viel wie ein prall gefüllter Kühlschrank – aus dem man nichts essen darf. Aussichten auf Erfolg in Sachen Liebe liefern nur Premium-Mitgliedschaften. Bei keinem Portal liegt der Preis dafür unter 240 Euro für drei Monate. Weil Parship darauf setzt, Menschen mit passenden Charaktereigenschaften zusammenzuführen, sind die Profilbilder der User allerdings auch nach Abschließen einer Premium-Mitgliedschaft nur verschwommen zu sehen. Innere Schönheit und so.
Das ändert sich erst, wenn ein User seine Fotos gezielt seinem Gegenüber frei gibt. Rein auf innere Werte zu setzen, mag ethisch ein ganz wunderbarer und lobenswerter Ansatz sein – nur funktioniert er für viele Mitglieder bei der Partnersuche dann eben doch nicht. Sie haben bezahlt und wollen sehen, was sie sich „in den Warenkorb“ gelegt haben. Weil das Abschließen einer Premium-Mitgliedschaft nichts anderes als ein Vertrag ist, hat man auch hier ein zweiwöchiges Widerrufsrecht. Die meisten Partnervermittlungen haben ihre neugewonnenen Kunden dann aber offenbar gleich so lieb, dass sie sie gar nicht mehr gehen lassen möchten. Oder, um es weniger romantisch auszudrücken: Der Widerruf wird einem so schwer wie möglich gemacht. Die erste von Parship eingebaute Hürde ist: Um eine Online-Mitgliedschaft bei der Online-Partnervermittlung widerrufen zu können, heißt es online: Widerruf geht nur per Brief oder Fax.
Bei aller Liebe: Die meisten Privatpersonen mit funktionierendem Faxgerät in ihrem Wohnzimmer, suchen ihren Partner wohl eher noch über Teletextseite 570. Die gesetzlich geregelte Wahrheit ist – auch, wenn Parship es anders darstellt: „Jeder kann seine Willenserklärung zum Vertragsschluss auch per E-Mail widerrufen“, stellt Rechtsanwalt Rassi Warai klar. „Das muss auch so sein. Denn der Gesetzgeber bestimmt, dass der Widerruf der Willenserklärung durch eine einfache Erklärung gegenüber dem Unternehmer erfolgen können muss.“
The Message is love Auch, wie das Gegenüber schreibt, kann ein Hinweis auf die Echtheit des Profils sein „Moderatoren“ setzen in der Kommunikation auf Masse, heißt: Sie können sich mit den einzelnen Profilen, die sie anschreiben, schlichtweg nicht genauer befassen. Hagelt es also Standardfragen und Phrasen, ist man mit einer gesunden Portion Misstrauen gut beraten. Viele Plattformen zeigen ihren Usern außerdem an, wann andere User zuletzt online waren. Steht beim Online-Status des Chatpartners permanent „Aktiv vor 0 Minuten“, ist die Wahrscheinlichkeit eines Fake-Profils sehr hoch. Und: Wenn beim Nachrichtenaustausch Treffen in der realen Welt zwar immer wieder in Aussicht gestellt, dann aber doch wieder abgesagt werden, braucht niemand an sich, sondern eher an der Echtheit des Gegenübers zweifeln.
Falls Mann oder Frau es dann doch erfolgreich geschafft haben sollte zu widerrufen, taucht das nächste Problem auf – das, des sogenannten Wertersatzes. Einen Wertersatz berechnet die Partnervermittlung Abtrünnigen, wenn ihnen von Parship während der Mitgliedschaft – und sei sie noch so kurz – schon potenzielle Partner vorgeschlagen wurden. In einem konkreten Beispiel hatte eine Frau eine Premium-Mitgliedschaft bei Parship abgeschlossen. Die Kosten: 524 Euro für ein Jahr. Nach vier Tagen wollte die Dame allerdings nicht mehr und widerrief ihren Vertrag. Parship verlangte von ihr einen Wertersatz von 393 Euro. Zu Unrecht, urteilte im Oktober schließlich die höchste gerichtliche Instanz, der Europäische Gerichtshof. Den EuGH hatte das Hamburger Amtsgericht angefragt, weil alleine dort rund 900 ähnliche Klagen gegen Parship vorlagen.
Auch, wenn das EuGH-Urteil dem Vorgehen von Parship ein Ende gesetzt hat, zeigt der Fall nochmal sehr deutlich: Wer online nach der Liebe sucht, sollte sich gut über den Anbieter informieren und vorsichtig sein. Denn selbst den seriösesten Dating-Plattformen und Partnervermittlungen geht es am Ende weniger um die Liebe als mehr um das liebe Geld.