In den meisten Firmen entscheidet nicht die objektive Leistung
Wahrgenommen wird nicht automatisch, wer am meisten beiträgt, sondern wer sichtbar ist, fordert und dabei Haltung zeigt. In den meisten Unternehmen entscheidet sogar weniger die objektive Leistung als die Wahrnehmung dieser Leistung über Entwicklung und Gehalt.
Das klingt ungerecht, ist aber die Dynamik sozialer Systeme: Wer präsent ist, in Projekten genannt wird, regelmäßig Erfolge kommuniziert, schafft mentale Anknüpfungspunkte. Wer im Hintergrund bleibt, läuft Gefahr, als selbstverständlich zu gelten. Wer also nicht selbstbewusst für sich einsteht, bleibt oft unsichtbar und auch unterbezahlt.
Wie Du Deine Leistung sichtbar machst, um mehr zu verdienen
Die gute Nachricht ist: Das kannst Du ändern. Du kannst lernen, souverän in eine Gehaltsverhandlung zu gehen, klar zu kommunizieren, was Du wert bist, und mit den richtigen Argumenten aufzutreten.
Ich weiß, dass das gar nicht so leicht ist, deshalb gebe ich Dir heute drei Tipps mit, für deine nächste Verhandlung.
Tipp 1: Eine Gehaltsverhandlung beginnt nicht am Tag des Gesprächs, sondern deutlich früher.
Wer vorbereitet in ein Gespräch geht, verhandelt über Fakten, nicht über subjektive Ansichten. Dazu gehört, Erfolge messbar zu machen: Projekte, Ergebnisse, Feedbacks, Kennzahlen. Viele vergessen ihre Erfolge von vor sechs Monaten, deshalb kann hier ein Leistungstagebuch helfen, Muster zu erkennen und Argumente zu verdichten. Zum Beispiel eine kleine Liste auf dem Handy, die Du jeden Tag zum Feierabend kurz öffnest, aktualisierst und erweiterst.
Tipp 2: Sprich über Wirkung, nicht über Aufwand.
Viele argumentieren mit Fleiß: „Ich arbeite so viel, ich übernehme so viel.“ Doch in einer Verhandlung zählt die Auswirkung. Formuliere Deine Beiträge deshalb in Ergebnissen: „Durch mein Projekt konnten wir die Kundenbindung um 15 Prozent steigern“ oder „Ich habe den Prozess verkürzt, wodurch das Team 20 Stunden pro Monat spart.“
Tipp 3: Trainiere Dein Timing.
Die beste Argumentation verpufft, wenn sie im falschen Moment kommt. Ein Gehaltsgespräch direkt nach einem stressigen Quartalsabschluss ist selten klug. Plane Dein Timing strategisch: kurz nach einem erfolgreich abgeschlossenen Projekt, einer positiven Leistungsbewertung oder wenn Budgets neu verteilt werden. Dann ist Dein Beitrag frisch im Gedächtnis und Dein Anliegen anschlussfähig.
Am Ende geht es in Verhandlungen nicht nur um Geld, sondern um Selbstachtung. Wer den eigenen Wert klar benennen kann, verändert die Dynamik – im Gespräch und im Kopf. Denn das Entscheidende passiert nicht erst in der Gehaltsverhandlung, sondern früher: in dem Moment, in dem Du selbst glaubst, dass Du mehr verdient hast und bereit bist, das auch zu sagen. Also trau Dich!