Liebe Karin, stell Dich doch mal kurz vor: Wie sah Dein Weg bisher aus, und wie bist Du an den Punkt gelangt, an dem Du heute stehst?
Mein Berufsleben startete völlig untypisch für ein 16-jähriges Mädchen aus der Kleinstadt. Nicht nur, dass ich von einem auf den anderen Tag in die Großstadt Hannover gezogen bin, ich begann auch noch eine Ausbildung als Industrieelektronikerin. Ein unglaublicher Schritt, der mir damals schon zeigte, dass Mut belohnt wird. Nach einigen Jahren machte ich eine Umschulung zur IT-Fachkraft und erlangte eines der damals begehrten Microsoft Zertifizierungen. Meine Berufslaufbahn als IT-Consultant begann, und sollte noch weitere 25 Jahre andauern. Nebenbei studierte ich BWL, um mein technisches Wissen zu ergänzen. Ich hatte unglaublich spannende Projekte an Orten wie Athen, London, Mailand und den Vereinten Nationen in Genf. Meine wichtigsten Learnings als junger Mensch: Die beste Investition ist immer die, in die eigene Bildung, und Information ist der Schlüssel zum Erfolg!
Du bist Gründerin von JUNGSundMEER Jewelry und gleichzeitig aber auch weiterhin beruflich in anderen Rollen aktiv. Wie kam es dazu, dass Du neben Deines Jobs gegründet hast?
Begonnen hat alles mit meiner Liebe zu kreativen Dingen. Ich konnte mich stundenlang in Pinterest-Boards verlieren und hatte immer Freude an handwerklichen Dingen. Nach meiner Trennung musste ich aus privaten und beruflichen Gründen mit meinem kleinen Sohn umziehen. Ein neuer Lebensabschnitt als alleinerziehende Mama begann, und brachte einige Herausforderungen mit sich. Ich hatte nicht mehr die gleichgroßen Räumlichkeiten zur Verfügung und musste mir überlegen, wie ich meiner Leidenschaft auf kleinstem Raum nachgehen konnte. So bin ich auf die wundervolle Welt der Schmuckherstellung gestoßen. Klein, aber fein! Eine Freundin ermutigte mich, meine ersten Entwürfe auf einem lokalen Designmarkt auszustellen und ab diesem Moment hatte ich Feuer gefangen. Die Erfahrung, dass es Menschen gab, die meine Ideen und Kreationen so sehr wertgeschätzten, dass sie diese kauften, hat mich total berührt. JUNGSundMEER Jewelry war geboren. Von da an wurde ich mutiger! Meine Schmuckstücke wurden aufwendiger, die Kollektionen änderten sich und ich habe mich mit unterschiedlichen Materialien auseinandergesetzt. Von den damaligen ersten Versuchen zu meinen
heutigen Statement-Pieces hat sich viel verändert, aber die Faszination ist geblieben.
Welche Routinen oder Strukturen helfen Dir, Deinen Hauptjob, Business und Privatleben unter einen Hut zu bekommen, ohne auszubrennen?
Es ist wichtig zu verstehen, dass wir uns von der Erwartung anderer verabschieden dürfen. Wir dürfen lernen, dass die Aufgaben, die wir haben sich eben nicht vereinbaren lassen, sondern dass es ein dynamisches Jonglieren von unterschiedlich Bällen ist, die ihr Gewicht jeden Tag aufs Neue verändern. Im Idealfall kann ich im Vorfeld bereits entscheiden, welchen Ball ich fange und welchen ich fallen lassen werde. Manchmal funktioniert das aber auch nicht und ich muss spontan entscheiden. Wichtig ist nur, zu akzeptieren, dass Bälle definitiv herunterfallen werden, und ich damit „fein“ sein darf. Natürlich habe ich in den Jahren unterschiedlichste Tools zur Organisation der vielen Aufgaben verwendet. Der Game-Changer für mich war jedoch die Erkenntnis, dass es keine Vereinbarkeit gibt, sondern nur die Bereitschaft für meine täglichen Priorisierungen einzustehen und diese zu akzeptieren.
Was ist Dein größtes Learning seit Deiner Zeit im Sidepreneurship?
Ich habe gelernt, auf meine innere Stimme zu hören und mich neu zu erfinden, auf einem ganz anderen Gebiet, als mein ursprünglicher Job. Ich habe verstanden, wie wichtig das Netzwerken ist, und dass wir Frauen uns
gegenseitig so sehr unterstützen und ermutigen können.
Was bedeutet Erfolg für Dich heute und hat sich Deine Definition davon seit der Gründung verändert?
Durch die Gründung von JUNGSundMEER Jewelry konnte ich mein Verständnis von Erfolg erweitern und über mein Angestelltenverhältnis hinaus definieren. Man entdeckt neue Fähigkeiten und bekommt sehr viel Inspiration aus
der Gründerszene, mit der man als klassische Angestellte sonst eher nicht in Berührung kommt. Ich habe neue Role-Models für mich entdeckt und meinen Horizont erweitert.