STRIVE Redaktion
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„Du musst nicht alles allein können, aber du musst wissen, wie du wachsen kannst."

Simone Ulmer zählt zu den profiliertesten Stimmen der Immobilienbranche. Nach knapp zwei Jahrzehnten hat sie sich für einen bewussten Richtungswechsel entschieden und bringt ihr Gespür für Wirkung, Netzwerke und Kommunikation nun bei Feldhoff & Cie. ein. Ein Gespräch über berufliche Neuanfänge, über Sichtbarkeit als strategisches Werkzeug und darüber, was ein gutes Netzwerk ausmacht. 

„Du musst nicht alles allein können, aber du musst wissen, wie du wachsen kannst."
Simone Ulmer ist Geschäftsführerin des Kommunikationsberaters Feldhoff & Cie | Foto: Feldhoff & Cie.

Liebe Simone, stell Dich doch mal kurz vor: Wie sah Dein Weg bisher aus und wie bist Du an den Punkt gelangt, an dem Du heute stehst?

Ich wollte ursprünglich zur Polizei. Das war mein großer Traum. Doch meine Sehschwäche machte ihn zunichte. Also traf ich eine strategische Entscheidung und überlegte, welches Feld dauerhaft Relevanz haben würde: Immobilien oder Steuern. Es wurden die Immobilien. Drei immobilienwirtschaftliche Studienabschlüsse später war mir klar, dass Wissenschaft und Theorie nicht meins sind. Ich liebe den Austausch mit Menschen, bin begeisterungsfähig, besitze eine vertriebliche Ader und man sagt mir nach, ich hätte eine große Klappe. Ich arbeitete 16 Jahre in einer Weiterbildungsinstitution, vom Start als Studentin bis zur geschäftsführenden Gesellschafterin. Anfang 2020 verkaufte ich meine Anteile, plante eine Reise, dann kam Corona. Im Juni 2020 folgte der Wechsel zu Feldhoff & Cie.

 

Was hat Dich überzeugt, nach vielen Jahren in der Geschäftsführung beruflich noch einmal neu zu starten? Was war ausschlaggebend für Deinen Wechsel zu Feldhoff & Cie.?

Ich lebe nach dem Motto: Love it, change it or leave it. Und nach 16 Jahren in (m)einem Unternehmen wurde der Wunsch nach etwas Neuem immer größer. Da kam Paul Jörg Feldhoff ins Spiel. Paul und ich kennen uns seit dem Erststudium. Über die Jahre hatten wir immer wieder Berührungspunkte, sei es durch Kooperationen oder gemeinsame Veranstaltungsbesuche. Als ich über meinen Ausstieg nachdachte, stand er mir beratend zur Seite. Und nicht nur das: Er machte mir ein sehr spannendes Angebot: die Geschäftsführung im Bereich Kongress- und Eventmanagement bei Feldhoff & Cie. Eine Chance, die ich gerne ergriffen habe. Es war, als würden sich die Puzzleteile zusammenfügen.

 

Wie unterscheidet sich Deine aktuelle Position bei Feldhoff & Cie. von Deiner vorherigen Rolle?

In vielerlei Hinsicht grundlegend. Was mich besonders motiviert, sind die Gestaltungsfreiheit, das Vertrauen, die Förderung und die Professionalität, die mir entgegengebracht werden. Als ich anfing, hatten viele Bedenken, ich könnte im Schatten des Gründers untergehen. Aber das Gegenteil war der Fall: Ich habe maximale Unterstützung bekommen, und es wurde ganz bewusst gefordert, dass ich mich sichtbar mache.

 

Ein Firmenmotto lautet bei uns: „Brennen, Feuer, Leidenschaft.“ Das beschreibt nicht nur unsere Unternehmenskultur, sondern auch mich ziemlich gut.

 

Worüber wird in Deiner Branche noch viel zu wenig gesprochen?

Über Ethik und Moral. Stil und Anstand. Die Immobilienwirtschaft hat leider einen schlechten Ruf, und das ist zum Teil auch berechtigt. Die Akteure, die diesen Ruf prägen, sind bekannt, aber kaum jemand davon wird öffentlich „angezählt“. Dabei gibt es so viele engagierte, integre Menschen und Unternehmen in der Immobilienwelt, die fallen nur weniger auf. So entsteht in der öffentlichen Wahrnehmung ein verzerrtes Bild. Das finde ich schade, und daran arbeiten wir.

 

Mein Wunsch: mehr „ehrbare Kaufmannsleute“!

 

Wie schafft Ihr es, mit euren Events (z. B. dem Real Estate Summit) nicht nur Sichtbarkeit zu erzeugen, sondern echten Business-Impact zu stiften?

Wir setzen auf Relevanz. Unsere Themen bewegen die Branche wirklich. Wir nutzen unser Netzwerk, um spannende, inspirierende Persönlichkeiten auf die Bühne zu holen. Auch solche, die in unserer Bubble noch nicht bekannt sind. Uns geht es um ehrlichen, offenen Austausch, um kontroverse Diskussionen, um innovative Ideen. Unsere Veranstaltungen sollen Plattformen sein, auf denen echte Impulse entstehen und Neues möglich wird. Und wir bringen die richtigen Menschen zusammen.

 

In welchen Momenten hast Du das Gefühl, wirklich etwas zu bewirken?

Wenn ich die Rückmeldung bekomme, dass ich Inspiration gegeben habe. Sei es durch Themen und Speaker auf unseren Events, in persönlichen Gesprächen, in denen ich Veränderungen mit angestoßen habe, durch meine wilden Ideen, die funktionieren (von denen vorher alle gesagt haben: „Das geht nicht“), oder wenn neue Geschäftsansätze entstanden sind durch Menschen, die ich zusammengebracht habe. Dann weiß ich: Meine Arbeit hat Wirkung.

 

Wann hast Du angefangen, Sichtbarkeit und Netzwerken für Dich zur Priorität zu machen? Was hält besonders Frauen noch davon ab, und wie schaffen wir den Wandel?

Ich war schon immer neugierig und offen, Netzwerken fiel mir leicht, wenn auch lange ohne klare Strategie. Mit meinem Wechsel zu Feldhoff & Cie. änderte sich das: Sichtbarkeit schaffen ist mein Job. Heute gehe ich das strategisch an.

 

Sichtbarkeit gilt bei Frauen leider oft als Ego-Thema. Netzwerken hat wenig Priorität. Viele meinen, erst müsse alles erledigt sein, bevor dafür Zeit bleibt. Dazu kommen strukturelle Hürden. Viele Unternehmen unterstützen Netzwerkarbeit nicht aktiv. Wer Kinder hat, ist abends weniger flexibel. Hinzu kommen Unsicherheiten beim Small Talk und die Angst vor unangenehmen Situationen bei Abend-Events. Ein lockeres Lunch-Date kann da eine sichere, niedrigschwellige Alternative sein.

 

Was macht für Dich ein gutes Netzwerk aus und was fehlt aus Deiner Sicht den meisten klassischen Business-Netzwerken?

Für mich ist ein gutes Netzwerk vor allem fokussiert. Es braucht ein klares Thema, eine bewusste Auswahl der Mitglieder und eine gewisse Exklusivität, nicht im Sinne von Abschottung, sondern als Qualitätssicherung. Und es braucht aktives Führen. Netzwerke funktionieren nicht von allein, sie müssen gestaltet und gepflegt werden.

 

Welche Veränderungen wünschst Du Dir langfristig für die Immobilienbranche, und was müsste passieren, damit sie Realität werden?

Da gäbe es vieles. Grundlegend wünsche ich mir mehr Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit, Demut, aber auch Leidenschaft. Es braucht ein stärkeres gesellschaftliches Engagement, ein Bewusstsein dafür, dass wir alle Verantwortung tragen. Wenn jede und jeder ein bisschen Zeit, Talent oder Ressourcen pro bono einbringen würde, könnten wir gemeinsam enorm viel bewegen.

 

Welchen Rat würdest Du Deinem jüngeren Ich heute mit auf den Weg geben?

Erkenne deine Stärken und nutze sie. Hol dir Rückmeldung aus deinem Umfeld, frag Menschen, wie sie dich sehen. Eine meiner Lieblingsfragen lautet: „Wie würdest du mich mit drei Schlagworten beschreiben?“ Und für deine Schwächen hol dir Unterstützung, etwa durch Coachings. Du musst nicht alles allein können, aber du musst wissen, wie du wachsen kannst.

 

 

| Foto: Feldhoff & Cie.

Zur Person

Simone Ulmer ist Geschäftsführerin bei Feldhoff & Cie. und zählt zu den profiliertesten Kommunikatorinnen der Immobilienbranche. Mit 25 Jahren Berufserfahrung vereint sie umfassende Expertise in der Immobilienwirtschaft mit einem ausgeprägten Gespür für strategische Live-Kommunikation. In ihrer Rolle verantwortet sie unter anderem hochkarätige Eventformate, durch die sie Unternehmen gezielt zu mehr Sichtbarkeit, Vernetzung und Positionierung verhilft.

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