Was hat Dich dazu bewegt, den Großkonzern zu verlassen und Dein eigenes Beratungsunternehmen zu gründen?
Meine Zeit im Großkonzern war sehr wertvoll für mich, mit klaren Strukturen, Prozessen und tollen Kolleg:innen. Aber irgendwann wollte ich schneller gestalten und echte Wirkung erzielen, näher an den Herausforderungen des Alltags. Marc, mein Mann und Mitgründer, und ich merkten, dass der Markt eine Beratung braucht, die nicht nur Konzepte liefert, sondern auch operativ umsetzt. So entstand die Idee zu Siventus, um genau diese Lücke zu schließen.
Gab es auch mal einen Moment, in dem Du alles hinschmeißen wolltest? Was hat Dich davon abgehalten?
Den gab es. Interessanterweise nicht in der Unternehmensgründung, sondern ganz am Anfang meiner Karriere in der Strategieberatung: Ich fühlte mich oft verunsichert, in Meetings wurden kaum Rückfragen gestellt. Alle schienen alles zu wissen, nur ich nicht. Da habe ich echt an mir gezweifelt. Irgendwann beschloss ich, meine Fragen trotzdem zu stellen. Und merkte schnell: Wirklich gute Antworten hatte niemand parat. Heute ist genau das meine Stärke: klare, intelligente Fragen zu formulieren und als „Türöffnerin“ in schwierigen Gesprächen voranzugehen.
Was würdest Du als Deinen bisher größten Erfolg bezeichnen?
Das würde ich bei mir nicht auf ein spezifisches Ereignis beziehen, sondern auf meinen gesamten bisherigen Weg: Ich komme nicht aus einem Akademiker-Haushalt oder aus einer wohlhabenden Unternehmerfamilie. Dass ich trotzdem zwei Abschlüsse von sehr guten Unis machen und acht Jahre im Ausland leben und arbeiten konnte und jetzt Unternehmerin und Beirätin bin, ist für mich absolut nicht selbstverständlich. Da bin ich wirklich stolz drauf und möchte auch anderen Menschen Mut machen, ihren eigenen Weg zu gehen.
Welche Entscheidung hat in Deinem Leben bisher den größten Unterschied gemacht?
Definitiv die Entscheidung, im Studium ehrenamtlich den World Business Dialogue mitzuorganisieren, damals der größte studentische Wirtschaftskongress weltweit. Das war Unternehmertum, Teamführung und Networking pur. Die Erfahrungen und Kontakte von damals begleiten mich bis heute und haben mich in meiner Hands-on-Mentalität und meinem Mut bestärkt.
Was würdest Du Deinem jüngeren Ich heute raten mit dem Wissen, das Du heute hast?
Mehr „Der Weg ist das Ziel“, weniger „Nach A kommt B kommt C". Ich war schon immer sehr diszipliniert und ehrgeizig, was prinzipiell gut ist. Allerdings habe ich Erfolge lange immer nur abgehakt und direkt mit Vollgas das nächste Ziel ins Auge genommen, anstatt mich auch mal zu freuen und den Weg, den Prozess dahin, bewusst wahrzunehmen.