STRIVE-Redaktion
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"Ich möchte meine Lebenszeit dazu nutzen, die Welt ein klein wenig besser zu machen"

Als Brandoberinspektor und Berufsfeuerwehrmann ist Christian Rohrbacher für die Sicherheit der Menschen im Einsatz. Gleichzeitig nutzt er seine Stimme als Corporate Influencer auf LinkedIn, um auf gesellschaftlich relevante Themen aufmerksam zu machen. Im STRIVE Spotlight erzählt er, wie er Einsatz und Einfluss miteinander verbindet, was echter Impact für ihn bedeutet und warum soziale Berufe mehr Aufmerksamkeit verdienen denn je.

"Ich möchte meine Lebenszeit dazu nutzen, die Welt ein klein wenig besser zu machen"
Brandoberinspektor und Berufsfeuerwehrmann Christian Rohrbacher | Foto: Christian Rohrbacher

Du bist Brandoberinspektor bei der Landeshauptstadt München, Berufsfeuerwehrmann und gleichzeitig erfolgreicher Content-Creator. Wie bringst Du diese Welten zusammen und was motiviert Dich, neben dem Hauptjob so viel Zeit in Deinen LinkedIn-Content zu investieren? Welche Herausforderungen erlebst Du dabei?

Die verbindende Kraft ist sicherlich die Leidenschaft für Content-Creation und Feuerwehr. Guten Content zu erstellen, eigene Ideen von A bis Z umzusetzen und dann Realität werden zu lassen – das löst in mir eine tiefe Zufriedenheit aus. Natürlich genauso wie ein gelungener Einsatz, bei dem wir ein Leben retten oder eine andere Gefahr abwenden können. Da liegt es nur nahe beides zusammen zu bringen. Aber ja, das alles kostet viel Zeit. Auch viel Freizeit. Das ist vielleicht die größte Herausforderung dabei: Wie gestalte ich das Zeitmanagement entsprechend, um auch meiner Familie und meinen Bedürfnissen gerecht zu werden


Wie gelingt es Dir, komplexe und wichtige Themen wie Feuerwehr-Einsätze und gesellschaftliche Verantwortung verständlich und spannend zu vermitteln? Arbeitest Du dabei mit einer bestimmten Strategie oder eher intuitiv?

Ein wirkliches Strategiepapier oder gar einen Kommunikationsplan habe ich da nicht – und das auch ganz bewusst. In vielen anderen Bereichen und Teams ist das völlig legitim und vermutlich auch unbedingt notwendig. Doch ich bin alleine für meinen Content verantwortlich und habe festgestellt, je öfter ich mich in starren Mustern und Vorgaben bewege, desto geringer ist der kreative Output den ich damit generieren kann. Also eher intuitiv.

Ich habe aber einen Grundsatz, den ich versuche bei all meinen Posts zu befolgen: Einfacher und ehrlicher Ausdruck, wenige Fachbegriffe und eine Prise Emotionen oder Personality mit einbringen. Et voilà!


Du sprichst oft über mentale Gesundheit, Gleichberechtigung und Demokratie. Warum liegen Dir gerade diese Themen besonders am Herzen? Wie reagiert Deine Community darauf, und gibt es auch mal Gegenwind? Und wenn ja, wie gehst Du damit um?

Nun könnte ich sagen: Ich habe als Beamter einen Eid auf unsere Verfassung geschworen, mich verpflichtet für unsere demokratischen Werte in besonderem Maße einzustehen. Aber das wäre zu kurz gefasst. Ich möchte meine gegebene Lebenszeit wirklich dazu nutzen, die Welt irgendwie ein klein wenig besser zu machen. Für Notleidende im Einsatz, aber auch für diskriminierte Menschen, die ebenfalls leiden aber vielleicht einfach nicht über meine Privilegien verfügen.
Sicherlich gibt es da auch mal Gegenwind! Konstruktiv vorgebracht, kann der Gegenwind und der folgende Austausch dann aber für alle eine enorme Bereicherung sein.


Welche Reaktionen oder Erlebnisse haben Dich zuletzt am meisten bestärkt, diesen Weg weiterzugehen?

Ein enormer Booster war natürlich, dass ich in diesem Jahr mit dem Corporate-Influencer-Award in der Kategorie IMPACT von The People Branding Company ausgezeichnet wurde. Das war eine große Sache für mich! Trotz meiner eher geringen Reichweite und den verhältnismäßig wenigen Beiträgen konnte ich viele Menschen für meine Sicht und meine Themen begeistern. Das ist so großartig! Am allermeisten motivieren mich jedoch die stillen Nachrichten oder Kommentare. Diejenigen, die so persönlich sind und mir sagen wie sehr meine Beiträge berühren, wie sehr sie zum Denken anregen und einen Unterschied machen. Das treibt mir teilweise echt Tränen in die Augen.

Was bedeutet „Impact“ für Dich persönlich – sowohl in Deinem Beruf als Feuerwehrmann als auch als Corporate Influencer?

Impact bedeutet für mich, dass ich, hier wie dort, einen echten Unterschied für die Leser:innen und Zuschauer:innen machen kann. Dass ich eine neue Perspektive einbringe oder Denkanstöße liefere, die in der Folge etwas Positives auslösen. Impact kann aber auch bedeuten, bewusst aus einem Schema auszubrechen. Wenn ich mich z. B. als weißer, Hetero-Mann (und auch noch in Feuerwehruniform!) für mehr Geschlechtergerechtigkeit einsetze, dann löst das Emotionen und Diskurs aus. Positiv wie negativ.
Die Fähigkeit also, Menschen zum Handeln zu bewegen – das ist Impact würde ich sagen.


Welche Rolle spielt Community für Dich auf LinkedIn? Liest Du Kommentare, tauscht Du Dich mit Deinen Followern aus, und wie beeinflusst dieser Dialog Deine Arbeit?

Der Austausch mit der Community ist eminent wichtig für mich! Ich möchte mit meinem Content ja keine unidirektionale Werbebotschaft senden oder mich als allwissender Lifecoach aufspielen! Es geht mir vor allem darum, mit vielen unterschiedlichen Menschen in Berührung zu kommen, ihnen meinen Standpunkt, meine Erfahrungen zu erklären um dann in einen gewinnbringenden Dialog zu gehen. Ich lerne ja selbst so viel von den Menschen durch meine eigenen Postings!
Also ja, ich lese alle hunderte Kommentare/Nachrichten und ich versuche sie auch alle zu beantworten – auch wenn es manchmal ein paar Tage dauern kann…


Wie können junge Menschen Deiner Meinung nach motiviert werden, Berufe mit gesellschaftlicher Relevanz, wie beispielsweise die Berufsfeuerwehr zu wählen? Was würdest Du ihnen auf ihrem Weg mitgeben?

Eine sehr tiefgreifende Frage… Ich möchte sie mit einer Einsatzsituation beantworten: Vor vielen Jahren fuhr ich mit einer 70-jährigen, schwer kranken Patientin im Rettungswagen in die Klinik. Kurz bevor wir ankamen, nahm sie meine Hand, sah mich mit Tränen in den Augen an und sagte: „Sie sind heute für mich ein Engel. Ich habe niemanden mehr. Doch wenn ich weiß, dass Menschen wie Sie auf mich aufpassen, dann ist das Alleinsein gar nicht mehr so schwer.“

 Wir müssen nur unsere Tausenden schönen Geschichten erzählen. Echt. Nah. Subjektiv. Vielleicht können wir zeigen, wieviel echtes Lebensglück, Sinn und aufrichtige Zufriedenheit für junge Menschen in all diesen Berufen zu finden ist

Foto: Christian Rohrbacher

Zur Person

Christian Rohrbacher ist Brandoberinspektor bei der Berufsfeuerwehr München und Gewinner des Corporate Influencer Awards 2025 in der Kategorie Impact von The People Branding Company. Nach seiner Ausbildung bei Siemens und mehreren Jahren im Bereich Prototyping entschied er sich 2009 für den Wechsel zur Feuerwehr. Nebenbei ist Christian Rohrbacher passionierter Content-Creator und Videoproduzent mit eigenen YouTube-Kanälen, über die er die Arbeit der Feuerwehr einem breiten Publikum näherbringt.