Liebe Bianca, stell Dich doch mal kurz vor: Wie sah Dein Weg bisher aus, und wie bist Du an den Punkt gelangt, an dem Du heute stehst?
Mein Weg sieht aus wie ein EKG, geprägt von der Dynamik des Lebens. In Kairo habe ich erlebt, dass Bildung nichts nützt, wenn Sprache trennt. Sprache wurde für mich zum Schlüssel für Identität und Verbindung. Wieder zurück in Deutschland gründete ich eine Sprachschule, um Kleinkindern Englisch beizubringen. 10 Jahre später suchte ich in der Medizin nach dem, was uns stärkt und heilt. Eine persönliche Krise führte mich zum Coaching, zum Vertrauen ins Leben. Der MBAI schließlich öffnete die Tür zur KI und verband alles: Sprache, Bewusstsein, Wandel und Technologie.
Was hat Dich dazu motiviert, AIVa zu gründen?
Jetzt, wo Wissen, Fleiß und Technik unbegrenzt verfügbar sind, braucht es Qualitäten, die bisher belächelt wurden: Empathie,
Intuition, das verbindende Denken in Systemen. All das Wissen, das große Sprachmodelle heute kuratieren, ist stark maskulin geprägt. Es braucht uns Frauen, um Balance und Bewusstsein hineinzubringen. Mit AIVa möchte ich einen Raum öffnen, in dem weibliche Qualitäten Führung und Technologie gestalten. Nicht im Gegensatz zum Männlichen, sondern als heilsame Ergänzung für eine neue Zeit.
Welche Erfahrung oder Erkenntnis hat Dich auf Deinem Weg am meisten geprägt?
Am meisten geprägt haben mich Enttäuschungen. Sie haben mir gezeigt, wo ich mich Illusionen hingegeben habe, wo ich nicht (ausreichend) hinterfragt habe. Das hat mir gezeigt, dass nichts im Leben selbstverständlich ist, egal wie alt und beständig etwas schon gewesen ist, kein Erfolg, keine Rolle, keine Beziehung. Ich war mir zu lange meiner Absicht
nicht bewusst und bin stattdessen in Rollen aufgegangen statt in mir.
Was sind die Themen, über die in Deinem Businessumfeld noch zu wenig gesprochen wird?
Im Kontext von KI sprechen wir viel über Effizienz und Schnelligkeit, wenig über Bewusstsein. Uns läuft die Zeit davon, wir sind eingeladen, uns mit zu entwickeln. Für mich heißt das: Die Technik der Technik zu überlassen und uns wieder auf
das Wesentliche zu konzentrieren, den Menschen, unsere Beziehungen und die Stille dazwischen. Das Außen ist laut geworden. Nur in der Stille erkennen wir, was uns wirklich ausmacht. Leistung braucht eine neue Definition. Unser Wert liegt nicht im Leisten, sondern im Sein, im Magma zwischen Mensch und Maschine.
Mit dem VaiBe Framework hast Du ein eigenes Modell entwickelt, um Unternehmen in ihrer Kultur- und Führungsentwicklung zu unterstützen. Wie ist VaiBe entstanden und was unterscheidet es von klassischen Ansätzen in diesem Bereich?
Entstanden ist VaiBe, indem ich mein Wissen verein und mich gefragt habe, worum es in dieser Zeit, besonders im Umgang mit KI, wirklich geht. KI macht uns alle zu Führenden. Und wer führt, muss wissen, wer er ist. VaiBe ist kein Tool, sondern ein Bewusstseinsprozess, die Einladung und der Brutkasten, das laute Außen von innen heraus zu führen, statt sich davon führen
zu lassen. Es ist einzigartig, weil es Führung, Kultur und KI nicht trennt, sondern integriert; Mensch und Technologie in einem lebendigen Dialog.