Julia Wyrwich
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„Für mich bedeutet Erfolg, ein Unternehmen zu führen, das Werte, Qualität und Nachhaltigkeit vereint.“

Als junge Winzerin, Unternehmerin und Mutter hat Juliane Eller früh erfahren, wie viel Verantwortung und Mut in einem Familienbetrieb stecken. Mit 23 Jahren übernahm sie das Weingut ihrer Eltern in Rheinhessen und entwickelte daraus JUWEL Weine. Ein Unternehmen, das hochwertige, charaktervolle Weine mit nachhaltigem Anbau und innovativen Partnerschaften verbindet. Im Interview erzählt sie, wie sie Herausforderungen als Wachstumschance nutzt, warum es wichtig ist, neue Wege in einer traditionsreichen Branche zu gehen, und wie bewusstes Handeln und Leidenschaft langfristig zu nachhaltigem Erfolg führen. Außerdem spricht sie darüber, wie sie Beruf und Familie in Einklang bringt und warum Leidenschaft, Mut und Ausdauer entscheidend sind, um langfristig zu wachsen.

„Für mich bedeutet Erfolg, ein Unternehmen zu führen, das Werte, Qualität und Nachhaltigkeit vereint.“
Juliane Eller, Winzerin aus Rheinhessen und Gründerin von JUWEL Weine | Foto: Peter Bender

Liebe Juliane, stell Dich doch mal kurz vor: Wie sah Dein Weg bisher aus, und wie bist Du an den Punkt gelangt, an dem
Du heute stehst? 

Ich bin Juliane Eller, Winzerin aus Rheinhessen und Gründerin von JUWEL Weine. Als jüngste von zwei Töchtern habe
ich 2013 das Weingut meiner Eltern übernommen und meine eigene Vision umgesetzt: hochwertige Weine mit Charakter, nachhaltiger Anbau sowie eine Marke mit Wiedererkennungswert und einzigartigen Partnerschaften. Bis heute verbinde ich Tradition mit Zukunft, schaffe ein Bewusstsein für Qualität und zeige, dass Veränderung im Weinbau möglich und notwendig ist.

 

Welche Erfahrung hat Dich auf Deinem Weg als Winzerin & Gründerin am meisten geprägt?  

Am meisten geprägt hat mich der Moment der Übernahme des Weinguts, denn meine Eltern haben mir damit ihr Lebenswerk und ihre gesamte Existenz in die Hände gelegt – eine unglaublich wertvolle Basis. Von da an trug ich nicht nur die Verantwortung für die bereits geleistete Arbeit meiner Familie, sondern auch für den weiteren Weg des Betriebes. Besonders die ersten herausfordernden Jahrgänge haben mir gezeigt, wie wichtig Klarheit, Mut und Zusammenhalt sind. Diese Verantwortung begleitet mich bis heute. Sie fordert, prägt und motiviert mich, jeden Tag bewusste Entscheidungen für die Zukunft zu treffen.


Welche Annahme über Deine Branche würdest Du gern widerlegen?  

Ich würde gern die verbreitete Annahme widerlegen, dass Weinbau etwas Altmodisches oder Verstaubtes mit sich bringt. Unsere Branche hat sich stark verändert: sie ist modern, innovativ und offen für neue Wege. Wein entsteht heute nicht nur hinter verschlossenen Kellertüren, sondern auch durch mutiges Denken und nachhaltiges Handeln. Durch einzigartige
Partnerschaften und Kooperationen tauchen wir in verschiedenste Branchen ein, dürfen uns mit Blick über den Tellerrand inspirieren lassen und wahre Herzensprojekte mit besonderen Menschen umsetzen. So machen wir Wein auf eine
ganz andere Weise erlebbar und verbinden ihn mit echten Emotionen und unvergesslichen Erlebnissen.

 

Wie definierst Du Erfolg für Dein Business?  

Für mich bedeutet Erfolg, ein Unternehmen zu führen, das Werte, Qualität und Nachhaltigkeit vereint. Es geht nicht nur um
Umsatz oder Auszeichnungen, sondern darum, etwas zu schaffen, das bleibt: Weine, die Menschen begeistern, Momente, die in Erinnerung bleiben, ein Team, das gemeinsam wächst und ein Betrieb, der Verantwortung für Natur und Region
übernimmt. Erfolg zeigt sich darin, langfristig bewusst zu handeln, Innovation und Tradition zu verbinden und die eigene Vision konsequent umzusetzen. Somit möchte ich ein Unternehmen aufbauen, das auch für kommende Generationen Bestand hat.


Wofür willst Du mit JUWEL Weine stehen, heute und in Zukunft? 

JUWEL Weine stehen für Qualität, Nachhaltigkeit und Authentizität. Unsere hochwertigen Weine sollen charaktervoll und unverfälscht sowohl meine persönliche Handschrift als auch ihre Herkunft Rheinhessen widerspiegeln. Außerdem bedeutet eine nachhaltige Weinwirtschaft für mich, dass wir nicht mehr Ressourcen verbrauchen als nachwachsen können. Mit besonderen Kooperationen wollen wir auch branchenübergreifend Menschen erreichen und ein Bewusstsein für Wein, die
Landwirtschaft, das pure Handwerk und nachhaltigen Genuss schaffen.

Welche Hürde hat Dich bisher am meisten gefordert, und wie bist Du damit umgegangen?  

Die größte Hürde war, mich als junge Frau mit nur 23 Jahren in einer bis dato männerdominierten Branche zu behaupten und gleichzeitig die Verantwortung für das gesamte Familienweingut zu tragen. Gerade die Anfangszeit hat mir gezeigt, wie wichtig Durchhaltevermögen, schnelle Entscheidungen und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten sind. Ich habe gelernt,
Schritt für Schritt Lösungen zu entwickeln, Prioritäten zu setzen und mich mit Mut und Konsequenz in einem traditionellen Umfeld zu behaupten – so sind aus Herausforderungen wertvolle Wachstumschancen geworden.

 

Gibt es eine Entscheidung in Deiner Karriere, die im Nachhinein anders gelaufen ist als geplant, die Dich aber weitergebracht hat?

 Ja, denn gerade die größte Entscheidung, das Weingut meiner Eltern zu übernehmen, war ursprünglich überhaupt nicht
geplant. Zwar bin ich inmitten von Reben und Hofalltag aufgewachsen, wollte aber einen ganz anderen handwerklichen Berufsweg einschlagen. Erst nach meinem einjährigen Praktikum im Spitzenweingut Keller in Flörsheim-Dalsheim entdeckte
ich meine brennende Leidenschaft für unser Kulturgut Wein. Rückblickend hat mich genau diese Zeit enorm geprägt und zu dem gebracht, wo ich heute stehe. Es sind oft die unerwarteten Herausforderungen, die uns die größten Chancen zum persönlichen und unternehmerischen Wachstum bieten.

 

Welche Begegnung hat Dich zuletzt nachhaltig beeindruckt? 

Tatsächlich gibt es da nicht diese eine besondere Begegnung. Für mich sind es die vielen kleinen Augenblicke, in denen ich junge Frauen und Gründerinnen aus außergewöhnlichen Branchen treffen darf, die mich beeindrucken. Zu sehen, wie sie Grenzen sprengen, Verantwortung übernehmen und dabei so authentisch und erfolgreich sind, berührt mich tief. Der gemeinsame Austausch über Erfahrungen und Hürden ist für mich unglaublich inspirierend, denn vor allem in solch nischigen Wirtschaftszweigen wie unserer Weinbranche, gibt es oftmals so viele Parallelen.

 

Wie gelingt Dir die Balance zwischen Karriere und Privatleben? 

Die Balance gelingt mir vor allem, indem ich mir bewusst Zeit für die Dinge einplane, die wirklich zählen. Mein Team
ermöglicht es mir, Verantwortung zu teilen und hält mir den Rücken frei, sodass ich mich ganz bewusst auf die Zeit mit meiner Familie konzentrieren kann. Besonders seit der Geburt unseres Kindes genießen wir jeden kleinen, wertvollen Moment. Natürlich ist es ein ständiges Austarieren zwischen beruflichen Verpflichtungen und persönlichen Freiräumen, aber gerade aus bewussten Pausen und Auszeiten schöpfe ich enorm viel Kraft, Leidenschaft und Freude.

 

Was würdest Du Deinem jüngeren Ich heute raten?
Führe ein selbstbestimmtes Leben, sei dir deiner selbst immer bewusst und vertraue auf dein Bauchgefühl, auch wenn der
Weg manchmal schwierig erscheint. Unsicherheiten und Fehler gehören zum Lernen dazu und sind oft die größten Chancen, persönlich und beruflich zu wachsen. Außerdem würde ich die jüngere Juliane in ihrer Vision bestärken, dass
Leidenschaft, Ausdauer und Mut sich langfristig auszahlen.

Zur Person

Juliane Eller ist Winzerin aus Rheinhessen und Gründerin von JUWEL Weine. Mit gerade einmal 23 Jahren übernahm sie das Familienweingut und formte daraus ein Unternehmen, das Tradition, Qualität und nachhaltiges Denken neu verbindet. Nach einem prägenden Praktikum im Spitzenweingut Keller entdeckte sie ihre Leidenschaft für das Kulturgut Wein und entschied sich, Verantwortung zu übernehmen. Für das Lebenswerk ihrer Eltern, die Zukunft des Betriebs und ihren eigenen Weg als Unternehmerin.H eute steht Juliane für modernen, innovativen Weinbau, der bewusst mit Ressourcen umgeht und durch klare Vision, Mut und handwerkliche Präzision überzeugt.

Foto: Peter Bender