STRIVE Redaktion
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„Führung heißt nicht, alles selbst zu lösen, sondern Räume zu schaffen, in denen andere wachsen können."

Nach zwei eigenen Gründungen im E-Commerce entdeckte Monica Wimmer, Geschäftsführerin der Mindful Business UG, ihre eigentliche Leidenschaft: nicht Produkte zu entwickeln, sondern Menschen und Organisationen beim Wachsen zu begleiten. Heute unterstützt sie als Wirtschaftspsychologin und Coach Wachstumsunternehmen dabei, Strukturen zu schaffen, in denen Leistung und Vertrauen kein Widerspruch sind. Im Interview spricht sie darüber, warum Führung ohne Selbstreflexion nicht funktioniert, weshalb Coaching weit mehr ist als „Soft Skill“ und wie Unternehmen eine Kultur schaffen können, in der Menschen wirklich ihr Potenzial entfalten. Außerdem verrät sie, was sie antreibt, wie sie mit Rückschlägen umgeht und warum sie überzeugt ist: Nachhaltiger Erfolg beginnt im Kopf und im Team.

„Führung heißt nicht, alles selbst zu lösen, sondern Räume zu schaffen, in denen andere wachsen können."
Monica Wimmer, Gründerin und Geschäftsführerin der Mindful Business UG | Foto: Mirjam Hagen

Liebe Monica, stell Dich doch mal kurz vor: Wie sah Dein Weg bisher aus, und wie bist Du an den Punkt gelangt, an dem Du heute stehst?
Ich bin Wirtschaftspsychologin, Unternehmerin und Coach für Wachstumsunternehmen. Nach meinen ersten zwei Gründungen 2014 und 2025 im E-Commerce habe ich schnell gemerkt: Mich faszinieren weniger Produkte, sondern die Menschen dahinter. Ich bin unglaublich dankbar für das, was ich durch meine Unternehmen lernen durfte. Heute begleite ich Teams und Führungskräfte dabei, Strukturen zu schaffen, in denen Wachstum, Vertrauen und Leistung kein Widerspruch sind. Mein Weg war nie linear, aber immer von Neugier, Mut und Weiterentwicklung geprägt.

Welche Erfahrung hat Dich auf Deinem Weg am meisten geprägt?
Der Tod meiner Mutter als ich 19 war hat mich sehr geprägt. Ein solches Lebensereignis macht natürlich etwas mit einem. Noch dazu war ich dabei, als sie verstorben ist. Das hat mir einen ganz neuen Blick auf’s Leben gegeben, dessen Endlichkeit aber auch, immer wieder eine neue Perspektive einzunehmen: „Ist das gerade wirklich wichtig? Wo mache ich gerade etwas schlimmer, als es ist?“. So schwer es in dem Moment war, hat es mich doch zu viel Selbstverantwortung in jungen Jahren gebracht und mich viel Resilienz gelehrt.

Gab es einen Wendepunkt, der alles für Dich verändert hat?
Ja, meine erste Firmengründung. Sie war mein härtester, aber auch wertvollster Lehrer. Ich habe erlebt, wie sich Erfolg anfühlt, aber auch, wie schnell Überforderung entsteht, wenn man alles allein tragen will. Diese Erfahrung hat meine Arbeit grundlegend verändert: Heute begleite ich Unternehmer:innen, genau diese Balance zu finden, zwischen Ambition, Selbstfürsorge und klarer Führung.


Welche Annahme über Deine Branche würdest Du gern widerlegen? 
Dass Coaching nur „Soft Skill“ oder „nice to have“ ist. Gutes Leadership-Coaching ist kein Wellnessmoment, es ist ein strategischer Hebel. Wer an der Haltung, Kommunikation und Entscheidungsfähigkeit von Führungskräften arbeitet, verändert ganze Unternehmen. Wachstum beginnt im Kopf und im Miteinander.

Was ist aus Deiner Sicht die wichtigste Fähigkeit, die moderne Führungskräfte heute brauchen und wie kann man sie entwickeln?

Die Fähigkeit zur Selbstreflexion und der Wunsch, sich selbst weiterzuentwickeln. „Only coach the coachable“ (Leitsatz von Bill Campbell) ist auch mein Grundsatz geworden. Wer sich selbst versteht, kann andere führen. Dazu gehört, die eigenen Muster zu erkennen, mit Emotionen umgehen zu lernen und offen für Feedback zu bleiben. Entwickeln lässt sich das durch ehrliche Sparringspartner, Coaching und den Mut, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen.



Welche typischen Herausforderungen erlebst Du bei Führungskräften?
Viele kämpfen mit innerem Druck: dem Anspruch, alles perfekt machen zu wollen, und gleichzeitig immer stark zu
wirken. Andere verlieren sich in operativen Themen und vergessen den strategischen Fokus. Führung heißt nicht, alles selbst zu lösen, sondern Räume zu schaffen, in denen andere wachsen können.
 
Wie gelingt es, ein Umfeld zu schaffen, in dem Menschen wirklich ihr Potenzial entfalten?
Indem man Sicherheit und Freiheit balanciert. Menschen brauchen Klarheit, Feedback und Vertrauen. Wenn sie wissen, woran sie sind und gleichzeitig Gestaltungsspielraum haben, entsteht Eigenverantwortung. Kultur entsteht nicht durch Werteplakate, sondern durch das Verhalten der Führung, jeden Tag, in kleinen Momenten.

Was sind Deine nächsten Schritte oder Ziele für die Zukunft?
Ich möchte mein Wirken skalieren, mehr Unternehmer:innen und Teams erreichen, die bewusst wachsen wollen. Dafür
baue ich mein Coaching-Angebot und mein Netzwerk im Scale-Up-Umfeld weiter aus. Langfristig reizt mich die Rolle als Business Angel: in Ideen investieren, die Haltung und Wirkung vereinen.
   
Was motiviert Dich, auch an schwierigen Tagen weiterzumachen?
Die Momente, in denen Menschen durch meine Arbeit klarer sehen, in sich, in ihrem Team, in ihrer Vision. Diese Augenblicke sind mein Antrieb. Außerdem: Ich glaube zutiefst daran, dass Arbeit Sinn machen darf. Und dass wir die Welt verändern, indem wir die Art verändern, wie wir führen.

Was würdest Du Deinem jüngeren Ich heute raten?
Vertrau früher auf Deine Intuition und trau Dich, anzuecken und nein zu sagen. Hör auf, Dich klein zu machen, um anderen zu gefallen. Erfolg darf leicht gehen, wenn er aus Klarheit und Leidenschaft entsteht. Und: Du musst nicht alles allein tragen, Wachstum entsteht im Team, nicht im Alleingang.

Zur Person

Monica Wimmer ist Gründerin und Geschäftsführerin von Mindful Business, einer Coaching- und Beratungsagentur für wachstumsorientierte Unternehmen. Als Wirtschaftspsychologin und Unternehmerin unterstützt sie Führungskräfte und Teams dabei, Strukturen zu schaffen, in denen Vertrauen, Leistung und Wachstum im Einklang stehen. Nach zwei eigenen Gründungen im E-Commerce hat sie sich darauf spezialisiert, Führung neu zu denken. Mit ihrem Ansatz verbindet sie Psychologie, Business-Strategie und Mindfulness, um Organisationen nachhaltig zu transformieren und Menschen in ihrer Führungsrolle zu stärken.

Foto: Timo Zink