Wie sah Dein Weg bisher aus, und wie bist Du an den Punkt gelangt, an dem Du heute stehst?
Mit 23 habe ich mich in der Reifenbranche selbstständig gemacht, jung, mutig und ohne Sicherheitsnetz. Später habe ich mit meinem damaligen Mann aus einer Garage heraus ein Unternehmen mit 2000 Mitarbeitenden und 500 Mio. Umsatz aufgebaut. Nach 25 Jahren Ehe und Geschäftsführung kam der Bruch, eine persönliche wie berufliche Zäsur. Heute gehe ich meinen Weg mit FutureWE: eigenständig, frei und mit klarer Haltung.
Nach ca. 25 Jahren Geschäftsführerin bei Hagedorn hast Du ein neues Kaptiel mit FutureWE aufgeschlagen. Wie kam es dazu?
FutureWE ist nicht mein dritter „Versuch“, sondern meine konsequente Weiterentwicklung. Nach 25 Jahren Geschäftsführung wusste ich: Ich möchte meine Erfahrung für ein größeres Ziel einsetzen. Bei FutureWE stehen drei Themen im Zentrum: Unternehmenskultur, Diversität in der Baubranche und Nachwuchsförderung. Ich möchte Unternehmen und Menschen befähigen, mutig neue Wege zu gehen und Verantwortung zu übernehmen.
Welche Erfahrung aus Deiner Zeit als Geschäftsführerin hat Dich für die Arbeit mit FutureWE am meisten geprägt?
Meine prägendste Erfahrung war: Ein Unternehmen ist nur so stark wie seine Kultur. Mitarbeiter brauchen Vertrauen, Wertschätzung und eine Führung, die Haltung zeigt, auch wenn es unbequem ist. Bei Hagedorn habe ich gelernt, wie wichtig es ist, Menschen ernst zu nehmen und Verantwortung vorzuleben. Heute ist genau das das Fundament von FutureWE.
Gab es auf Deinem Weg einen Wendepunkt, der für Dich alles verändert hat?
Der Wendepunkt war derBruch nach 25 Jahren Ehe und Beruf. Plötzlich war vieles anders: Status, Einfluss, Gestaltungsmacht. Aber genau dort habe ich gelernt: Man kann alles verlieren, nur nicht sich selbst. Diese Erfahrung hat mich stärker gemacht und mir die Klarheit gegeben, was ich mit FutureWE in die Welt tragen möchte.
Was sind Themen, über die in Deinem Businessumfeld der Bauwirtschaft noch zu wenig gesprochen wird?
In der Bauwirtschaft wird viel zu wenig über Haltung gesprochen und noch weniger wird danach gehandelt. Was bleibt, wenn Zahlen und Status fallen? Wie gehen wir mit Verantwortung mit Menschen und mit Fehlern um? Diversität und Nachwuchsförderung sind zentrale Zukunftsfragen, doch oft nur Randthemen. Und die größte Schwäche sehe ich in der Kommunikation: Es wird kaum offen gesprochen, Probleme werden verschwiegen und so bleibt wertvolles Potenzial ungenutzt.