STRIVE Redaktion
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Burnout erkennen, verstehen und vorbeugen

Burnout beginnt selten mit einem großen Zusammenbruch. Viel häufiger beginnt er leise. Mit Müdigkeit. Mit innerer Unruhe. Mit dem Gefühl, dass selbst kleine Aufgaben zu groß werden. Viele beschreiben es als stillen Verlust von Kraft, Freude und innerer Verbundenheit.

Burnout erkennen, verstehen und vorbeugen

Längst ist es kein Randthema mehr. Studien zeigen, dass sich inzwischen ein Großteil aller Erwerbstätigen ausgebrannt, emotional erschöpft oder mental am Limit fühlt. Und doch sprechen viele erst darüber, wenn es zu spät ist.

Wir bei STRIVE haben diesem Thema eine komplette Ausgabe (06/23) gewidmet, weil Burnout nicht nur ein medizinischer Begriff ist, sondern ein zutiefst menschliches Erlebnis. Es betrifft Menschen, die Verantwortung tragen, gestalten, führen oder Erwartungen erfüllen wollen und dabei vergessen, sich selbst mitzunehmen.

Ein Beispiel dafür ist die Geschichte von Louisa Dellert, die offen darüber spricht, wie öffentlicher Druck, Erwartungen und digitale Angriffe nicht nur ihre Arbeit, sondern ihr emotionales Gleichgewicht verändert haben. Ihr Artikel Louisa Dellert: Über ihr Burnout und Hatespeech im Netz zeigt eindrücklich, warum Burnout nicht nur körperliche, sondern auch digitale und gesellschaftliche Dimensionen hat.

"Im ‚echten‘ Leben hat mir noch niemand ins Gesicht gesagt, dass ich einen zu fetten Arsch habe (…) oder ich mich vom Auto überfahren lassen solle – so etwas passiert nur im Internet, weil man da so herrlich anonym handeln kann.“

Louisa Dellert

Wenn das brennt, was uns ausbrennt
Viele Menschen rutschen nicht in einen Burnout, weil sie gleichgültig sind, sondern weil sie engagiert sind. Weil sie gestalten wollen. Weil sie Verantwortung spüren. Weil sie etwas bewegen wollen. Dass gerade Purpose, Selbstverwirklichung und New-Work-Idealismus ein Risikofaktor sein können, beschreibt Karin Lausch in ihrem Beitrag Sinn, Freiheit, Burnout: Das sind die New Workaholics. Ihre Perspektive zeigt, warum Begeisterung und Leistung so leicht zu einer Überidentifikation führen können.

Auch der Gründer Ali Mahlodji teilt diese Erfahrung. Sein Interview Burnout: So meisterte Gründer Ali Mahlodji die größte Krise seines Lebens erzählt nicht nur von Zusammenbruch, sondern auch von Wiederaufbau und einem neuen Verständnis von Erfolg.

Prävention beginnt früher als wir denken
Nicht erst der völlige Zusammenbruch ist ein Warnsignal. Viel früher beginnt die Phase, in der Erholung fehlen, Erwartungen steigen und Grenzen verschwimmen.

Was wirklich vorbeugt, erklärt Miriam Schneider im Beitrag 5 Strategien gegen das Corona-Burnout. Ihre Sicht macht deutlich, dass Prävention kein Wellness-Konzept ist, sondern struktur- und
führungsrelevant.

Dass Erholung kein Sonderfall, sondern ein biologischer Grundpfeiler ist, beschreibt Nora Dietrich in So oft solltest Du Urlaub machen, um nicht auszubrennen. Sie benennt zudem klar, ab welchem Punkt Urlaub nicht mehr reicht und professionelle Unterstützung nötig wird.

Auch Führungsperspektiven sind Teil dieses Bildes. Im Interview Leadership-Interview mit Iphoria-Gründerin Milena Zimmermann beschreibt Milena Zimmermann, wie ein Burnout Unternehmen, Verantwortung und Rollen nachhaltig verändert.

Wenn der Körper zuerst versteht
Bevor der Kopf begreift, sendet der Körper Signale. Schlaf wird unruhig, Gedanken werden schwer, Entscheidungen kosten Energie.

Wie massiv Schlaf und Regeneration unterschätzt werden, macht Chris Surel deutlich. Sein Porträt Der Schlaf-Optimierer und der Artikel Wie lange brauchen wir zum Erholen?
zeigen, warum Schlaf nicht Erholung am Ende des Tages ist, sondern ein aktiver Reparaturprozess für Körper und Psyche.

Auch Arianna Huffington hat nach ihrem eigenen Burnout die Perspektive auf Arbeit radikal verändert. Ihr Beitrag Die Stress-Bekämpferin betont, dass Nachhaltigkeit in Arbeit und Erfolg ohne Fürsorge nicht möglich ist.

Wenn Denken kippt: Overthinking als Brennstoff für Erschöpfung
Nicht nur Körper und Leistung leiden. Auch Gedanken können eskalieren und zu Dauergrübeln, Zukunftsangst oder Selbstkritik werden.

Wie man mentale Kontrolle zurückgewinnt, erklärt Prof. Dr. Volker Busch in Zukunftsangst und Overthinking: 3 Strategien helfen gegen Dauergrübeln

Hilfreiche Sofortstrategien beschreibt Dr. Yana Fehse in Mental erschöpft? Hier sind fünf Erste-Hilfe-Strategien.

Weitere Perspektiven auf mentale Belastung findest Du in:


Und auch Marie Luise Ritter widmet sich dem mentalen Aspekt. Ihr Interview Wir machen uns viel zu viele Sorgen über Dinge, die eh nicht passieren erinnert daran, dass viele Belastungen nie Realität werden und dennoch Energie rauben.

Burnout beginnt leise. Veränderung auch.
Burnout ist kein persönliches Scheitern. Er ist ein Signal, dass Erwartungen, Tempo und Realität nicht mehr zusammenpassen. Viele, die offen darüber sprechen, berichten von Schmerz, aber auch von Klarheit. Klarheit darüber, was ihnen wichtig ist, was nicht mehr funktioniert und wo Grenzen neu gesetzt werden müssen.

Du musst keinen Burnout erleben, um etwas zu verändern. Aber wenn Du Dich in diesen Gedanken, Stimmen und Geschichten wiederfindest, dann darf dieser Moment der Anfang sein. Nicht perfekt, nicht sofort, sondern Schritt für Schritt, bewusster, ehrlicher und mit mehr Fürsorge für Dich selbst.