Christina Richter

15. Februar 2021

5 Min. Lesedauer

Wir müssen nicht alle Influencer werden!

"Das ist doch nur etwas für Selbstdarsteller“, sagen die einen. „Personal Branding ist ein Must-Have, kein Nice-to-Have“, sagen die anderen. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen.

Es ist eines dieser Buzzwords, an dem wir heute nicht mehr vorbeikommen, bei dem allerdings vielen Menschen die Haare zu Berge stehen: Personal Branding. „Das ist doch nur etwas für Selbstdarsteller“, sagen die einen. „Personal Branding ist ein Must-Have, kein Nice-to-Have“, sagen die anderen. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen, denn sie hat sehr viel damit zu tun, welche Ziele Sie für Ihr Berufsleben haben.

Wir müssen nicht alle Influencer werden!

 

Aber gehen wir einen Schritt zurück. Was tun Sie, wenn Ihnen jemand aus Ihrem Netzwerk einen Namen zuruft von einer Person, die Sie nicht kennen? Also ich google die Person. Sie auch? Das Spannende ist, dass eines der ersten Ergebnisse dieser Google Suche in der Regel das LinkedIn-Profil ist und kurz dahinter das Xing-Profil. Sogar bei Menschen, die eine eigene Website haben, ist das LinkedIn-Profil oft der oberste Treffer. Dies ist also der erste Berührungspunkt, den Sie mit dieser Ihr fremden Person haben, beziehungsweise den ich mit Ihnen habe, wenn mir jemand Ihren Namen zuruft.

 

Im Schnitt dauert es 3-5 Sekunden, bis ich mir eine Meinung zu Ihnen bilde. Finde ich das, was ich auf Ihrem Profil sehe, ansprechend? Verstehe ich sofort, was genau Sie beruflich machen, in welcher Branche Sie tätig sind? Dann schaue ich mir Ihre Bio und Ihre Berufserfahrung an. Liest sich gut. Vielleicht scrolle ich dann auch noch durch Ihre letzten Aktivitäten. Toll, was Sie alles so an Inhalten teilen. Und Sie haben echt gute Diskussionen unter Ihren Posts. Ich folge Ihnen. Oder aber sende Ihnen sogar direkt eine Kontaktanfrage.

 

Wenn Sie jetzt Ihr LinkedIn Profil aufrufen, Hand aufs Herz, glauben Sie, dass ich sofort weiß, was Sie beruflich tun, wofür Sie stehen und was Sie begeistert? Werde ich das Bedürfnis haben, mich direkt mit Ihnen auszutauschen und zu vernetzen? Ja? Super, dann können Sie hier aufhören zu lesen. Wenn nicht, dann wären wir jetzt mitten im Thema Personal Branding.

 

Jeder von uns hat eine Personal Brand – aktiv oder passiv.

„Deine Personal Brand ist das, was andere Leute über dich sagen, wenn du nicht im Raum bist“, sagt Amazon-Gründer Jeff Bezos. Und Sie können steuern, was sie über Sie sagen. Da steckt sehr viel Wahrheit drin.

 

Stellen Sie sich vor, eine Gruppe von Menschen spricht über das Thema Personal Branding. Ich möchte, dass in diesem Gespräch mindestens einmal mein Name fällt – dann habe ich meine Personal Brand gut gepflegt. Denn nur, wenn Menschen wissen, was ich beruflich tue, worin meine Fachexpertise liegt, können sie mich auch weiterempfehlen.

 

Da sich mit den Einschränkungen durch Covid-19 das Geschäftsleben größtenteils online verlagert hat, ist die Notwendigkeit einer (digitalen) persönlichen Marke sogar noch wichtiger denn je geworden. Networking reduziert sich aktuell auf Social-Media-Kanäle.

 

Wichtig dabei ist eine klare Positionierung oder Strategie: Wofür will ich bekannt sein? Was ist mein Fachthema? Wer ist meine Zielgruppe? Welches ist der richtige Social-Media-Kanal für mich? Um Ihre Personal Brand erfolgreich zu etablieren, sind dies die Fragen, die Sie beantworten müssen. Sie sollten wissen, wofür Sie stehen und wo Sie beruflich hinmöchten.

 

Denn dann kann Ihnen Personal Branding dabei helfen, Ihre Ziele zu erreichen. Eine etablierte Personal Brand kann Ihnen Türen öffnen, die Ihnen sonst vielleicht verschlossen blieben. Es kann Ihnen Gespräche mit Menschen ermöglichen, die Sie sonst nie kennenlernen würden. „Ach ja, Christina Richter, den Namen kenne ich.“ Idealerweise natürlich in einem positiven oder rein sachlich fachlichen Kontext.

 

Personal Brand, Influencer und Co – Was ist das richtige für mich?

Ein weiterer Aspekt, der viele Menschen vor dem Thema abschreckt, ist die Diskussion um die Sichtbarkeit. Und da lass mich direkt etwas klarstellen: Wer Personal Branding macht, muss kein Influencer sein. Jeder von uns kann eine Personal Brand haben, aber nicht jeder von uns wird Influencer werden. Und ganz ehrlich: Das müssen Sie auch nicht. Es sei denn, es ist Ihr berufliches Ziel, Influencer zu werden.

 

Wenn Sie sich als Fachmann oder Fachfrau in Ihrer Branche oder Ihrem Fachbereich etablieren möchten, so dass Menschen auf Sie zukommen, die genau Ihre Expertise suchen, dann ist Personal Branding das Tool, das Ihnen diese Sichtbarkeit verschaffen kann. Wie sichtbar Sie werden möchten, hängt dabei ganz von Ihnen selbst ab und auch wieviel Zeit und Energie Sie in Personal Branding investieren können und möchten. Denn Sichtbarkeit hat auch ihren Preis. Je mehr Menschen Sie kennen, desto mehr Menschen wollen auch etwas von Ihnen. Und wenn Sie nicht als die Person bekannt werden wollen, die nie auf Kommentare oder Anfragen antwortet, werden Sie sich um all diese Anfragen kümmern müssen. Ich bin daher ein großer Fan von langsamer, aber nachhaltiger Etablierung einer Personal Brand – so, dass Sie sukzessive sichtbar werden, aber nicht sechs Stunden am Tag auf LinkedIn verbringen müssen.

 

Eine dritte Hürde ist das Wie. Es ist keine Rocket Science. Jeder kann seine eigene persönliche Marke etablieren, es gibt einfach ein paar Schritte und Spielregeln zu beachten. Die ersten habe ich bereits genannt. Sie sollten sich noch über die folgenden Fragen Klarheit verschaffen: Zu welchem Fachthema und für welche Zielgruppe möchten Sie sichtbar werden? Haben Sie ihre Positionierung geklärt und den Kanal ausgewählt, den Sie aktiv nutzen möchten? Dann heißt es anfangen und ausprobieren. Und Sie müssen das Rad auch nicht neu erfinden. Schauen Sie mal, was andere, die beispielsweise aus Ihrem Fachbereich auf LinkedIn aktiv sind, machen und womit sie erfolgreich sind. Sie sollten das dann nicht kopieren, denn Ihre Personal Brand soll ein Spiegel Ihrer Person sein und nicht die Kopie einer anderen. Aber Inspiration hat noch niemandem geschadet.

 

Über die Autorin:

Christina Richter ist Personal Branding- und Kommunikationsstrategin mit Sitz in Berlin. Nach zehn Jahren in Agentur, Mittelstand sowie Großkonzern in den Bereichen PR, Unternehmenskommunikation und Social Media berät sie seit 2015 Unternehmen und Unternehmer:innen aus aller Welt in Sachen Personal Branding.

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