STRIVE-Redaktion
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Backlash und weniger Stellen: Was Du tun musst, um trotzdem Karriere zu machen

Etliche Firmen sind aktuell zurückhaltender bei neuen Stellen. Zehn Prozent weniger als im Vorjahr schrieben sie im Schnitt im ersten Halbjahr aus. Gleichzeitig sank sowohl in den Führungspositionen des Mittelstands als auch in den Aufsichtsräten der DAX-Konzerne zuletzt die Zahl der Frauen. Worauf kommt es an, um trotzdem Karriere zu machen? Wir haben bei Parfumsdreams-CEO Nina Pütz nachgefragt.

Backlash und weniger Stellen: Was Du tun musst, um trotzdem Karriere zu machen
"Neben Können gehört auch immer eine Portion Glück dazu", sagt Nina Pütz. Foto: Douglas

STRIVE: Viele stellen aktuell eine Art Backlash in Bezug auf Frauen in Führung fest. Beobachten Sie einen solchen Trend ebenfalls? 


Nina Pütz:
Ja, absolut, verbunden mit dem klaren Statement: „Wir haben keinen Bock mehr.“ Das war besonders nach Corona zu sehen. Viele Frauen sind in traditionelle Rollenbilder zurückgefallen, teils aus eigenem Antrieb, teils durch gesellschaftlichen Druck. Und das ist kein globales Phänomen: In Ländern wie den USA, Frankreich oder Skandinavien sehe ich das deutlich weniger.


Woran liegt das?
 


Ich glaube, es liegt stark am sozialen Umfeld und an tradierten Rollenbildern. Der Rückzug ist real. Was ich nicht beobachte: Dass es für Frauen härter geworden ist. Themen wie Glass Ceiling oder Glass Cliff waren immer da. Sie sind nicht neu, aber eben auch nicht plötzlich dramatischer geworden.


Sie selbst arbeiten seit Jahren in führenden Rollen in der deutschen Wirtschaft. Haben Sie auf Ihrem Weg dorthin persönliche Situationen erlebt, in denen Sie Widerstand erfahren haben, weil Sie eine Frau sind?


Zum Glück nur selten. Ich bin in amerikanischen Strukturen groß geworden. Da spielte das Geschlecht oft keine große Rolle. Aber es gab zwei prägende Ausnahmen.


Erzählen Sie.


Einmal hatte ich einen Chef, der Frauen systematisch aufs Abstellgleis gestellt hat. Das war das erste und einzige Mal, dass ich wirklich spürte: Aha, da spielt mein Geschlecht wohl gerade eine echte Hürde. Ich habe dann auch das Team gewechselt.

Was war die zweite Situation?


Die zweite Erfahrung war bei einem Meeting mit einer Private-Equity-Firma. Vor dem Gespräch hielten sie mich offensichtlich für eine Assistentin. Erst als das Meeting losging, wurde klar: Ich bin diejenige, die hier das Sagen hat. Die Dynamik im Raum hat sich in dem Moment spürbar verändert. Das war faszinierend zu beobachten.


Was hilft, die eigene Ambition, Moral und Motivation hochzuhalten, auch in schwierigen Zeiten?


Ich habe das große Glück, dass ich eine extrem hohe intrinsische Motivation und Resilienz mitbringe. Wahrscheinlich auch durch meine Vergangenheit im Leistungssport. Ich bin ehrgeizig, kompetitiv, und ich habe einen moralischen Kompass, dem ich treu bleibe. Wenn ich merke, dass es nicht mehr passt – sei es kulturell oder moralisch – dann gehe ich. Ich arbeite nicht für Unternehmen, bei denen ich mich nicht mit dem „Warum“ identifizieren kann. Ich bin frei in meinen Entscheidungen und glaube fest daran: Man ist seines eigenen Glückes Schmied. Warten bringt nichts, Handeln schon.


Welche Fähigkeiten sind heute entscheidend, um beruflich voranzukommen?


Ganz ehrlich: Neben Können gehört auch immer eine Portion Glück dazu. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein und Menschen haben, die einen fördern und mitziehen. Was man nicht unterschätzen darf: Resilienz. Ohne eine hohe Resilienz geht es nicht. Man muss Rückschläge aushalten, Kritik annehmen, eigene Bedürfnisse auch mal zurückstellen. Talent allein reicht nicht. Sichtbarkeit, das richtige Netzwerk und Durchhaltevermögen sind der Schlüssel.


Was sind No-Gos auf dem Weg in Top-Positionen?


Wenn man nur auf den eigenen Vorteil bedacht ist, mag das kurzfristig funktionieren, ist für mich aber ein absolutes No-Go. Wer andere ausnutzt, manipuliert oder rein taktisch agiert, verliert auf lange Sicht.


Wenn Sie einen einzigen Karrieretipp geben müssten: Welcher wäre das?


Sei immer authentisch. Konzentriere Dich auf das, was Dir wirklich Spaß macht. Der Rest kommt dann oft von allein. Ich sage das nicht nur, ich lebe das auch. 

Foto: Douglas

Zur Person

Nina Pütz ist CEO von Parfumdreams und Niche Beauty. Zuvor war sie CEO und Geschäftsführerin des Online-Zahlungsanbieters Ratepay. Ihre Karriere begann Pütz bei Peek & Cloppenburg und war danach mehrere Jahre in Führungsrollen bei Ebay tätig. 2022 erschien ihr gemeinsames Buch mit Ratepay-Gründerin Miriam Wohlfahrth "Die Macherinnen: So geht Unternehmen!” im Campus-Verlag.