1. Auftakt mit der Vorstellung durch die eigene Führungskraft
Wie wird Ihr erster Tag als Führungskraft des neuen Teams aussehen? Besprechen Sie dies mit ihrer eigenen Führungskraft vorher und bitten Sie sie, Sie offiziell dem Team vorzustellen. Aus psychologischer Sicht wird es sich für das Team anders anfühlen, wenn Sie von ihrer Führungskraft, also zwei Hierarchieebenen über dem Team, vorgestellt werden. Es wird Ihnen ein größeres Standing direkt zum Start geben, wenn ihre Führungskraft erwähnt, weshalb Sie für diese Stelle die geeignetste Person sind.
2. Offen ansprechen, dass Sie jünger sind als sie
Bei Ihrer Auftaktrede ist es empfehlenswert, dass Sie das Offensichtliche, den Altersunterschied und die kürzere fachliche Erfahrung auch von sich aus proaktiv ansprechen. Mit welchen Fähigkeiten, die Sie aus ihrer jüngeren Perspektive mit ins Team bringen, ergänzen Sie die bestehende Expertise im Team? Worauf freuen Sie sich? Was wollen Sie gerne von den älteren Teammitgliedern lernen? Teilen Sie ruhig in ihrer Auftaktrede auch Persönliches – sollten Sie z.B. kleine Kinder haben, können die älteren Teammitglieder vielleicht nachempfinden, wie es war, als ihre eigenen Kinder klein waren.
3. Persönlich kennenlernen und Befürchtungen verstehen
Wie in jeder neuen Führungsrolle ist es wichtig, am Anfang die Zeit zu investieren, um jede/n Einzelne/n im Team gut kennenzulernen und dadurch Verständnis und Vertrauen aufzubauen. In den 1:1 Gesprächen können Sie auch das Thema Altersunterschied nochmals ansprechen und nachfragen, welche Gedanken oder vielleicht sogar Befürchtungen es von Seiten des/r Mitarbeiter:in gibt. Das könnte z.B. die Befürchtung sein, dass junge Führungskräfte nur kurz als „Karrieresprung“ im Team bleiben und sich das Team in naher Zukunft dann wieder an eine neue Führungskraft gewöhnen muss. Nehmen Sie die Befürchtungen ernst und sprechen Sie z.B. ihre Intentionen, was die Führungsrolle angeht, offen an.
4. Erfahrung wertschätzen
Durch die 1:1 Kennenlerngespräche werden Sie sicher auch feststellen, wer im Team über welche Erfahrung verfügt. Hier ist es wesentlich, diese Erfahrung wertzuschätzen! Wichtig ist es allerdings, dass dies auf eine Art und Weise geschieht, in der sich die Mitarbeiter:innen auch tatsächlich wertgeschätzt fühlen. Für manche kann dies sein, dass Sie ihre Expertise für Entscheidungen mit reinnehmen, wo sie sich einfach viel besser auskennen; für andere, dass Sie ihnen bei einem Mittagessen in Ruhe zuhören, wie in den letzten Jahren Thema X im Team entwickelt wurde, und für andere wiederum, dass Sie sie mit ihrer Expertise glänzen lassen, z.B. bei Präsentationen vor anderen Teams.
5. Informelle Leader im Team
Wenn Sie das Team besser kennengelernt haben, werden Sie sicher ein Gespür dafür bekommen, welche „informellen Leader“ es im Team gibt, also Mitarbeiter:innen, die bei anderen ein vertrauensvolles Ansehen genießen. Lernen Sie, wie Sie auf sie setzen und sie auch um Rat fragen können, wenn es z.B. um Situationen geht, in denen Sie das Gefühl haben, dass das Thema Alter oder Ihre geringere Erfahrung eine Rolle spielt.
Oft ist es so, dass das Thema Altersunterschied nur ganz zu Anfang eine Rolle spielt und sobald das neue Team Sie und Ihre Kompetenzen besser kennengelernt hat, dies gar nicht mehr so relevant ist. Diese fünf Tipps werden es Ihnen sicher erleichtern, die Akzeptanz und das Vertrauen Ihrer neuen Mitarbeiter:innen zu erlangen - auch ganz unabhängig vom Alter!
Über die Autorin:
Katrin Grunwald ist Teamentwicklerin und Coach für First-Time Leader. Als Gründerin der Beratung „The Globe Team“ in München begleitet sie angehende Führungskräfte bei einem erfolgreichen Start in die erste Führungsrolle und Teams weltweit dabei, besser zusammenzuarbeiten. Sie wird in ihrer Kolumne konkrete Tipps und Tricks aus ihrer Erfahrung in europäischen Konzernen, Start-Ups, Regierungsorganisationen und NGOs teilen. Für alle, die auf dem Sprung in die erste Führungsrolle und darüber hinaus sind.
Haben Sie als First-Time Leader Fragen an Katrin? Schreiben Sie uns diese an online-redaktion@strive-magazine.de und die am häufigsten gestellten Fragen werden in den nächsten Kolumnen beantwortet!