Was hat Sie fachlich am meisten erstaunt?
Am meisten erstaunt hat mich, wie unterschiedlich der Kenntnisstand im Bereich KI und Conversational AI im Allgemeinen und das Wissen über die Einsatzmöglichkeiten in Unternehmen im Besonderen ist. Außerdem hätte ich nicht erwartet, wie schwer es ist, in Unternehmen für neue Themen Prozesse zu entwickeln und Ressourcen bereitzustellen. Für Chat- und Voicebots braucht es neue Rollen in Unternehmen, etwa AI-Trainer:innen oder Intent Manager:innen.
Was war die größte Herausforderung, die Sie dabei überwinden mussten?
Die größte Herausforderung ist die Kommunikation mit den Kund:innen. Zum einen müssen wir uns immer wieder auf die verschiedenen Kenntnislevel der Kund:innen einstellen, zum anderen sind die Entscheider:innen in den Unternehmen oft in ihren bisherigen Abläufen festgefahren. Auch wenn Unternehmen auf uns zukommen, kann es sein, dass sie danach noch viel Zeit brauchen, um für die Zukunft mit all ihren technologischen Möglichkeiten wirklich gerüstet zu sein.
Was hat Sie auf Ihrem Weg bislang immer weitergebracht?
Vor allem meine intrinsische Motivation und mein Drive, Dinge voranzutreiben. Ich verfolge immer einen lösungsorientierten Ansatz und versuche mich dabei nicht zu sehr an Misserfolgen aufzuhängen. Außerdem lasse ich mich nicht von der Konkurrenz blenden, sondern schaue auf unsere eigenen Ziele und verfolge diese - solange, bis wir sie erreicht haben.
Was hat Sie immer behindert?
Natürlich habe ich auch Angst, manchmal zu viel Risiko einzugehen. Aber mein Mut, mich neuen Herausforderungen zu stellen, hat sich bisher immer bezahlt gemacht. Was mir bei meiner Tätigkeit außerdem schwer fällt: Umsatzpotenziale bewusst auszublenden, wenn sie nicht auf das übergeordnete Ziel einzahlen.
Was muss eingetreten sein, damit Sie sagen Sie waren erfolgreich?
Das ist eine Frage, die ich mir auch jeden Tag stelle. Aber eigentlich kann ich heute schon sagen, dass ich erfolgreich bin. Natürlich strebt man immer nach mehr und gibt sich nie zufrieden. Luft nach oben gibt es schließlich immer. Ich glaube aber fest daran, dass Erfolg kein Zustand, sondern eine Reise ist - mit Zielen, die man erreichen möchte und auf die weitere Ziele folgen. Der Erfolg ist ein ewiger Weg, auf dem es immer wieder neue Probleme zu lösen gibt.
Was werten Sie als Ihren größten Erfolg?
Für mich besteht mein größter Erfolg darin, mit BOTfriends ein Unternehmen gegründet zu haben, das seit dem ersten Tag schwarze Zahlen schreibt. Damit hatten wir die Möglichkeit, Jobs zu schaffen, die Menschen erfüllen, glücklich machen und fördern.
Was als Ihren größten Misserfolg?
Natürlich ist es immer schade, wenn man beispielsweise eine:n große:n Kund:in nicht gewinnen konnte. Ich bin allerdings niemand, der lange mit Misserfolgen und Rückschlägen hadert. Wenn etwas nicht klappt wie erwartet, dann lerne ich daraus und mache es das nächste Mal besser.
Was ist Ihre Vision für Ihr Unternehmen?
Unsere Vision ist es, später einen entscheidenden Beitrag zur Adaption von Conversational AI (Voice- und Chatbots) auf Unternehmensseite geleistet zu haben. Wir möchten den zahlreichen Fachabteilungen in Unternehmen den Zugang zu solchen Technologien vereinfachen und diese Dienste in der Praxis nutzbar machen – für alle Mitarbeiter:innen, auch ohne Programmierkenntnisse.
Wenn Sie einen Tag lang an den Schalthebeln der Macht sitzen würden (Beispiel Kanzler:in), was würden Sie tun?
Ich stehe klar für Werte wie Gleichberechtigung und Gerechtigkeit. Und es gibt viel Ungerechtigkeit. Warum verdienen Alten- und Krankenpfleger:innen oder Kindererzieher:innen, die in unserer Gesellschaft eine extrem wichtige Rolle einnehmen, so wenig? Natürlich liegen die Probleme viel tiefer und es gibt mit Sicherheit keine triviale Lösung, um direkte Gerechtigkeit zu schaffen. Letztlich finde ich aber, dass soziale Berufe mehr Ansehen verdient haben. Ich würde Programme schaffen, die zum Beispiel fördern, dass Manager:innen aus Unternehmen einen Tag pro Woche einen sozialen Beruf ausüben könnten. Vier Tage die Woche Projektmanagement und einen Tag Aushilfe im Kindergarten. Ziel sollte es sein, den Mangel an Fachkräften auszugleichen und so gleichzeitig das Ansehen und die Empathie für soziale Berufsgruppen zu stärken.
Über die Autorin:
Michelle Skodowski ist Mitgründerin von BOTfriends, einem Chatbot-Experten und Full-Solution-Provider für Conversational AI in der DACH-Region. Als COO verantwortet sie Chatbot- und Voicebot-Projekte mit namhaften Kunden wie Porsche, Innogy oder der Deutschen Telekom. Während ihres Bachelorstudiums im Fach E-Commerce an der Fachhochschule Würzburg sammelte sie bereits berufliche Erfahrungen bei eBay und Bosch Rexroth, ehe sie direkt nach dem Studium mit drei Studienkollegen BOTfriends gründete. Auf bekannten Branchenevents wie dem Google Cloud Summit oder dem Chatbot Summit hat Michelle sich als Speakerin zum Thema Künstliche Intelligenz einen Namen gemacht. Als weibliche Gründerin bemüht sie sich, andere junge Frauen für Unternehmertum und technische Themen zu begeistern. Für dieses Engagement und ihre bisherigen Erfolge mit BOTfriends erhielt sie im Jahr 2019 den Digital Female Leader Award.