Im Nebenberuf bin ich mit meiner eigenen Beratung „Katharina Krentz – Connecting Humans“ selbstständig und unterstütze Unternehmen mit Themen aus dem NewWork-Umfeld mit Fokus auf Vernetzung, Zusammenarbeitsmethoden, virtueller Führung und digitalem Lernen.
Wie plant man eine Konzern-Karriere?
Da gibt es mehrere Möglichkeiten: Bis heute kann ich meine Karriere ganz klassisch planen, indem ich z.B. über ein Trainee-Programm einsteige, mehrere Stationen ausprobiere und am Ende auf der Zielstelle, die zu Beginn vorgesehen ist, ankomme. Aktuell kann ich aus drei Karrierewegen wählen: Fachlaufbahn, Führungslaufbahn oder Projektlaufbahn. Dies wird in den nächsten Jahren noch sukzessive erweitert, sodass weitere Karrierewege denkbar sind.
Meine persönliche Definition von Karriere weicht allerdings davon ab: Für mich bedeutet Karriere, die Freiheit, tolle Themen voranzutreiben, mit motivierten Menschen zu arbeiten, diese zu entwickeln und gemeinsam Freude bei der Arbeit zu haben, die uns stärkt, weiterentwickeln und wachsen lässt. Das ist nicht planbar, hier geht es darum, Chancen zu gestalten und aktiv zu nutzen. Dies setzt eine gewisse Flexibilität voraus, zudem Freude am Unbekannten und zum ständigen Dazulernen. Ja, ich habe Karriere gemacht und etliche Karrierestufen erklommen – es ging aber nicht immer aufwärts, sondern auch seitwärts und auch mal einen Schritt abwärts. Mir gefällt das, denn Freiheit ist mir wichtiger als möglichst schnell die Karriereleiter bis zum Level meiner eigenen Unfähigkeit aufwärts zu klettern.
Was muss eingetreten sein, damit Sie sagen Sie sind am Ziel?
Zufriedenheit und das Gefühl, persönlich nicht mehr beitragen zu können, erreicht zu haben, was ich mir vorgenommen habe. Wenn ich meine Ideen eingebracht habe, und das Thema nun nach anderen Kompetenzen verlangt als denen, über die ich verfüge. Wenn ich mit dem Erreichten zufrieden bin und die Menschen, mit denen ich arbeite, das ähnlich bewerten.
Was hat Sie auf Ihrem Weg bislang immer weitergebracht?
Mut, Entschlossenheit, harte Arbeit und großartige Menschen in meinem Netzwerk, die mir mit Rat und Tat zur Seite stehen, die mich herausfordern, mit mir reflektieren und mit anpacken wo nötig.
Was hat Sie behindert?
Schwierige Vorgesetzte, zu enge Rahmenbedingungen und Vorschriften, unbewegliche Kollegen:innen, meine eigene Ungeduld und ab und an der Mangel an Verständnis für andere Perspektiven und Vorgehensweisen, wie z.B. politische Schachzüge. Ich stehe mir auch manchmal selbst im Weg, auch wenn man das von außen zumeist nicht sehen kann. Das gute ist, dass „Umwege die Ortskenntnis erhöhen“, sodass ich immer wieder neue Chancen erkennen und nutzen kann, vor allem für meine eigene Weiterentwicklung.
Was hat Sie fachlich am meisten erstaunt?
Wie einfach es sich oft Männer machen, wenn sie neuen Herausforderungen gegenüber stehen – und wie kritisch wir Frauen oftmals mit uns selbst umgehen. Wir dürfen viel mutiger sein, uns viel mehr zutrauen und auch Themen anpacken, bei denen wir uns erst zu 40% auskennen, nicht erst zu 99,7%.
Was war die größte Herausforderung, die Sie überwinden mussten?
Puh, da gibt es einige, mehrere jedes Jahr, immer wieder. Für mich am anstrengendsten war es, die Schublade „die ist doch nur Assistentin, die braucht einen Chef der sagt was es zu tun gibt“ und die damit verbundene niedrige Eingruppierung zu verlassen. Heute gehöre ich zur Führungsmannschaft von Bosch und werde nicht mehr in Frage gestellt, da sehr sichtbar ist, was ich kann und für Bosch erreicht habe. Diese Schubladen sagen nicht aus, was wer kann und wozu wer fähig ist, nur, was diese Person aktuell tut. Das gilt es weiter aufzubrechen und vor allem zu überwinden.
Wie knackt man eine Konzern-Kultur?
Ich glaube es gibt nicht „DIE Konzern-Kultur“. Jeder Bereich, jedes Team und Netzwerk, rund um jedes Thema gibt es ganz unterschiedliche Kulturen und das ist weltweit zudem verschieden. Kultur lässt sich durch Prozesse und Regeln, durch die Art der Zusammenarbeit, der Führung und durch Lern- und Weiterentwicklungsangebote beeinflussen, durch aktives Vorleben von Leitsätzen, von Einbeziehung und gemeinsamer Gestaltung mit Mitarbeitenden. Auf jeden Fall ist es ein Marathon und kein Sprint und braucht ein starkes, diverses und aktives Netzwerk aus Verbündeten, wenn man Kultur gestalten möchte.
Wenn Sie ein Tag lang CEO wären, was würden Sie tun?
Ich würde sofort einen Hackathon initiieren, bei dem alle mitmachen können – und Ideen sammeln, die das Unternehmen voranbringen. Ich würde persönlich Leute aus allen Bereichen, von allen Hierarchiestufen und aus ganz unterschiedlichen Rollen ansprechen und zum Mitmachen einladen, allen das „Du“ anbieten und fragen, was sie an Bosch begeistert und was wir verändern sollten. Dafür würde ich dann einen großen Budgettopf bestücken und mich dann ab dem 2. Tag für die Umsetzung einsetzen.
Was braucht Deutschland, damit mehr Frauen in DAX-Vorständen sitzen?
Mehr Frauen in Aufsichtsräten bzw. sehr viel mehr Diversität auf allen Posten von Entscheidungsträgern:innen. Ich würde Unternehmen steuerlich entlasten, die sich Diversität und Inklusion verschreiben und ihre Hierarchien entsprechend divers besetzen. Zudem würde ich Anreize bieten, das schnell(er) umzusetzen. Diversität muss als wertvoll und selbstverständlich anerkannt werden, dies gilt es zu fördern und zu fordern. Und unter Diversität verstehe ich nicht nur männlich bis weiblich, sondern auch Alter, Hintergrund, Bildung, Beruf, Hierarchielevel, Kultur, Erfahrung etc.