STRIVE Redaktion
23. März 2021
What's your story, Christin Günther?
What's your story? | Erfolgsfrauen erzählen ihre Geschichte: Christin Günther, CPO & Co-Founderin beim Biotechnologie-Unternehmen BIOMES
Was ist Ihr Job, wie und mit was beeinflussen Sie die Ausrichtung Ihres Unternehmens? Ich bin Mitgründerin des Biotechnologie-Unternehmens BIOMES und als CPO für das Produkt sowie unsere Kommunikation verantwortlich. Einfach gesagt besteht mein Job
darin, dafür zu sorgen, dass wir aus unserer Hochtechnologie Produkte designen, die Konsument:innen am Ende verstehen und nützlich finden. Dabei ist eine der wichtigsten Aufgaben eine Marke zu kreieren, die sich gut anfühlt und mit Gesundheit assoziiert wird, gleichzeitig aber 100% Wissenschaft vermittelt. Oder anders gesagt – eine sexy Brand um einen Stuhltest herum aufzubauen.
Was hat Sie fachlich am meisten erstaunt? Ich komme aus den Sozial- und Verhaltenswissenschaften und habe vor der Gründung unseres Startups viele Jahre im Marketing gearbeitet. Insofern war ich fachfremd und es
war eine wundervolle Erfahrung für mich, mithilfe unserer DNA-Technologie ein Produkt zu erschaffen, das Endkund:innen einfach zu Hause anwenden können. Ich bin immer noch fasziniert davon, wie wir es geschafft haben, Hightech für jedermann bezahlbar und zugänglich zu machen! Außerdem sind unsere Möglichkeiten fast unendlich:
Mit unserer Kerntechnologie können wie theoretisch jegliche auf dem Planeten existierende DNA analysieren. Unsere Bakterien beeinflussen beispielsweise auch die Fruchtbarkeit der Böden, die Gesundheit der Nutztiere und die Reinheit unserer Gewässer.
In Zukunft könnte unsere Analyse also dabei helfen, Böden wieder fruchtbarer und Nutztiere gesünder zu machen.
Was war die größte Herausforderung, die Sie dabei überwinden mussten? Die größte Herausforderung war und ist die Skepsis gegenüber Neuem. "Kenn ich nicht, brauch ich nicht" lautet oft die Devise. Deutsche Ärzt:innen haben meistens keine Zeit, sich mit neuen Ansätzen zu befassen. Deshalb haben wir einen Lifestyle-Test entwickelt, den die Menschen zu Hause selbst durchführen können. Das führt allerdings hierzulande nicht zu weniger Gegenwind. In den USA hingegen sieht es anders aus: Dort gibt es eine Kultur, neugierig auf neue Technologien zu sein und Startups zu unterstützen. Unser Test hat bereits nachweislich mehr als 20.000 Kund:innen dabei geholfen, sich besser zu fühlen – dennoch zweifeln viele Expert:innen mit veraltetem Wissensstand den Nutzen an. Hier ist viel Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit zu leisten.
Was hat Sie auf Ihrem Weg bislang immer weitergebracht? Ich bin Optimistin und kann nicht nur mich für unser Thema begeistern, sondern auch andere. Das ist extrem wichtig, wenn man Menschen davon überzeugen möchte, in einem Brandenburger Stuhlanalyse-Startup zu arbeiten.
Was hat Sie immer behindert? Ich habe ein sehr starkes Harmoniebedürfnis und mich immer gewundert, warum mich das NICHT behindert hat. Lange Zeit habe ich geglaubt, dass meine recht steile Karriere
an meinem Glück mit den richtigen Vorgesetzten lag, die mich trotz meiner kollaborativen Art ohne Ellbogen-Einsatz befördert haben, bis ich schließlich die Chance hatte, BIOMES mitzugründen. Mittlerweile denke ich das nicht mehr, sondern bin sicher, dass auch gestandene Manager:innen gelernt haben, dass wir alle weiterkommen, wenn wir miteinander arbeiten, statt gegeneinander.
Was muss eingetreten sein, damit Sie sagen Sie waren erfolgreich? Ich weiß, dass ich erfolgreich bin, wenn ich unsere Kund:innen-Bewertungen oder Nachrichten unserer User:innen lese, die uns mitteilen möchten, wie großartig sie unser wissenschaftliches Engagement finden. Wir haben BIOMES gegründet, um Menschen Zugang zu Hochtechnologien zu geben. Zu sehen, wie unsere Mission tatsächlich aufgeht und unsere Konsument:innen wertschätzen, was wir tun, motiviert uns jeden Tag auf’s Neue.
Was werten Sie als Ihren größten Erfolg? Noch schöner, als positives Kund:innen-Feedback ist für mich, wenn auch die Medien über unser Tun berichten. So war unsere erste Erwähnung im Spiegel nur ein Jahr nach Verkaufsstart ein Wahnsinnserfolg für mich. Ganz persönlich berührt es mich aber auch,
eine Firmenkultur zu kreieren, in der unser Team sich wohlfühlt: Neulich sagte mir eine Mitarbeiterin, dass sie noch nie so glücklich bei einem Arbeitgeber war, wie bei BIOMES. Wir beschäftigen mittlerweile über 60 Mitarbeitende elf unterschiedlicher Nationalitäten und haben eine Frauenquote von 45%, was für ein Unternehmen mit Schwerpunkt auf IT, Labor und Bioinformatik wirklich toll ist. Ich habe mich immer für ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis eingesetzt, bin aber auch sehr stolz auf meine männlichen Mitgründer, die das nie in Frage gestellt haben.
Was als Ihren größten Misserfolg? Wie viele andere Startups auch haben wir bereits des Öfteren sehenden Auges viele Ressourcen in Projekte mit großen Playern gesteckt, die schließlich keine Früchte trugen.
Wir machen stets aus allem das Beste und ich würde das auch nicht direkt als Misserfolg bewerten, aber es kann bisweilen frustrierend sein, von solchen externen Faktoren ausgebremst zu werden.
Was ist Ihre Vision? Es mag abgedroschen klingen, aber ich möchte die Welt mit meiner Energie ein bisschen besser machen. Das passt sehr gut zu der Vision von BIOMES, denn wir sind angetreten, um mit unserer Technologie die Transformation unseres “Gesundheitssystems”, das eigentlich viel mehr ein “Krankheitssystem” ist, voranzutreiben. Wir möchten Konsument:innen dabei helfen, ihre Gesundheit in die eigene Hand zu nehmen, bevor sie krank werden. Und das kann die Welt doch wirklich ein bisschen besser machen.
Wenn Sie einen Tag lang an den Schalthebeln der Macht sitzen würden, was würden Sie tun? Ich würde mich dafür einsetzen, dass mehr Frauen in verantwortungsvolle Positionen kommen und einen größeren Teil bei Neugründungen ausmachen. Auch bei uns war ich die einzige Frau im Gründerteam. Wenn ich also einen Tag an den Schalthebeln sitzen würde, würde ich die Gewinnüberschüsse von Tech-Riesen zusammentragen und für Projekte spenden, die sich dem Thema female empowerment widmen. Auf dem Gebiet gibt es noch eine ganze Menge zu tun.