Joline Seiwert
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6 Dinge, die Du wissen musst, bevor Du Dich selbständig machst

Sich selbstständig machen? Davon träumen viele. Joline Seiwert hat es vergangenes Jahr einfach gemacht. Sie kündigte ihre Festanstellung als Teamlead und gründete. Hier verrät sie, was sie gerne vorher gewusst hätte und warum der perfekte Zeitpunkt eher eine Entscheidung als ein Datum ist.

6 Dinge, die Du wissen musst, bevor Du Dich selbständig machst
"Es gab Phasen, in denen ich nicht wusste, wie ich das alles schaffen soll", sagt Joline Seiwert. Foto: privat

Letztes Jahr habe ich meinen sicheren Job gekündigt und mir den Traum von einer eigenen Crêperie erfüllt. Was ich dabei unterschätzt habe: Wie sehr die Selbstständigkeit mich herausfordert. Wie sehr sie mich an meine Grenzen bringt. Wie häufig ich meine Entscheidungen infrage stelle. Aber auch, wie sehr sie mich wachsen lässt.

Das erste Jahr war eine emotionale Achterbahnfahrt, bei der ich vor allem sechs Dinge gelernt habe, die ich vor meiner Entscheidung gerne gewusst hätte. Ich hoffe, meine Erfahrungen helfen Dir weiter – beim Start, beim Dranbleiben oder einfach nur, um zu merken: Du bist nicht alleine.


1. Du musst einfach loslegen.


Der wichtigste Moment kam lange vor der eigentlichen Eröffnung. Es war der Punkt, an dem ich entschieden habe, loszulegen. Und zwar mit 100 Prozent. Und das hieß bei mir, meinen sicheren Job zu kündigen. Diese Entscheidung war der eigentliche Startpunkt. Der Moment, in dem ich mir selbst gesagt habe: Ich mache das jetzt.


2. Selbstständig sein heißt: selbst und ständig.


Diesen Spruch hatte ich schon oft gehört. Aber erst, als ich selbst gegründet habe, habe ich verstanden, wie wahr er ist. Sich selbstständig machen klingt oft nach Freiheit, Selbstverwirklichung und dem großen Traum vom „eigenen Ding“. Aber eigentlich bedeutet es, vor allem Verantwortung. Du musst Dich jeden Tag neu entscheiden. Für Dich, für Deine Idee, für Dein Unternehmen. Mit der Zeit lernst Du aber, Grenzen zu setzen und Dich selbst nicht in der Rolle als Gründerin zu verlieren.

3. Du wirst Fehler machen. Und zwar viele.


Ich habe viele Entscheidungen getroffen, die ich heute anders machen würde. Aber genau diese Fehler haben mich vorangebracht. Du kannst noch so viele Bücher lesen oder Podcasts hören. Die wirklich wichtigen Lektionen lernst Du, wenn Du mitten im Chaos stehst und es trotzdem irgendwie hinbekommen musst.


4. Es wird Tage geben, an denen Du nicht mehr kannst.


Es gab Phasen, in denen ich nicht wusste, wie ich das alles schaffen soll. Nicht, weil ich an meiner Idee gezweifelt hätte, sondern weil ich so erschöpft war. Sich selbstständig zu machen und zu gründen, ist ein ständiges Auf und Ab, manchmal selbst innerhalb eines Tages. Aber ich habe gelernt, dass es okay ist. Du gibst einfach jeden Tag dein Bestes. Das sind manchmal 50 Prozent und manchmal 120 Prozent. Wichtig ist nur, weiterzumachen.


5. Personal Branding ist wichtiger, als Du denkst.


Ich habe kurz nach meiner Gründung angefangen, meine Reise auf LinkedIn zu teilen. Ohne Ziel, einfach als digitales Tagebuch. Was dann passiert ist, hätte ich nie erwartet. Heute folgen mir mehr als 12.000 Menschen auf der Plattform. Menschen fahren durch ganz Deutschland, um bei uns Crêpes zu essen. Diese Sichtbarkeit hat mir Türen geöffnet. Deshalb mein Rat: Fang früh an, Dich zu zeigen. Nicht perfekt, sondern echt.


6. Der perfekte Zeitpunkt wird nicht kommen.


Du kannst immer noch mehr Erfahrung sammeln, noch mehr Geld auf die Seite legen oder Dein Netzwerk noch weiter vergrößern. Du wirst Dich dennoch nie „bereit“ fühlen. Und je länger Du wartest, desto schwerer wird es, den Schritt zu gehen. Der perfekte Zeitpunkt wird nicht kommen. Du musst ihn Dir selbst erschaffen. Und dann einfach losgehen. Ich war bei meiner Gründung ebenfalls nicht bereit und wusste längst nicht alles. Alles, was ich heute weiß, habe ich unterwegs gelernt und lerne immer noch jeden Tag dazu.

Foto: privat

Zur Person

Joline Seiwert (25) ist Gründerin und Geschäftsführerin der LAMOUR Crêperie in Berlin. Sie führt sie gemeinsam mit ihrem Bruder Robin.