Peggy Reichelt

vor 11 Tagen

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Karrierekiller Wechseljahre? Tipps für einen selbstbewussten Umgang

Gastbeitrag I „Wechseljahre? Nee, meine Periode kommt ja noch. Auch temperaturmäßig ist noch alles im Normbereich“. Unzählige Male bekam Peggy Reichelt diese Antwort, wenn sie erzählt hat, dass ihr Job die Wechseljahre sind. Sie erklärt in ihrem Gastbeitrag, warum das zum einen meist eine falsche Selbsteinschätzung ist, warum es in puncto Karriere so richtig kontraproduktiv sein kann und wie sich das Dilemma lösen lässt.

Karrierekiller Wechseljahre? Tipps für einen selbstbewussten Umgang
Karrierekiller Wechseljahre? Tipps für einen selbstbewussten Umgang

Wechseljahre – das umfasst die gesamte Zeit des hormonellen Umschwungs. Die Menopause – der Begriff bezeichnet die letzte Monatsblutung, die letzte Eizelle, die sich verabschiedet – ist lediglich ein Moment, ein einzelner Tag davon. Durchschnittlich passiert das im Alter von 51 Jahren, kann aber auch eine Dekade früher oder später kommen – alles völlig normal.

Die hormonellen Änderungen beginnen jedoch schon Jahre vor der finalen Periode. Diese Zeit nennt sich Perimenopause und ist, ähnlich der Pubertät, ein allmählicher Prozess. Im Schnitt dauert sie irgendwas zwischen vier und zehn Jahren und gleicht einer Achterbahn-Fahrt, einem ständigen Auf und Ab der Hormone.

Zuerst sinkt das Wohlfühl-Hormon Progesteron: Gereiztheit, Stimmungsschwankungen, stärkeres PMS, sinkende Resilienz und Energie, schlechterer Schlaf. Das alles, während die Periode noch pünktlich auf die Minute kommen kann. Allmählich sinkt dann über die Jahre auch das Östrogen. Da unser Top-Sexualhormon über mehr als 400 Rezeptoren im Körper verfügt, spüren wir den Abfall mit jeder Faser: Brainfog, Hitzewallungen, Gelenkschmerzen, trockene Augen, Scheidentrockenheit – die Liste ist lang und umfasst über 34 mögliche Symptome.

Wer jetzt erschrocken die Hände über dem Kopf zusammen schlägt: Keine Panik! Man kann gegen das alles etwas tun. Doch dafür ist es wichtig, Bescheid zu wissen, Befindlichkeiten zuordnen zu können und dann bei den Ursachen statt den Symptomen anzusetzen. Spüren wir mit Anfang 40 also Veränderungen wie leichter reizbar zu sein, weniger leistungsfähig, unkonzentrierter, ängstlicher oder weinerlicher – dann wissen wir, dass wir nicht verrückt werden, sondern dass die Hormone hier ihre Hände im Spiel haben.

Karrierekiller Wechseljahre?

Viele steuern genau zwischen 45 und 55 auf den Höhepunkt ihrer Karriere zu. Endlich zahlt sich die jahrelange harte Arbeit aus. Wir werden als kompetent, selbstbewusst und erfahren angesehen und können in Führungspositionen aufsteigen. Deutsche Führungskräfte sind übrigens durchschnittlich 52 Jahre alt.

Jede vierte Frau zwischen 45 und 55 erwägt, ihren Job an den Nagel zu hängen: Ab in den Ruhestand, die Arbeitszeit reduzieren oder einen weniger anspruchsvollen Job annehmen.

Schön und logisch wäre das. Die Realität zeigt ein anderes Bild: Jede vierte Frau zwischen 45 und 55 erwägt, ihren Job an den Nagel zu hängen: Ab in den Ruhestand, die Arbeitszeit reduzieren oder einen weniger anspruchsvollen Job annehmen. Das kommt nicht aus einer “Midlife-Sinn-Laune” heraus, sondern ist den genannten, hormonell bedingten, Symptomen geschuldet. Frauen fühlen sich dem Job nicht mehr gewachsen, befürchten, Erwartungen nicht erfüllen zu können oder fühlen sich missverstanden. Und in der Tat, einige Symptome machen das Arbeiten zur echten Herausforderung.

Neben den eher unsichtbaren Symptomen – wie Schlafmangel, depressiven Verstimmungen, stressbedingtem Burnout – ist es vielen zudem peinlich, wenn am Arbeitsplatz oder im Meeting eine Hitzewallung zuschlägt. Es kursiert die Angst, dass es der Karriere schadet, wenn man als “in den Wechseljahren” geoutet wird.

Eine Studie schätzt die Kosten für den Produktivitätsverlust auf 770 US-Dollar pro Person und Jahr.

Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Job-Aussteigerinnen in ihren besten Jahren sind signifikant: Eine Studie schätzt die Kosten für den Produktivitätsverlust auf 770 US-Dollar pro Person und Jahr. Hinzu kommen Gender-Gap, Fachkräftemangel und drohende Altersarmut. Schwerer zu beziffern sind die negativen Auswirkungen auf die Frauen selbst. Bei vielen verschlimmert der Jobverlust ihre Symptome, da Sinn und Aufgabe im Leben fehlen.

Wie lässt sich das Potenzial gut ausgebildeter Frauen trotz Wechseljahre erhalten?

3 Hacks für selbstbewusste Wechseljahre

1. Aufklärung & Wissen anhäufen: Je mehr eine Frau über ihren Körper weiß, desto besser. Weit verbreitete Mythen und Fehlinformationen lassen sich so ausräumen, Beschwerden besser einordnen und ganzheitliche Maßnahmen ergreifen. Und: Es ist eine große Erleichterung zu wissen, dass man nicht die Einzige ist, die morgens, nach einer durchschwitzten Nacht, nur schwer in die Gänge kommt, die tagsüber von Brainfog ausgebremst wird und die auf einmal schon bei kleinsten Dingen ausrastet.

2. Verständnis & Offenheit einfordern: Eine offene Umgebung im Unternehmen, die den Austausch ohne Scham erlaubt, untereinander und mit Vorgesetzten. Befragungen von Frauen zeigen, dass dies ihr größter Wunsch ist. Zudem hilft Flexibilität wie Home-Office und agile Arbeitszeiten. Wir weiblichen Führungskräfte können das initiieren – wie das geht, zeigt z. B. Dr. Lotzmann, Chief Medical Officer bei SAP.

3. Selbstbewusst dazu stehen: Auf den ersten Blick kontraintuitiv, kostet Überwindung, ist aber immens wirkungsvoll. Eine Studie wertete zwei Reaktionen einer Frau aus, die während eines Meetings eine sichtbare, unangenehme Hitzewallung ereilte. Gefragt, ob es ihr gut geht, antwortete sie in einem Fall: „Alles okay, mir ist nur warm", während sie im anderen Fall antwortete: „Alles okay, sind nur meine Wechseljahre." Letzteres, der offene Umgang, wurde als selbstbewusster, stabiler und führungsfähiger angesehen!

Alle drei Punkte kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen: Das Wissen hilft mir neuartige Kapriolen meines Körpers einzuordnen, die Arbeits-Flexibilität erlaubt mein Potenzial optimal zu nutzen und offen sagen zu können “yup, ist die Perimenopause”. In dem Moment fühle ich mich stark, selbstbewusst und erleichtert – und irgendwie ist das dann alles so gar keine große Sache mehr.

Über die Autorin Peggy Reichelt ist Gründerin & CEO von XbyX – Women in Balance, eine Plattform für Frauen ab der Lebensmitte mit wissenschaftlich fundierten, ganzheitlichen Lösungen für Wechseljahre und gesundes Altern. Peggy ist erfahrene Unternehmerin, gründete ihr erstes Unternehmen 2004 und ist lizenzierter Food Coach. Ihr größter Antrieb ist ihre Passion für die Frauengesundheit ab der Lebensmitte und die Vision einer Pro-Age-Gesellschaft, in der Frauen mit Zuversicht und Gelassenheit durch die Wechseljahre gehen können.

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