Alena Brügger
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After-Baby-Brain: Wir dürfen nach der Elternzeit nicht so tun, als wäre nichts

Spätestens nach zwei Jahren kehren die meisten Mütter aus der Elternzeit in den Job zurück. Oft jedoch in einer anderen Firma – und das nicht unbedingt freiwillig, sagt Alena Brügger. Hier erklärt die Unternehmensberaterin, was das mit dem After-Baby-Brain zu tun hat und wie Frauen beim Wiedereinstieg besser unterstützt werden könnten.

After-Baby-Brain: Wir dürfen nach der Elternzeit nicht so tun, als wäre nichts
"Unser Fokus liegt nach der Geburt eines Kindes immer noch oft auf dem äußeren Erscheinungsbild der Mutter", sagt Alena Brügger | Foto: Anna Bodner

Der Begriff After-Baby-Body liefert 3,6 Milliarden Suchergebnisse bei Google. Zahlreiche Studien und mediale Debatten zeigen: Unser Fokus liegt nach der Geburt eines Kindes immer noch oft auf dem äußeren Erscheinungsbild der Mutter. Aber habt ihr schon einmal vom After-Baby-Brain gehört? 

 

Ich spreche nicht von Schlafmangel oder mentaler Erschöpfung. Sondern von nachgewiesenen Veränderungen im weiblichen Gehirn nach der Geburt: neurobiologisch, hormonell, emotional und sozial. Teile des Gehirns, die für Empathie, Intuition oder Multitasking zuständig sind, vernetzen sich neu. Manche Veränderungen sind vorübergehend, andere bleiben langfristig.

 

Das Erschreckende daran: Diese Forschung ist noch jung, denn jahrzehntelang interessierte sich kaum jemand für das mütterliche Gehirn. Solange sie "funktioniert" und "schnell wieder abgenommen hat“, war wohl alles gut. Doch das ist es nicht. Und deshalb müssen wir dringend darüber sprechen! 

Warum ist das so relevant für die Arbeitswelt? 


In Deutschland wechseln einer Umfrage zufolge 35 Prozent der Frauen nach der Elternzeit den Arbeitgeber. Viele davon nicht freiwillig, sondern weil sie sich fehl am Platz fühlen.

 
Ich bin überzeugt: Das liegt auch daran, dass wir erwarten, nach der Elternzeit einfach wieder „zurückzukehren“ – in denselben Job, mit denselben Anforderungen, als wäre nichts anders. Dabei hat sich alles verändert! Unser Gehirn, unsere Bedürfnisse, unsere Prioritäten. Das muss auch im Beruf berücksichtigt werden. Ein Onboarding nach der Elternzeit? Gibt es kaum. Dabei ist dies essenziell. 


So könnte ein Onboarding nach der Elternzeit aussehen: 

  1. Willkommens- und Zukunftsgespräch vor dem Wiedereinstieg 
    Wie geht es Dir? Welche Aufgaben wünschst du Dir oder kannst Du Dir nicht mehr vorstellen? Gibt es neue Interessen oder Themenfelder? Was wünscht Du Dir für die Zukunft? 

  2. Flexibler Wiedereinstiegsplan 
    Kein “Alles oder Nichts”, sondern Teilzeitphasen, ein schrittweiser Ausbau der Verantwortung, Rücksicht auf familiäre Routinen. Ein klar strukturierter, aber anpassbarer Zeitplan.

  3. Mentoring oder Tandem-Modell 
    Eine feste Bezugsperson, die in den ersten Monaten unterstützt, informiert und mitdenkt. Idealerweise jemand, der die Elternzeit-Thematik kennt. 

  4. Und ganz wichtig: Verständnis!
    Kommuniziert direkt zu Beginn, dass es in Ordnung ist, wenn man mal früher weg muss oder das Kind mal krank wird. Das nimmt die Angst und den Druck und sorgt für enorme Loyalität und Motivation. 


Mütter sind kein Risiko, sondern eine wichtige Ressource

Mütter sind nicht weniger leistungsfähig, sie sind neu vernetzt. Sie sind oft empathischer, strukturierter, lösungsorientierter als je zuvor. Was es braucht, ist Verständnis statt Druck, Dialog statt Tabu. Wenn wir das zulassen, dann entsteht echte Vereinbarkeit. Nicht nur für die Mutter, sondern für alle Beteiligten. Und Unternehmen gewinnen Teammitglieder mit einer unglaublichen Portion Resilienz, Kreativität und Menschlichkeit.

Zur Person

Alena Brügger ist Business Creatorin, Gründerin von Mom owns Money und Beraterin für kleinere und mittlere Unternehmen, die ihre Kultur und Teamdynamik weiterentwickeln wollen.