Christina Richter

18. August 2021

6 Min. Lesedauer

Strategie meets Umsetzung: Wie wird man jetzt eigentlich sichtbar?

Ihre Personal Branding Strategie steht. Sie wissen, was Ihr Thema ist und die Kernbotschaft klingt so großartig, dass Sie sie in die Welt hinausrufen möchten. Sie sind voller Euphorie und wollen direkt loslegen, haben aber eigentlich keine Zeit und Ihre zahlreichen Ideen für Content hinterfragen Sie auch direkt wieder. Wie werden Sie jetzt sichtbar? Personal-Branding-Strategin Christina Richter verrät es Ihnen.

Lassen Sie mich Ihnen ein Geheimnis verraten: Die Strategie allein macht Sie nicht sichtbar. Sie bildet vielmehr das Fundament, ihr Warum, Was und Wer. Im nächsten Schritt geht es dann an die Umsetzung, sprich das Wie. Und für das “Wie” brauchen sie einen (zumindest groben) Fahrplan, neudeutsch Roadmap. Und damit möchte ich an dieser Stelle klar unterscheiden: Strategie und Roadmap sind nicht das selbe. Das Erste ist die Theorie, das Zweite die praktische Umsetzung. Ähnlich wie bei der Führerscheinprüfung.

Strategie meets Umsetzung: Wie wird man jetzt eigentlich sichtbar?

Aber wie fangen Sie konkret an, die Strategie in die Praxis umzusetzen? Dazu möchte ich Ihnen zwei der mir am häufigsten gestellten Fragen stellen. Machen sie sich auf jeden Fall mindestens einmal Gedanken dazu, denn sonst verlieren sie sich schnell im Klein-Klein des Social-Alltags.

 

Frage 1: Wie viel Zeit muss ich eigentlich investieren?

 

Kleiner Realitätscheck: Es ist Montag, zweieinhalb Wochen nachdem sie ihre Strategie erstellt haben. Zwischenzeitlich haben sie angefangen, ihre Profile zu updaten, sind aber noch nicht fertig. Einen ersten Post hatten sie auch live gestellt – direkt am Tag, nachdem die Strategie stand. Das nächste Meeting steht an. Ihr Kalender ist grad echt voll. Stunden später denken sie wieder daran: Personal Branding. Sie haben Zeit und Geld in ihre Strategie investiert und die ist wirklich toll. Aber da ist er wieder, ihr Berufsalltag. Kommt ihnen das bekannt vor?

 

Was also die Frage nach dem Zeitinvest angeht: Prinzipiell könnten sie aus Personal Branding einen Vollzeitjob machen, denn auf Social Media tickt die Zeit anders und schwupp, sind wieder zwei Stunden vorbei. Da sie allerdings noch ihren eigentlichen Job haben und der Kalender stets voll ist, überlegen sie, wieviel Zeit für sie machbar ist. Zeit investieren müssen sie – egal wie voll der Kalender ist – denn von nichts kommt nichts, vor allem keine Sichtbarkeit.

Als Basis-Zeitinvest rate ich ihnen: Stellen sie sich täglich einen LinkedIn-Termin von 15-20 Minuten in den Kalender ein. Wirklich? 15 Minuten reichen für mehr Sichtbarkeit? Sie werden überrascht sein, was sie mit ein bisschen Planung alles in 15 Minuten schaffen können. Dazu sollten sie eine Routine etablieren: Loggen sie sich pünktlich zum Termin in ihr Profil ein und gehen durch ihren Feed. Wenn sie einen Post spannend finden, hinterlassen sie einen Kommentar. Dies ist die einfachste Form, sich mit ihrem Fachwissen sichtbar zu machen. Bleiben sie dabei aber ihrem Thema treu.

 

Wenn sie ihre Personal Branding Termine regelmäßig wahrnehmen und sich an digitalen Diskussionen beteiligen, wird ihnen das allein schon mehr Sichtbarkeit bescheren. Wichtig ist die Kontinuität, daher planen sie feste Termine ein. Wenn sie es nicht jeden Tag schaffen, dann bitte jeden zweiten Tag – 15 Minuten mit einem Kaffee oder Tee sollten machbar sein.

 

Frage 2: Was soll ich überhaupt posten?

 

Wenn sie ein Content-Pro sind, können sie sicher jeden Tag einen spannenden Post einfach runterschreiben, direkt das passende Foto raussuchen und voila, fertig ist ihr Post. Wenn sie allerdings kein Profi-TexterIn sind – und beispielsweise als ProjektmanagerIn, Head of Product oder GeschäftsführerIn gehört Content Creation nicht unbedingt in ihr Anforderungsprofil für den Job - dann sollten sie sich auch für ihren Content einen Fahrplan erstellen. Der muss nicht bis ins Detail durchgeplant sein, denn sie wollen ja auch aktuelle Inhalte posten. Aber eine grobe Idee zu haben, was und worüber sie posten wollen und woher sie die Inspiration und Inhalte bekommen, kann auf gar keinen Fall schaden. Nutzen sie dafür ein Notizbuch, ein Google Sheet oder – so mache ich es – mach beispielsweise eine Whatsapp-Gruppe für sie selbst auf und stellen sie sich dort Links, Screenshots und Sprachnachrichten mit Ideen ein. Die Gruppe erstellen sie, indem sie mit einem Freund oder einer Freundin eine Whatsapp-Gruppe aufmachen und die zweite Person dann wieder aus der Gruppe entfernen – dieser Tipp hat mir mein Content-Leben unfassbar erleichtert.

 

Inhaltlich könnte ihnen alles, was ihnen in ihrem (Berufs-) Alltag passiert, Futter für ihre Posts bieten: Sie arbeiten vielleicht gerade an einer Studie oder einer Präsentation. Vielleicht besprichen sie auch ein Projekt mit einem Kunden oder sie klären ein Problem. Zwischendurch kommt ein Kollege mit einer Frage zu ihnen. Ich greife ganz oft Fragen auf, die mir Kunden stellen. Wenn diese Frage einen oder zwei meiner Kunden beschäftigt, dann ist sie sicher auch für andere interessant. Sie können auch sehr gut Newsletter für Inspirationen nutzen oder aber Inhalte von anderen Menschen aus ihrem Netzwerk. Wichtig ist: sammeln sie Ideen, Gedanken, Links oder Fotos, denn sonst gehen sie im Alltag und der Flut der Informationen verloren.

 

Aktivitäten zu planen hilft, unsere Vorhaben zu realisieren

 

Einen Plan zu haben und gut vorbereitet zu sein, kann ihnen ihren Personal Branding Alltag wirklich vereinfachen. Bitte nicht einfach planlos nach aktueller Gefühlslage posten, teilen und liken oder aus Verzweiflung unangebrachten Aktionismus an den Tag legen, nur weil der ein oder andere Post noch nicht so funktioniert. Damit wird es auch nicht besser.

 

Mit Terminen im Kalender und ersten gesammelten Inhalten fahren sie am besten: Jeden Tag 15 Minuten Kommentare schreiben und so sukzessive ihren digitalen Fußabdruck auf der Plattform hinterlassen. Einmal die Woche posten sie selbst etwas. Wenn sie es zweimal die Woche schaffen, umso besser. Je aktiver sie sind, desto schneller werden sie sichtbar.

 

Und ein letzter Tipp: Die Arbeit an ihrer Personal Brand hat ihre Hochs und ihre Tiefs. Nach der anfänglichen Euphorie kommen oft Zweifel und Frust, denn bis wirklich etwas passiert, müssen sie erstmal Zeit und Energie investieren. Machen sie sich daher immer wieder bewusst: Sie haben eine Strategie und einen Plan. Und idealerweise entwickeln sie daraus eine Routine. Und dann bleiben sie dran.

 

Über die Autorin:

Christina Richter ist Personal Branding- und Kommunikationsstrategin mit Sitz in Berlin. Nach zehn Jahren in Agentur, Mittelstand sowie Großkonzern in den Bereichen PR, Unternehmenskommunikation und Social Media berät sie seit 2015 Unternehmen und Unternehmer:innen aus aller Welt in Sachen Personal Branding.

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