Kristina Kreisel
1 Min. Lesedauer

Nur ChatGPT reicht nicht: Wie Du bei KI jetzt nicht den Anschluss verpasst

Dass KI die Arbeitswelt fundamental verändern wird, ist inzwischen den meisten klar. Doch was bedeutet das konkret? KI-Experte Felix Schlenther erklärt im STRIVE-Interview, in welche Fähigkeiten Du jetzt investieren solltest, um nicht abgehängt zu werden und welchen Denkfehler Du unbedingt vermeiden solltest.

Nur ChatGPT reicht nicht: Wie Du bei KI jetzt nicht den Anschluss verpasst
"Heute nutzen wir einzelne KI-Tools, morgen werden wir Teams aus KI-Agenten steuern, die zusammenarbeiten", sagt Felix Schlenther. | Foto: privat

STRIVE: Warum ist jetzt der entscheidende Moment, um sich mit Künstlicher Intelligenz auseinanderzusetzen, Felix?
 

Felix Schlenther: Weil KI noch nie so gut und einfach zugänglich war wie heute und echte Mehrwerte liefert. Wir sehen bei unseren Kund:innen zehn bis 20 Prozent Produktivitätssteigerungen bei Mitarbeitenden, die KI strukturiert nutzen. In der Regel werden auch die Aufgaben an KI delegiert, die ohnehin niemand machen möchte.


ChatGPT nutzen inzwischen die meisten. Viele glauben, sie seien damit bei der KI-Revolution voll dabei. Doch reicht das wirklich?

Das ist, als würde man sagen: "Ich nutze das Internet voll, weil ich manchmal Google etwas frage". Fortgeschrittene Nutzer:innen haben längst ein Team aus spezialisierten KI-Assistenten aufgebaut, die auf ganz bestimmten Aufgaben trainiert sind und konsequent in Prozessen eingesetzt werden. Das kann heute jede:r mit Funktionen wie CustomGPT bauen, auch ohne Coding Skills. 

Du berätst Mittelständler:innen bei KI-Themen. Was ist der häufigste Denkfehler, der Dir begegnet?

Zu groß anfangen. Viele wollen gleich den "vollautomatisierten Shopping-Agent" oder eine "KI, die unseren kompletten Kundenservice übernimmt“. Das funktioniert nicht. 


Warum?
 


Oft sind die Prozesse, Daten, IT-Systeme und Kultur nicht darauf vorbereitet. Das überfordert die Organisation und führt zu Stillstand. Erfolgreiche KI-Transformation startet in Schritt 1 mit "Use" und dann kommt "Case" in Schritt 2. Wir müssen erstmal lernen, wie diese Technologie funktioniert und welche Fähigkeiten und Qualitäten sie hat. Daraus entstehen automatisch Anwendungsfälle, die mit wachsender Kompetenz auch komplexer werden dürfen.
 

Werden wir doch mal konkret: Welche KI-Tools sollten ambitionierte Berufstätige und Führungskräfte jetzt kennen und jenseits von ChatGPT unbedingt ausprobieren?
 

Ganz ehrlich: Das Tool ist nicht so wichtig. Viel wichtiger ist die konsequente Nutzung und Einstellung des Tools auf die eigenen Anforderungen. Die Tools nähern sich in ihren Funktionen immer stärker an. Wer etwas höher ins Regal greifen möchte als ChatGPT, sollte sich Workflow-Automation-Tools oder Agenten-Plattformen wie n8n, Lindy, Relevance oder Make anschauen. Diese können KI mit anderen Systemen automatisiert interagieren lassen.


Was rätst Du noch, um in einem Jahr KI-technisch nicht abgehängt zu sein?


Alle "Jobs to be done" in der eigenen Arbeit runterschreiben. Für jede Aufgabe prüfen, was KI davon besser kann und wo menschlicher Input wichtig ist. Und dann KI konsequent in den eigenen Workflow integrieren und damit die eigenen Fähigkeiten hebeln.  


Apropos Fähigkeiten: Welche Fähigkeiten werden in ein, zwei Jahren enorm gefragt sein, die wir heute noch nicht auf dem Schirm haben?


"AI Orchestration“, also die Fähigkeit, mehrere KI-Tools und -Agenten sinnvoll zu koordinieren. Heute nutzen wir einzelne KI-Tools, morgen werden wir Teams aus KI-Agenten steuern, die zusammenarbeiten. Auch wichtig: Wissensmanagement für KI. Also Menschen, die verstehen, wie man einer KI das passende Wissen bereitstellt, damit sie ihre Aufgabe bestmöglich ausführen kann.


Was ist Deine Prognose: Wie wird KI unseren Alltag in den kommenden zwölf Monaten konkret verändern?


Wer heute wie ein Roboter arbeitet, dessen Arbeit wird in Zukunft von einem Roboter übernommen, in allen Bereichen. Jegliche digitale Fleißarbeit wird von KI erledigt werden. Wie genau die Rollenprofile der Zukunft aussehen werden, wird sich erst noch zeigen. Die beste Vorbereitung auf diese Zukunft bleibt aber immer, zu lernen, KI richtig einzusetzen und darüber seine eigenen Fähigkeiten zu erweitern.

Foto: privat

Zur Person

Felix Schlenther ist KI-Experte und Gründer von AI First. Das 2024 gegründete Unternehmen berät Mittelständler:innen beim sinnvollen Einsatz von künstlicher Intelligenz in ihrer Businessrealität. Zuvor war er drei Jahre für die Experience-Management-Plattform Zenloop tätig, zuletzt als Interims-CEO.