Kim Hnizdo
14. November 2024
Warum ich heute nicht nur Model, sondern Role Model sein will
Meinen Traum, als Model die Welt zu bereisen und auf internationalen Laufstegen zu stehen, habe ich verwirklicht. Als Gewinnerin von Germany’s Next Topmodel öffneten sich für mich die Türen zu einer faszinierenden, intensiven Welt voller Glamour und Herausforderungen. Ich arbeitete auf globalen Bühnen, lernte die verschiedenen Facetten der Modewelt kennen und baute mir eine Karriere auf.
Doch während meine Laufbahn an Fahrt aufnahm, begann in mir über die letzten Jahre ein neues Verständnis zu wachsen: Ich wollte meine Stimme nutzen, um etwas zu bewirken – etwas, das über die Modewelt hinausgeht.
Komfortzone verlassen: Vom Ponyhof ins Ungewisse
Die erste große Entscheidung, die mein Leben umkrempelte, war der Ausstieg aus meiner sicheren Welt. Ich tauschte das Jurastudium und den Alltag gegen die Teilnahme bei Germany’s Next Topmodel – ein Sprung, der sich anfühlte wie ein Eintauchen in kaltes Wasser. Jede neue Herausforderung und jeder Schritt in der Modelwelt war anders als alles, was ich zuvor kannte.
Doch ich lernte schnell: Je größer der Sprung, desto weiter reicht der Horizont, der sich vor einem auftut. Klar, beim Turmspringen hilft eine gewisse Vorbereitung – aber im echten Leben lohnt sich oft der Mut zum Sprung ins Ungewisse.
Den Mut zu finden, die eigene Komfortzone zu verlassen, ist eine meiner wertvollsten Lektionen. Das ist keine einmalige Sache. Es ist ein Prozess, den man immer wieder durchläuft und der oft mehr Ängste als Sicherheit mit sich bringt. Doch genau diese Entscheidungen formen uns – und geben uns die Stärke, auch in anderen Lebensbereichen Neues zu wagen. Das bedeutet nicht, dass die Ängste verschwinden, sondern dass der Gewinn, der auf der anderen Seite wartet, größer ist als die Komfortzone, die wir hinter uns lassen.
Heute möchte ich andere dazu ermutigen, ihre Komfortzone ebenfalls zu verlassen, denn jeder Schritt ins Ungewisse ist eine Chance. Diese Erfahrung hat mich geprägt und ist für mich der Grund, warum ich heute als Role Model nicht nur für Trends, sondern für Themen eintreten möchte, die mir wichtig sind. Es ist an der Zeit, dass wir Frauen uns sichtbar machen und mit unserer Stimme das Gespräch mitgestalten – nicht nur, weil es die aktuelle Kultur verlangt, sondern weil es unsere Welt besser machen kann.
Warum mir Sichtbarkeit und Purpose wichtig sind
In einer schnelllebigen Welt sehnen sich viele Menschen nach authentischen Persönlichkeiten, die für sinnstiftende Werte stehen. Purpose – der Sinn, den wir unserem Handeln geben – ist für mich der Schlüssel zu einem erfüllten Leben. In einer Zeit, in der der Mode- und Karrierewelt noch immer gewisse Standards und Stereotypen vorherrschen, wird es immer wichtiger, sichtbar zu bleiben und für Diversität und Gerechtigkeit einzustehen. Ich habe erkannt, dass ich meine Stimme für mehr als nur Model-Themen einsetzen kann und möchte. Es ist entscheidend, als Frauen und insbesondere als Frauen im Business, auch in anderen Branchen sichtbar zu sein. Wenn wir unsere Sichtbarkeit nutzen, um Missstände aufzuzeigen und Vielfalt zu fördern, verändern wir die Landschaft – nicht nur für uns selbst, sondern auch für kommende Generationen.
In meinem Engagement als Aktivistin für Women for Women International und als Moderatorin, unter anderem zum Beispiel für die Karriereplattform NEX STAGE by glo, verfolge ich genau dieses Ziel: Menschen auf ihrem Weg zu unterstützen, ihre Stimme zu finden und ihren Platz im Berufsleben zu gestalten. Besonders Frauen brauchen Räume, in denen sie über ihre Ziele und Ängste sprechen können und in denen ihnen nicht gesagt wird, wie sie sein oder aussehen sollen. Es geht nicht mehr nur darum, einem Trend zu folgen oder einer Rolle zu entsprechen – es geht darum, authentisch zu sein und mit einem klaren Purpose zu agieren.
Mein Weg vom Model zum Role Model
Ein "Rolemodel" zu sein bedeutet für mich nicht nur, als Model in der Öffentlichkeit zu stehen, sondern als Mensch mit Überzeugungen – eine Frau, die bereit ist, für positive Werte einzutreten und Verantwortung zu übernehmen. Der Weg dorthin ist nicht immer einfach, doch er ist wertvoll. Es geht darum, sich über die eigenen Ziele hinaus Gedanken zu machen und den Einfluss, den man hat, für eine größere Sache einzusetzen.
Eine wichtige Erkenntnis auf meinem Weg: Erfolg ist nur dann nachhaltig, wenn er auch anderen etwas bringt. Ob ich für Gleichberechtigung, soziale Gerechtigkeit oder Umweltschutz eintrete – ich möchte anderen zeigen, dass man seine Plattform nutzen kann, um positive Veränderungen anzustoßen. Denn unsere Gesellschaft braucht Vorbilder, die inspirieren und Mut machen. Der Weg vom Model zum Role Model ist nicht immer leicht, aber er ist auch eine großartige Chance – eine Chance, Menschen zu inspirieren und gemeinsam an einer besseren Zukunft zu arbeiten.
Es gibt einen Satz, der mir in den letzten Jahren immer mehr ans Herz gewachsen ist: „Pretty is not enough anymore. Let’s be pretty smart. Work pretty hard. Do pretty good.“ Als Model habe ich viele Jahre die Trends verfolgt, die anderen vorgegeben haben. Doch heute weiß ich: Echte Veränderung entsteht, wenn Menschen Neues wagen und ihrer eigenen Stimme folgen – auch und gerade, wenn es unbequem ist. Der Weg dorthin beginnt oft mit einem mutigen Sprung aus der eigenen Komfortzone.
Zur Person
Kim Hnizdo (28) wurde in Bad Homburg geboren, studierte Jura und wurde vor acht Jahren durch ihren Gewinn des Modelwettbewerbs von Heidi Klum deutschlandweit bekannt. Heute arbeitet sie international als Model und engagiert sich für Female Empowerment.