Bianca Praetorius

02. Oktober 2022

7 Min. Lesedauer

Das Dating-Dilemma erfolgreicher Frauen

Gastbeitrag | Warum haben es erfolgreiche, selbstbewusste Frauen schwerer eine:n Partner:in zu finden als Männer? Über die Gründe und wie sich das in Zukunft ändern kann, berichtet Bianca Praetorius, Pitch Coach, Speaking Trainerin und Moderatorin, in ihrem Gastbeitrag.

Das Dating-Dilemma erfolgreicher Frauen

(Symbolbild)

Unter meinen Freundinnen ist es längst der Normalzustand: Wir feiern uns gegenseitig für Erfolge, we’re the Queens of High Fives. Bei einem gelungenen Nudelsalat oder wenn wir Unternehmen gründen. Wenn wir Gehaltserhöhungen bekommen oder einen neuen Lippenstift tragen. Bei dem neuen, coolen Job oder dem Einzug ins Ministerium.

Egal um welche Art von “Erfolg” es sich handelt – unternehmerisch, sportlich, akademisch, politisch, gesellschaftlich oder privat: es gehört zum Repertoire eines gelungenen Lebens, anderen ihre Erfolge zu gönnen und sie zu feiern. Meine innere Timeline ist voll davon, ich like und verteile Smilies unter jeden Erfolg meiner Freundinnen, und I actually mean it. Außerdem wage ich zu behaupten: Es ist Zeitgeist. Unter Frauen hat sich endlich eine Art Cheerleader-Kultur gebildet. Peer-to-Peer Empowerment quasi. Das geht natürlich mit Social Media etwas lauter, einfacher und hin und wieder auch mal oberflächlicher als ohne, ist aber dennoch Teil der Selbstverständlichkeit des zeitgenössischen Seins.

Je erfolgreicher, klüger, smarter und empowerter eine Frau ist, desto kleiner wird der Kreis der Männer, die sich in sie verlieben.

Erfolgreiche Frauen also. Frauen, die ihr Ding machen, über sich hinauswachsen, lernen und liefern. Frauen, die Bock aufs Leben haben und Bock haben, dass ihr (oft berufliches) Schaffen einen Unterschied macht. Das eigene Leben im Griff haben und es gen Sky-is-the-Limit gestalten zu wollen ist unter Frauen – dank zwei Dekaden Female-Empowerment-Literatur und Female-Business-Magazinen (High Five, Dear STRIVE Magazine!) – der erfreuliche Normalfall.

Wäre da nicht dieser fette, graue, überlegen lächelnde Elefant im Raum: Männer.

Genauer gesagt Cis-Männer, die an Cis-Frauen interessiert sind. Die finden das alles nämlich meistens eher “meh”. Oder zumindest nicht wirklich anziehend, sexy oder gar zum Verlieben und Heiraten. Long story short: Je erfolgreicher, klüger, smarter und empowerter eine Frau ist, desto kleiner wird der Kreis der Männer, die sich in sie verlieben.

Männer daten in Bezug auf sozialen und ökonomischen Status eben lieber nach unten.

Oha, steile These, Frau Praetorius!

Nee, leider gar nicht so steil, eher hier, hier, hier, hier oder hier ziemlich brillant belegt.

Don’t argue with me, argue with the Science. Das alles zu lesen ist keine leichte Kost. Männer bekommen Mental Health Issues, wenn die Frau mehr als 40% des gemeinsamen Einkommens verdient. Bei aufsteigenden Frauen steigt die Scheidungsrate. Danke für nichts, verdammte Statistik.

Männer daten in Bezug auf sozialen und ökonomischen Status eben lieber nach unten. Das führt dann dazu, dass die ambitionierten Frauen an einer unerwünschten Nebenwirkung ihres Erfolgs leiden: Romantisches Downgrading auf dem Liebesmarkt. Das ist so gemein und so, so unfair. Anders kann ich es nicht sagen. Wenn ein Mann sich und seine Skills verwirklicht, also selbiges tut, wie die beschriebenen Frauen – schlicht sein Ding macht – wird er von Schritt zu Schritt unwiderstehlicher. Ich kenne Männer, die sich selbst Business-Karten drucken, auf denen irgendwas mit CEO & Founder steht, einfach weil das gut ankommt. Und ich kenne Frauen, denen beim ersten Date geraten wird, ihr Einkommen oder ihren PHD lieber nicht zu nennen. Intuitiv geraten von sich selbst oder sogar ganz offiziell, von so mancher berühmte Dating App, die dieses Verhalten smarten Frauen beim Dating raten. Deutlicher kann eine Situation gar nicht sein. Als Frauen zahlen wir also einen ziemlich hohen Preis fürs Immer-Besser-Werden: Single sein. Und das länger als manchen von uns lieb ist.

Nicht, dass moderne Männer das nicht theoretisch alles total cool finden, dieses Female Empowerment. “Yeah, Diversity. Yeah, Frauen in Führungspositionen. Gründerinnen yeah-yeah-yeah…“ Aber verlieben und eine Beziehung wollen? „Da sehe ich mich dann doch eher mit einer anderen Art Frau.” Danke für nichts, traditionelle Rollenverteilung. Es gibt viele Vermutungen, warum das alles so ist, und wenn man das bei LinkedIn mal zur Debatte stellt, fetzen sich die Geschlechter.

Was klar ist: Frauen, die sich selbst verwirklichen, Bock auf große Projekte, Pläne und Purpose haben: sie werden immer mehr. Role Models für Frauen, die investieren, ihre Finanzen im Griff haben und ihre Intelligenz feiern, statt sie kokett klein zu halten: sie werden immer mehr. Zum weiblichen Selbstverständnis gehört es heute (und hoffentlich für immer) auf keinen Fall, für irgendjemanden klein bleiben zu müssen.

Für jene, die damit ein Problem haben, gibt es zwei Möglichkeiten:

Entweder werden wir Dekaden mit steigender Anzahl unfreiwilliger Singles erleben. Frauen, wie Männer. Already happening. Oder Männer überkommen ihr veraltetes Männlichkeitsbild und trotzen den Fesseln des Patriarchats, stets der Versorger und Überlegene sein zu müssen und genießen das Leben in liebevoller Partnerschaft auf Augenhöhe.

Mal sehen, wie es ausgeht.

Über die Autorin:

Bianca Praetorius (37) ist Pitch Coach für Start-ups in der Tech-Branche, Speaking Trainer, Moderatorin und Gründerin von Cherrish.One.

In den letzten 10 Jahren hat sie sich intensiv den Themen Digitalisierung, Innovation und Entrepreneurship gewidmet; als Quereinsteigerin, und als Millennial. Sie hat zwei politische Parteien mitbegründet, „Demokratie in Bewegung“ und „Demokratie in Europa”. 2021 ist sie der CDU Berlin beigetreten und hat noch im gleichen Jahr die „KlimaUnion“ mitgegründet. Bianca hat eine Schwäche für Bäume, Roboter und Crème brûlée.

Link kopiert!