Stefanie Kuhnhen

29. April 2021

3 Min. Lesedauer

I’m starting with the woman in the mirror!

Neulich bin ich über Mars gestolpert. Und Danone. Und zwar nicht am Regal im Lebensmittelhändler meines Vertrauens, sondern in einem Zukunftsreport! In einem Atemzug mit Tony’s Chocolonely, share oder einhorn. Und jetzt kommts: Im Kontext Brands For Future. Ausgerechnet diese zwei Multinationals?

Seitdem kann ich gar nicht aufhören, mich mit den Inhalten der neuen Mars-Mission eines gerechteren, verantwortungsvolleren Kapitalismus zu beschäftigen: Für die Verfolgung dieses Ziels wurde eine hoch professionelle, hochkarätig besetzte Stiftung „Economics of Mutuality“ sowie inzwischen eine Unternehmensberatung gegründet, die entsprechende Transformationsmethoden auch extern anbietet.

I’m starting with the woman in the mirror!
I’m starting with the woman in the mirror!

Genauso begeistert mich die Konsequenz, mit der sich Danone CEO Emanuel Faber dem Ziel verschreibt, bis 2025 (!) eine gemeinwohlorientierte B(enefit)-Corp(oration) zu werden. Als erster multinationaler Konzern dieser Größe überhaupt! Und somit von Beispielen berichten kann, wie Danone in Drittweltländern der Mangelernährung aktiv entgegentritt, indem sie gesunde, bezahlbare Joghurts mit lebenswichtigen Nährstoffen statt ungesundem Zucker anreichert.

 

Beide Beispiele sind deshalb so großartig, weil sie uns so vieler Ausreden berauben, die wir uns nur zu gerne zugestehen: „Ja, als frisch gegründetes Start-up ist es ja kein Problem, ein durch und durch gutes Unternehmen zu bauen, aber mit Altlasten als riesen Konzern ist das nicht so leicht machbar.“ Und: „Ohne Regulierung geht es nicht, hier ist die Politik gefragt, nicht wir.“ Oder: „Lokal agierende Unternehmen sind klar im Vorteil, denn als (wahlweise) national/internationales Unternehmen gibt es ganz andere Zwänge, die man nicht so leicht überwinden kann.“ Danke, Mars! Danke, Danone!

 

Ach ja, und: Danke, Patagonia! Hatte ich schon erzählt, dass diese internationale Firma 2020 beschlossen hat, nicht mehr wachsen zu wollen? Und das, obwohl wir uns das ja eigentlich gar nicht vorstellen können, ein Unternehmen ohne Wachstum? In diesem Kontext habe ich übrigens letzte Woche eine ganz andere spannende Grafik von Bruno Roche und Jay Jakub in ihrem substantiellen Buch „Completing Capitalism“ gelesen: Hier wurden am Beispiel der Top FMCG Konzerne zwei Kurven übereinandergelegt. 30 Jahre lang Entwicklung ihrer Umsätze und 30 Jahre lang Entwicklung ihrer Profite. Und siehe da, die beiden Kurven korrelieren gar nicht, d.h. tausende von Unternehmen konnten Profite generieren, unabhängig davon, ob sie in hohen oder geringen Wachstumsphasen waren.

 

Das hat natürlich verschiedenste Produktivitätswachstumsgründe. Aber sie zeigen auch: Es braucht nicht mehr Wachstum, um als Unternehmen mit sich entwickelndem Gewinn langfristig bestehen zu können. Es braucht vor allem die Fähigkeit als Unternehmen, Profit machen zu können.

 

Ohne diese drei Multinationals (ich arbeite übrigens für keine der genannten Marken) würden wir uns weiter morgens im Spiegel sagen können, dass wir wirklich gerne wollen, aber nur so schwer können! Doch mit ihnen wissen wir jetzt, dass wir vielleicht nicht ganz so aktivistische Unternehmer:innen sind, wie wir gerne von uns denken: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Das zeigen sie uns glasklar auf.

 

Also bitte ich uns alle vielleicht morgen mal vor den Spiegel zu treten und sich wirklich ganz wahrhaftig zu fragen: „Wollen wir wirklich? Will ich wirklich?“ Oder immer dann, wenn Sie – wie ich – die nächsten Male wieder vor einem Danone Joghurt im Lebensmittelhändler Ihres Vertrauens stehst: Können Sie heute anfangen, eine Veränderung zu starten?

 

Ich freue mich schon jetzt auf unseren Austausch, der hier beginnt. Und jederzeit online weitergehen kann: stefanie@killingopposites.com.

 

Über die Autorin:

Stefanie Kuhnhen verantwortet als geschäftsführende Partnerin das strategische Produkt von Grabarz & Partner, einer der führenden inhabergeführten, kreativen Markenagenturen Deutschlands und der Welt. Nicht nur ihre Arbeiten für Unternehmen wie IKEA, Volkswagen, EDEKA oder Burger King wurden mehrfach mit nationalen und internationalen Strategiepreisen ausgezeichnet, sondern auch sie selbst.

 

Stefanie Kuhnhen ist zweifache Mutter und hat im Frühjahr 2018 das Trendbuch „Das Ende der unvereinbaren Gegensätze" publiziert. Seit 2019 ist sie Co-Founderin des Startups „Kokoro“. Eine App, die die zentralen Faktoren gesunder Unternehmenskulturen misst und Teams aktiv dabei unterstützt, ihren emotionalen Zustand zielgerichtet zu verbessern.

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