Als ich dann neulich so über die oben genannten Klima-Anstrengungen von Microsoft las, fragte ich mich dann plötzlich in guter, alter Markenstrateginnen-Manier: Wenn wir uns nun vorstellen, dass jedes Unternehmen in der Welt grün ist, welche Denkweise müssen Unternehmen dann eigentlich als nächstes entwickeln, um sich in Zukunft zu differenzieren und nachhaltig erfolgreich zu sein?
Meine Antwort: Sie dürfen nicht nur grün sein, sondern sie sollten auch noch gut werden!
Gut? Um gut zu sein, braucht es einige neue Charaktereigenschaften. Im Kern von ihnen steht: Den Menschen im Blick haben. Ein konsistenter human-design-approach kann nämlich mehr Berge versetzen (was wir in der nächsten Dekade müssen), als jede rein sachliche Herangehensweise! Und damit meine ich nicht nur den Konsumenten im Sinne einer Kundenorientierung im Blick haben, sondern vor allem den Mitmenschen – auch im Unternehmen: Eine zentrale Eigenschaft des guten Unternehmens ist demnach eben nicht „nur“ grün agieren und den Planeten retten – sondern auch gut sein und sozial handeln!
Denn selbst wenn jeder Konzern und jede Einzelperson grün ist, müssen wir uns noch immer einem Thema stellen, das alles gefährden kann: Wir alle sehen, dass soziale Ungerechtigkeit und soziale Konflikte zunehmen. Diese Konflikte werden in den Vordergrund treten, davon bin ich fest überzeugt.
Und genau hier bietet sich eine riesen Chance für Unternehmen, mit ihrem aktiven Einsatz für die soziale Gerechtigkeit zwischen ihren Mitarbeitenden nicht nur Essentielles für die Gesellschaft zu tun, sondern auch für sich!
Da fällt mir ein: Kennen Sie Dan Price? Dan Price ist der viel besprochene CEO von Gravity Payments, der die Geschäftswelt global damit schockte, sein eigenes Jahreseinkommen um 1 Million Dollar zu reduzieren, um seinen Mitarbeitenden ein Mindestjahreseinkommen von 70.000,- Dollar zuzusichern. Sie können es sich vorstellen, der Aufschrei in unserer kapitalistischen Wirtschaftswelt war natürlich groß! Seine persönlichen Intentionen wurden hinterfragt, analysiert und kritisiert. Er wurde als Sozialist und Kommunist bezeichnet. Und Gravity Payments verlor Kunden, die seinen Entscheid entweder als politisch motiviert ansahen oder Angst vor der Erhöhung ihrer Gebühren hatten.
Doch nach nunmehr vier Jahren können wir inzwischen die einzig relevante Frage fundiert beantworten: Brachte seine Idee unsere (wirtschaftliche) Gesellschaft in Punkto soziale Gerechtigkeit nun weiter oder nicht?
Und ja, sie tat es!
Nach einem Zeitraum von vier Jahren hat Gravity seine Profite verdoppelt, sein Verarbeitungsvolumen fast verdreifacht und deutlich höhere Kunden- und Mitarbeiter-bindungsraten als der Industriedurchschnitt! Auch bekam das Team jährlich nicht mehr nur durchschnittlich eins, sondern vierzig (!) Babies und die Anzahl der Mitarbeitenden, die sich ein eigenes Zuhause leisten konnten, stieg von weniger als ein auf über zehn Prozent an! Seitdem haben auch andere Unternehmen wie Pharmalogics, rented.com, Amazon, Costco oder Walmart ihre Mindestlöhne mit ähnlichen Erfolgszahlen angehoben.
Und wir haben gelernt: Wenn sich Unternehmen sozialen Angelegenheit annehmen, wenn sie das Scheinwerferlicht auf die Billiglohnkräfte lenken und den Mindestlohn erhöhen, verringern sie soziale Spannungen, erhöhen und den Unternehmenserfolg – und retten unsere humanistische Gesellschaft.
Wenn Sie sich also bald mal wieder fragen, was Sie als nächstes tun sollten, um nachhaltig erfolgreich zu sein – außer konsequent und ganzheitlich auf grün umzustellen (Ich gebe zu, ein riesen Effort per se!) –, dann träumen Sie sich doch schonmal dahin, wie Sie durch eine Verschiebung „von grün zu gut“ nicht nur Ihre Mitarbeitenden glücklicher machen, sondern auch Ihr Unternehmen in einer bald einheitlich grünen Welt einzigartig aufstellen können!
Über die Autorin:
Stefanie Kuhnhen verantwortet als geschäftsführende Partnerin das strategische Produkt von Grabarz & Partner, einer der führenden inhabergeführten, kreativen Markenagenturen Deutschlands und der Welt. Nicht nur ihre Arbeiten für Unternehmen wie IKEA, Volkswagen, EDEKA oder Burger King wurden mehrfach mit nationalen und internationalen Strategiepreisen ausgezeichnet, sondern auch sie selbst.
Stefanie Kuhnhen ist zweifache Mutter und hat im Frühjahr 2018 das Trendbuch „Das Ende der unvereinbaren Gegensätze" publiziert. Seit 2019 ist sie Co-Founderin des Startups „Kokoro“. Eine App, die die zentralen Faktoren gesunder Unternehmenskulturen misst und Teams aktiv dabei unterstützt, ihren emotionalen Zustand zielgerichtet zu verbessern.