Caroline Weimann

15. Januar 2024

5 Min. Lesedauer

Was die Politik von Start-ups lernen kann

Während die Zustimmungswerte der Ampel-Regierung im Keller liegen, erfreut sich die AfD immer größerer Beliebtheit – keine guten Aussichten für das Superwahljahr 2024. Wie kommen wir raus aus der Demokratiekrise? Caroline Weimann hat eine Lösung für dieses Problem: Mit ihrem Start-up JoinPolitics will sie High-Potentials bei ihrem Weg in die Politik unterstützen und so den drohenden Fachkräftemangel in der Politik bekämpfen.

Wieder einmal blicken wir auf ein herausforderndes politisches Jahr zurück. Die globale Ordnung ist erschüttert durch Kriege in Osteuropa und Nahost. In Deutschland schleppt sich die Ampel-Regierung von Krise zu Krise. Die Zustimmungswerte der Regierenden sind im Keller, die der AfD so hoch wie noch nie. Eine absolute Mehrheit in Deutschland traut laut Forsa-Umfrage keiner Partei zu, Lösungen für die großen Fragen unserer Zeit zu entwickeln. Viele reden von einem Superwahljahr 2024 – aber was ist daran super, wenn in einem Jahr Donald Trump wieder US-Präsident und die AfD stärkste Kraft in drei ostdeutschen Bundesländern ist? Wie kommen wir endlich raus aus diesem Schlamassel namens Demokratiekrise?

Was die Politik von Start-ups lernen kann
Was die Politik von Start-ups lernen kann

 

"Wenn wir so weitermachen wie bisher, fahren wir das Ding namens Demokratie gegen die Wand."

Klar ist: Eine einfache Lösung gibt es nicht. Populist:innen behaupten dies. Und perfiderweise führt genau das zu ihren hohen Zustimmungswerten und Wahlerfolgen. Uns Demokrat:innen bleibt nur eine Option: intensiver denn je daran arbeiten, bessere Politik zu machen und die sprichwörtlichen harten Bretter zu bohren. Mit überparteilicher Kompromissbereitschaft, Lösungsorientierung und Zielvorgaben, Agilität und Umsetzungsfokus. Klar: Einfacher gesagt, als getan. Die politische Kultur und Struktur ist leider noch meilenweit entfernt von gutem Krisen- und modernem Politikmanagement. Dabei ist die Erkenntnis, genau wie in der Wirtschaft, längst da, dass nur echte und ernst gemeinte Transformation in den Strukturen eine Antwort auf die multiplen Krisen sein kann. Wenn wir so weitermachen wie bisher, also in Strukturen und Denkweisen des 20. Jahrhunderts, fahren wir das Ding namens Demokratie gegen die Wand.

 

Vor dem Hintergrund all dieser Probleme und Krisensymptome habe ich 2019 JoinPolitics gegründet, eine gemeinnützige Organisation, die sich ganz auf die Lösung eines Problems fokussiert: den drohenden Fachkräftemangel in der Politik. Und hier reicht es nicht, wenn die Erstbesten auf Ochsentouren für Ämter und Mandate antreten. Ehrlicherweise ist das Teil des Problems. Wir müssen gezielt nach High-Potentials mit hohem Veränderungspotenzial scouten, sie für den Weg in die Politik begeistern und Förderungen anbieten, damit sie ihre Ideen und Lösungen für die großen Fragen unserer Zeit in die Umsetzung bringen können. In Start-ups ist dieses Vorgehen längst gelernt. Im politischen Betrieb leider kaum. JoinPolitics ist der deutschlandweit erste politische Inkubator, der politischen Talenten mit Herzensthemen eine ideelle und finanzielle Förderung sowie ein Netzwerk zur Verfügung stellt.

 

Besonders gefreut hat es mich, dass ich Verena Hubertz, erfolgreiche Gründerin des Start-ups Kitchen Stories, 2021 auf ihren ersten Schritten von der Start-up Welt in die Politik begleiten durfte. Ich selbst hatte JoinPolitics erst kurz zuvor gegründet. Wir konnten viel voneinander lernen. Inzwischen ist Verena Hubertz nicht nur einfaches Mitglied des Deutschen Bundestags, sondern in Führungsposition als Vize-Fraktionschefin der SPD. “Wie können wir unsere Rente sichern und gleichzeitig in die Zukunft investieren? JoinPolitics gehörte zu den ersten, die an meine Idee eines Zukunftsfonds 2.0 geglaubt haben, auch wenn das wirklich ein ganz dickes Brett ist”, sagt Verena Hubertz heute. Im Bundestag arbeitet sie auch daran, politische Prozesse und Strukturen zu modernisieren – so wie sie das in ihrem Start-up gelernt hat: “Natürlich führt man in dem agilen Umfeld eines jungen Unternehmens anders, hat mehr Freiheiten in der Umsetzung und im Ausprobieren. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass beide Welten auch einiges verbindet. In Zeiten von Unsicherheit und Krise schnell Entscheidungen treffen, das war schon sehr viel Start-Up Spirit, den wir beim Gasembargo und dem Aufrechterhalten unserer Infrastruktur zeigen mussten.”

 

"Die Erfüllung, die Möglichkeiten von Selbstwirksamkeit und Sinnhaftigkeit, nach denen so viele streben, sind nirgendwo so groß wie in der Politik."

 

Verena Hubertz ist ein Erfolgsbeispiel von mehreren, gezielt auch Frauen mit konkreten politischen Lösungsansätzen auf dem Weg in politische Führungspositionen zu begleiten. Acht weitere Talente stehen bei JoinPolitics schon in den Startlöchern, um 2024 im Superwahljahr den Sprung in die Politik zu schaffen. Doch wir müssen noch viel mehr Menschen ermutigen, ihre Talente für die Politik einzubringen. Ja, Politik ist mühsam und kein reines Vergnügen. Aber die Erfüllung, die Möglichkeiten von Selbstwirksamkeit und Sinnhaftigkeit, nach denen so viele streben, sind nirgendwo so groß wie in der Politik. Denn die größten Räder werden politisch gedreht, die entscheidenden Hebel werden in den Parlamenten bewegt. Transformation gelingt nur politisch. Bist du bereit zu springen?

 

Auf joinpolitics.org lässt sich mit wenigen Klicks ein Interesse bekunden an der politischen Talentförderung. Caroline Weimann freut sich auf jede:n Bewerber:in!

 

 

Über die Autorin:

Caroline Weimann ist Gründerin und Geschäftsführerin von JoinPolitics. Schon vor der Gründung setzte sich Weimann u.a. zum Ziel gesetzt, junge Talente auf ihrem Weg in die Politik zu begleiten. In einem überparteilichen Förderprogramm werden politisch engagierte Menschen dabei unterstützt, innovative Ansätze für Politik und die großen Fragen unserer Zeit zu entwickeln und politisch zu skalieren. Schon vor ihrer Start-up-Gründung setzte sich Weimann u. a. mit der Siemens Stiftung in Afrika und bei der Europäischen Kommission für Change Maker und Innovationsansätze ein.

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