Helen Hagge

vor 10 Tagen

4 Min. Lesedauer

Wie willst Du sterben?

Gastbeitrag | Obwohl wir früher oder später alle einmal sterben, steht der Tod ganz weit oben auf der Liste von Themen, über die keiner spricht. Warum wir das in Zukunft ändern sollten, erklärt uns Helen Hagge in ihrem Gastbeitrag.

Wie willst Du sterben?

(Symbolbild)

Hand aufs Herz: Hast Du schon einmal über Deinen eigenen Tod nachgedacht? Der Tod begrenzt schließlich früher oder später unser Leben. Die Beschäftigung mit dem Tod hilft uns dabei herauszufinden, was uns im Leben wirklich wichtig ist und was wir nicht verpassen sollten.

Das sind drei Themen, die Menschen auf dem Sterbebett bereuen¹:

1. Ich habe jemandem meine Liebe nicht gestanden. Dazu gehört sicher auch, sich nicht ausgesöhnt zu haben mit Familienangehörigen oder Freund:innen. Wir sollten versuchen, einfach nichts unausgesprochen zu lassen.

2. Ich habe zu viel gearbeitet. Du wirst sicher nicht auf dem Sterbebett liegen und denken „Ich habe zu viel Zeit mit meiner Familie und meinen Freund:innen verbracht.“ Trau dich, setze Prioritäten im Alltag!

3. Ich habe nicht genug im Moment gelebt. Wer nur für die Zukunft lebt, verpasst vielleicht zu viel im Jetzt. Wenn wir nun beim Thema Tod sind, dann bringen wir es doch auf den Punkt. Wie möchtest Du einmal sterben und was soll vorher passieren? Wir werden immer älter. Von 2009 bis 2019 hat sich die Anzahl der pflegebedürftigen Menschen in Deutschland von 2,34 Mio. auf 4,13 Mio. nahezu verdoppelt²!

Es wird immer wichtiger, sich bewusst damit auseinander zu setzen, wie man Leben und Sterben möchte, wenn man pflegebedürftig wird. Möchtest Du später um jeden Preis zu Hause bleiben oder in eine Einrichtung? Wünschst Du lebensverlängernden Maßnahmen oder eine palliativmedizinische Begleitung?

Auch bei der Bestattung gehen die Vorstellungen oft auseinander. Um die Trauerarbeit der Liebsten zu erleichtern, sollten die eigenen Vorstellungen, mit denen der Angehörigen abgeglichen werden. Denn wer sich für eine Standard-Erdbestattung entscheidet, zahlt heute im Durchschnitt 9.600€, wohingegen eine Feuerbestattung 5.300€ kostet. Sicher auch ein Grund, warum seit 1960 der Anteil der Erdbestattungen von 90 % auf 24 % gesunken ist².

Es ist spannend zu hören, wie jeder zu seinem eigenen Tod und den Ängsten, Wünschen und Vorstellungen steht.

Und hast Du schon einmal über die Nachhaltigkeit einer Bestattung nachgedacht? Der Trend geht hin zu nachhaltigen Materialien wie z.B. Natururnen, die sich fix zersetzen. Es gibt sogar inzwischen eine neue Form der Beerdigung, die Reerdigung, eine Art „Schnellkompostierer“. Der Körper wird innerhalb von 40 Tagen zu Humus zersetzt. Also Erde zu Erde. Bislang ist diese Bestattungsform aber erst testweise in Norddeutschland praktiziert worden.

Eine andere, immer beliebtere Beisetzungsform ist die Friedwald Bestattung. Du kannst im Voraus zusammen mit der Familie oder Freund:innen einen Baum auswählen und dir dort einen gemeinsamen Platz in der Natur für ca. 2.500€² mit bis zu 20 Urnen sichern.

Die „Alkalische Hydrolyse“ und „Unterwasser-Bestattung“ sind ökologische Bestattungstrends aus den USA. Bei der alkalischen Hydrolyse werden Verstorbene in Lauge aufgelöst. In Europa wird diese Bestattungsart in den Niederlanden und Belgien getestet. Bei der Unterwasser-Bestattung an der Küste Floridas wird das „Neptune Memorial Reef“ der sagenumwobenen Stadt Atlantis nachempfunden. Der Unterwasserfriedhof gilt als besonders umweltfreundlich und bietet Meerestieren einen natürlichen Lebensraum.

Organisiere doch ein Gespräch mit deinen Vertrauten. Es ist spannend zu hören, wie jeder zu seinem eigenen Tod und den Ängsten, Wünschen und Vorstellungen steht. Je mehr wir darüber sprechen, desto einfacher geht es. Und es ist beruhigend zu wissen, dass keine Fragen offen und alle Vorstellungen geklärt sind.

Quellen:

¹ 21 Gramm (WDR) ² Sterbereport 2022 von der Ahorn Gruppe und BrandEINS

Über die Autorin

Helen Hagge ist Co-Gründerin und CEO der HYLI GmbH, die sie zusammen mit ihren Partnern im vergangenen Jahr gegründet hat, um die Themen Tod, Vorsorge und Nachlass zu digitalisieren und aus der Tabu-Ecke zu holen. Bei HYLI können Nutzer:innen Vorsorgedokumente digital erstellen, mit der Familie die Bestattung und den Nachlass planen sowie in der Bucket-List die eigenen Wünsche und Ziele definieren. Zuvor war Helen jahrelang als Senior-Beraterin bei Jung von Matt tätig und hat in der Geschäftsleitung der Food Centrale die digitale Transformation umgesetzt. www.hyli.de

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