Lena Schaumann

vor 10 Tagen

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Warum "Work-Life-Balance" nicht mein Ding ist

Feste Arbeits- und Pausenzeiten, ein fixer Feierabend, Überstunden-Ausgleich: Die Trennung von Job und Freizeit ist vielen wichtig. Überall gibt es Tipps für die vermeintlich beste Work-Life-Balance. Unternehmerin Lena Schaumann kann mit dem Konzept wenig anfangen. Sie findet: „Work“ und „Life“ gehören zusammen.
Warum "Work-Life-Balance" nicht mein Ding ist
"Ich sehe meine Arbeit nicht als etwas, das im Widerspruch zu meinem Leben steht", sagt Lena Schaumann | Foto: Farina Deutschmann

„Work“ und „Life“ ausbalancieren – das wollen viele, am liebsten mit einem kleinen Übergewicht zugunsten des „Life“. Das akzeptiere ich und trotzdem funktioniert das Prinzip für mich nicht. Denn: Mein Beruf ist mein Hobby! In manchen Zeiten sogar mein liebstes. Und das bedeutet, dass ich bereits beim Arbeiten lebe und es nicht erst danach tun muss oder darf. 

 

Das heißt nicht, dass ich keine Auszeiten von der Arbeit brauche. Klar brauche ich die – so wie von allem anderen auch. Gleichzeitig wehre ich mich gegen die von vielen propagierten strikten Trennungen: Wenn ich im Urlaub Lust habe, ein Buch zu lesen, lese ich. Wenn ich Sport machen will, mache ich Sport, und wenn ich Lust habe zu arbeiten, dann arbeite ich. Wenn ich mir an dieser Stelle das Arbeiten verbieten würde, weil ich ja schließlich im Urlaub bin, würde ich mir schlichtweg Freude nehmen.

Meine Arbeit gibt mir Energie und Zufriedenheit

Ich will nicht zwischen „Arbeit“ und „Leben“ trennen. Für mich ist meine Arbeit ein Teil meines Lebens, der mich unheimlich glücklich macht. Meine Leidenschaft für meinen Beruf lässt mich aufblühen und gibt mir Energie. Die Zufriedenheit und Erfüllung, die ich in meiner Arbeit finde, ist etwas, das ich niemals missen möchte. Und, ehrlich gesagt, messe ich daran auch, ob ich beruflich noch auf dem richtigen Weg bin: Gibt mir meine Arbeit mehr Energie oder saugt sie mehr davon? Wäre Zweiteres der Fall, wüsste ich, ich muss etwas ändern. 

| Foto: Farina Deutschmann

 

Es gibt viele Menschen, die die Work-Life-Balance heute als das ultimative Ziel anstreben, um Glück und Zufriedenheit zu finden. Für mich bedeutet das, dass man versucht, zwei voneinander getrennte Welten in Einklang zu bringen. Doch ich sehe meine Arbeit nicht als etwas, das im Widerspruch zu meinem Leben steht. Vielmehr sehe ich sie als integralen Bestandteil meines Lebens, der mich inspiriert und motiviert. 

„Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“ will ich nicht

Natürlich ist es wichtig, sich von Zeit zu Zeit eine Pause zu gönnen und anderen Lebensbereichen jenseits der Arbeit Raum zu geben. Auch von seinem liebsten Hobby – sei es Reiten, Singen, Tanzen oder Fußballspielen – braucht man mal eine Pause, oder etwa nicht? Aber das Prinzip „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“, nach dem für mich auch „Work-Life-Balance“ klingt, möchte ich nicht leben.

 


 

 

Für mich ist es erfüllend, in meiner Arbeit aufzugehen und meine beruflichen Ziele zu erreichen. Diese Einstellung ermöglicht es mir, meine Kreativität und Innovationskraft voll auszuschöpfen, ohne das Gefühl zu haben, dass ich etwas opfern muss.

 

Deshalb mag ich den Begriff „Work-Life-Integration“ viel lieber. Für mich bedeutet es, mein Berufsleben harmonisch in mein Privatleben zu integrieren, ohne das eine vom anderen künstlich zu trennen. Diese Integration erlaubt es mir, authentisch und ganzheitlich zu leben, jeden Moment zu genießen und sowohl beruflich als auch privat glücklich zu sein. 

 

 

Zur Person 

Lena Schaumann (35) ist Unternehmerin und führt in vierter Generation das Möbelhaus Schaumann in Hessen. Ihr Herzensthema neben der Verbindung von „Work“ und „Life“: Nachfolge. Um mehr junge Menschen dafür zu begeistern, in die Fußstapfen ihrer Unternehmer:innen-Eltern zu treten, organisiert sie seit 2023 das Nachfolge-Festival „Footsteps“ und moderiert den Nachfolge-Podcast „Hermann und ich“. 

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