Emma Pütter
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Die Digital-Nomad-Lüge: Warum Arbeiten und Reisen auf Dauer nicht funktioniert

Im Job erfolgreich sein und gleichzeitig die schönsten Orte der Welt erkunden? Auf Social Media sieht das traumhaft einfach aus. Die Realität jedoch ist häufig eine andere, sagt Emma Pütter. Hier erzählt sie von den Schattenseiten des vermeintlichen Traumlebens als Digital Nomad und verrät, was sie heute anders machen würde.

Die Digital-Nomad-Lüge: Warum Arbeiten und Reisen auf Dauer nicht funktioniert
"Du kannst nicht alles gleichzeitig haben. Entweder Du gibst Vollgas im Business oder Du genießt das Reiseleben", sagt Emma Pütter. Foto: privat

Arbeiten am Strand, surfen in der Pause, jeden Tag Sonne: Ortsunabhängiges Arbeiten auf Bali & Co. wirkt auf Social Media wie ein absurder Traum. Ich selbst habe diesen „Traum“ drei Jahre lang gelebt und mein Business als digitale Nomadin aufgebaut. Eins kann ich sagen: Nicht alles, was glänzt, ist Gold.


Reisen und Arbeiten: Was es wirklich bedeutet


Strand, Sonne und Surfen gehören durchaus dazu, sind aber längst nicht alles. Der ständige Wechsel zwischen Unterkünften, schwankender WLAN-Qualität und verschiedenen Zeitzonen kostet enorm viel Energie, auch wenn Du das auf Instagram nicht siehst.


Ich erinnere mich zum Beispiel an eine Woche, in der ich ein neues Programm gelauncht habe und das Internet so schlecht war, dass ich mir mitten im Call spontan mehr Datenvolumen kaufen musste, um auf Hotspot umzuschwenken. Auch laute Co-Working-Cafés, Esstische als Schreibtisch-Ersatz und die ständige Recherche nach Unterkünften sind auf Dauer keine Lösung. Für eine gewisse Zeit mag das aufregend und spannend sein, aber irgendwann wird es zu viel – vor allem in Kombination mit dem Aufbau eines eigenen Unternehmens.


Warum ich keine digitale Nomadin mehr sein will


Nach drei Jahren ohne Homebase und mit unzähligen Langstreckenflügen ging es so nicht weiter. Wie so oft im Leben gilt auch hier: Du kannst nicht alles gleichzeitig haben. Entweder Du gibst Vollgas im Business oder Du genießt das Reiseleben mit Surfen, Sonne und Strand. Beides dauerhaft zu kombinieren, ist eine Illusion. Dein Körper hat langfristig nicht die Energie, ständig durch verschiedene Zeitzonen zu reisen, sich permanent an neue Menschen und Umgebungen zu gewöhnen oder jedes Mal neu herauszufinden, wo das nächste Fitnessstudio ist.


Was viele ebenfalls unterschätzen: Als Digital Nomad bist Du angreifbarer für Krankheiten. Durch die ständige Veränderung der Umgebung setzt Du Dich permanent neuen Bakterien und Viren aus und Dein Körper hat kaum Zeit, sich anzupassen.

Wenn Du es übertreibst, rutschst Du schnell in einen dauerhaften Stresszustand: Du bist oft angeschlagen oder krank, sozial überfordert und hast irgendwann keine Lust mehr, die 512. neue Person kennenzulernen.

Wie Reisen und Arbeiten funktionieren kann


Keine Sorge, es gibt einen Lichtblick. Immerhin habe ich dieses Leben auch drei Jahre gelebt und möchte es nicht missen. Diese Tipps würde ich mit meinem Wissen jetzt allerdings von Anfang an umsetzen:


1. Bleib länger an einem Ort


Mindestens sechs Monate an einem Ort und in derselben Unterkunft. Das gibt Dir nicht nur mentale Stabilität, sondern ist oft auch günstiger, als ständig die Location zu wechseln.


2. Teste das WLAN vorab


Vertraue niemals blind der Aussage „High Speed Internet“ in Beschreibungen von Unterkünften. Lass Dir vor der Buchung einen Screenshot eines Speedtests schicken oder sorge dafür, dass Du ausreichend mobiles Datenvolumen hast.


3. Behalte Deine Routinen bei


Egal, wo Du bist: Geh zur gleichen Zeit spazieren, trink Deinen Kaffee, starte Deine Arbeit. Ortsunabhängigkeit bedeutet nicht, dass Du jeden Tag neu erfinden musst.


Auch Freiheit braucht Struktur


Das Leben als Digital Nomad hat viele Vorzüge und die Erfahrungen kann Dir niemand nehmen. Aber dauerhaft produktiv, fokussiert und gesund ist es nur mit einem stabilen Fundament möglich. Je länger Du an einem Ort bleibst, desto nachhaltiger wird dieser Lebensstil. Für Dein Business und für Dich selbst.

Foto: privat

Zur Person

Emma Pütter ist Personal-Branding-Expertin und berät Unternehmen und Solo-Selbstständige dabei, auf Linkedin sichtbar zu werden. Drei Jahre lang lebte sie als digitale Nomadin, u.a. in Südafrika. Vor kurzem hat sie sich eine Base in Australien aufgebaut.