DR. KRISTINA ARP
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Ich hatte Brustkrebs: 9 Mindset-Hacks haben mir beim Durchhalten geholfen

Vor vier Jahren erhielt sie die Diagnose Brustkrebs, aggressiv, schnell wachsend. Doch Sterben war für Dr. Kristin Arp keine Option.Die Zahnärztinist überzeugt: EinenTeil ihrer Heilung hat sie ihrem Mindsetzu verdanken. Welche Hacks ihrnoch heutehelfen, positiv und handlungsfähig zu bleiben. 

Ich hatte Brustkrebs: 9 Mindset-Hacks haben mir beim Durchhalten geholfen
„Keine Option zu sterben.“ – Dr. Kristin Arp über Mut, Mindset und Heilung. | Foto: Privat

„Wenn Sie Metastasen haben, sind Sie in zwei Jahren tot.“ Diesen Satz sagte mein Onkologe, als ich gerade die Jacke auszog, um mich hinzusetzen, emphatisch wie ein Holzhammer.

Der Schock saß tief, die Angst auch und meine Antwort war die vieler Frauen vor mir: Meine Tochter ist neun Jahre alt. Sterben ist keine Option.

Ich bin Zahnärztin im eigenen Unternehmen, in einem Beruf ohne Homeoffice-Option oder schnelle Vertretung. Und plötzlich hatte ich drei Wochen, um mein Leben, meine Familie und meine Praxis auf 20 Wochen Chemo und Operationen vorzubereiten. Sechs Monate Therapie. Die Diagnose: Brustkrebs, die aggressivste Form, die Chemo alternativlos.

Arzt: “Selbstständige haben weniger Nebenwirkungen” 

Meine Ärzt:innen sagten, dass sie die Chemo so einstellen würden, wie mein Körper es aushalten würde. Bis an die Grenze ran. Ich brauchte einen Plan und stellte fest: Den gab es nicht für Selbstständige. Krankschreibung für unbekannte Dauer? Vielleicht arbeitsunfähig durch die Folgen der Therapie? Was passiert mit der Praxis? Mit dem Team?

Derselbe Onkologe sagte später: Selbstständige hätten weniger Nebenwirkungen. Interessant. Die Gynäkolog:innen aus der Genetik ergänzten: „Frauen mit Kindern haben eine höhere Überlebenschance.“ Und das bedeutete: Mind matters!

Medizinisch unterscheidet mich nichts von Frauen ohne Kinder. Außer einem starken Grund, warum ich überleben muss: Nichts auf der Welt wird mich von meinem Kind trennen. Ob die Chemo wirkt, liegt nicht in meiner Hand. Wie ich da durchkomme, schon.

Ich erinnerte mich an den Ironman Jan Frodeno, der einen Mental-Coach in seinem Team hatte und da wusste ich: Das ist es. Ich werde lernen, wie Leistungssportler:innen den Sieg zu visualisieren, um olympisches Gold zu erlangen. Für mich war das Ziel statt Gold: Ich werde überleben und stärker denn je daraus gehen. Ich erklärte Elton Johns „I‘m still standing“ zum Mantra und würde weiter arbeiten.

Wie ich mein eigenes Mindset-Protokoll entwickelte
Ich suchte mir Coaches aus dem Leistungssport und wälzte medizinische Studien. Erarbeitete mit ihnen Protokolle für Schlaf, Ernährung, Sport und Mindset, die mit wenig Zeit funktionieren mussten. Für mich mit Praxis, Familie und Chemo, um gesund zu werden. Für Dich vielleicht mit Kind und Job oder pflegebedürftigen Eltern, um gesund zu bleiben.

Hier einige Tipps aus meinen Protokollen für Dich als „Rescue-Kit:

1. Kenne Deine körperlichen Stress-Marker
Stress zeigt sich in Millisekunden körperlich, lange bevor der Kopf es merkt. Bei mir war es der pochende Puls am Hals. Andere spüren Druck im Brustkorb oder ein Ziehen im Rücken. Wenn Du Stress hast, beobachte, wo Deine „Lampe“ angeht. Umso schneller kannst Du gegensteuern.

2. Top-Trigger finden
Wenn alles zu viel scheint, ist es nie alles. Meist sind es ein, zwei Dinge, die den größten Druck machen: etwa fehlende Unterstützung, unklare Deadlines, zu oft Ja gesagt und nein gemeint. Erkenne sie, dann kannst Du handeln.

3. Atemtechnik der Sportler:innen
Puls bis Meppen vor dem Termin? In den Bauch einatmen. Kurz anhalten. Noch mehr einatmen (ja das geht), kurz anhalten. Langsam ausatmen. Reduziert Stress in Rekordzeit. Für besseren Schlaf: mitzählen und einatmen. Kurz anhalten. Länger ausatmen als einatmen. Das aktiviert den Entspannungssystem, den Parasympathikus, in fünf Minuten.

4. Zeit gibt es GENAU EIN MAL!
Überlege weise, wem Du Deine Zeit gibst oder nimmst. Wir planen oft zu eng. Rennen dann, schieben Extraschichten, müssten in der Kita statt im Meeting sein. Wir können nicht an zwei Orten gleichzeitig sein. Hart, aber wahr.

5. DIE Liste
Spitzensportler:innen wissen: Höchstleistung braucht Erholung und nutzen jede Sekunde im Match. Das gilt auch für Dich. Lege Dir eine Liste mit Dingen an, die Dir guttun, mit unterschiedlicher Dauer. Von wenigen Minuten Zeit (z.B. dann in der Sonne mit Kaffee vor dem Fenster) bis drei Wochen Urlaub. Wenn Leerlauf entsteht, nutze diese Liste bewusst und nutze jede Möglichkeit, Dich zu erholen und neue Kraft zu schöpfen.


6. Keine Zeit für die eigene Gesundheit?
Als ich meinem Coach bei einem Treffen erklärte, ich hätte wenig Zeit für Erholung gehabt, sagte sie: Stell Dir einen Schieberegler wie im Tonstudio vor. Links bedeutet Tod, rechts bedeutet 112 Jahre alt mit Sonnenbrille an der Côte d’Azur. Dazwischen bewegt sich der Regler, jeden Tag. Wenn Du zu weit links landest, bedeutet das zu wenig Schlaf, zu viel Arbeit, kein Ausgleich. Tu etwas, das Dich wieder nach rechts schiebt. Jeden Tag. Du hast an einem Tag wenig davon untergebracht? Dann gibt es am nächsten Tag ein bisschen mehr davon.

7. Turn up YOUR music
Sportler:innen vor dem Wettkampf nutzen es, also tu Du es auch: Hab eine Liste mit Deinen Songs, die Dich vom Tiefpunkt in eine Mega-Stimmung oder Konzentration katapultieren. Stress? Ärger? Hör Deinen Song! Wirkt in Sekunden als Mindshift.

8. Je mehr Stress, desto …
wichtiger ist Bewegung. Die Jungs machen es uns oft vor. Wenn Du nie Zeit für Sport hast, erinnere Dich an den Regler-Punkt 6.

9. Freund:innen
Das Erste, was wir streichen, wenn es eng wird: private Termine. Eine Harvard-Studie über 80 Jahre zeigt klar: Gute Beziehungen halten uns gesund. 30 Minuten Kaffee mit jemandem, der Dir guttut, ist mentales Reloading Deluxe und gibt Dir Power für Gesundheit und alles, was noch kommt.

Heute bin ich gesund und dankbar als Cancer-Survivor andere zu empowern, gut durch Krisen zu gehen.  

„Ich bin schon nicht in der Statistik, diesen Krebs überhaupt zu bekommen. Also werde ich auch nicht in der Statistik sein, daran zu sterben. Meine Tochter ist neun, ich 42 und mitten im Leben. Das ist keine Option.“

Dr. Kristin Arp

Portrait

Dr. Kristin Arp

Zahnärztin und Brustkrebs-Überlebende

Dr. Kristin Arp ist Zahnärztin und erkrankte 2021 an bösartigem Brustkrebs. Seither setzt sie sich für mehr Aufklärung, Vorsorge und Frauengesundheit ein, unter anderem als Speakerin in Unternehmen, auf Veranstaltungen und Instagram. Ihrem Account „doktorarp“ folgen mehr als 70.000 Menschen. Arp lebt mit ihrer Familie in Hamburg.