von Julia Kupke

vor 17 Tagen

11 Min. Lesedauer

Warum das richtige Team Gold wert ist

Julia Kupke ist Chief Marketing Officer bei Stryber, dem größten strategischen Corporate Venture Builder in der DACH-Region und kümmert sich neben dem Growth Marketing und der Unternehmskommunikation um die Vermarktung der von Stryber aufgesetzen Start-ups. Die gebürtige Oberpfälzerin spricht mit uns für unser Format "What's your Story" über ihre Werte, ihre Learnings und Erfolge und darüber, warum auch die beste Geschäftsidee ohne ein gutes Team kaum etwas wert ist.

Was ist Ihr Job, wie und mit was beeinflussen Sie die Ausrichtung Ihres Unternehmens?

Bei Stryber teilen sich meine Aufgaben in drei Zuständigkeits-Bereiche:

• Als “Chief Growth Officer” bin ich zum einen für das so genannte Growth Team verantwortlich. Das ist das Team, welches bei unseren Corporate Ventures quasi als “Mitgründer“ tätig ist und sich vorrangig um Kundeninterviews, Markttests, Marketing, Sales und Retention kümmert.

Warum das richtige Team Gold wert ist
Warum das richtige Team Gold wert ist

• Nah daran angegliedert ist das interne Marketing-Team, das sich um die Awareness von

Stryber kümmert und direkt mit unseren Sales-Kolleginnen und -Kollegen zusammenarbeitet, um die richtigen potentiellen Kunden zu erreichen.

• Als drittes kümmere ich mich um das Talent Team. Leadership und People Development, die Betreuung und Förderung von Mitarbeitenden, ist ein echtes Herzensthema von mir. Dieser Bereich ist mir enorm wichtig, denn ohne die richtige Mannschaft mit der richtigen Motivation kann kein Unternehmen funktionieren.

 

Was muss eingetreten sein, damit Sie sagen Sie waren erfolgreich?

Ich muss das Gefühl haben, dass meine Teammitglieder mit ihren Skills, persönlichen Zielen und ihrer intrinsischen Motivation in ihre Rolle passen und dadurch ihre beste Leistung einbringen können.

 

"Wenn ich glaube, ich habe nicht das größte Talent oder genug Leidenschaft für etwas, versuche ich die optimal geeignete Person dafür zu finden." - Julia Kupke

 

Wie gehen Sie mit Dingen um, die Sie nicht gut können?

Wenn ich glaube, ich habe nicht das größte Talent oder genug Leidenschaft für etwas, versuche ich die optimal geeignete Person dafür zu finden. Sind es Dinge, die ich unbedingt erlernen möchte oder sollte, finde ich meinen eigenen Weg, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden bin.

 

Was ist Ihre Vision für Ihr Unternehmen?

Dass unsere Kunden, in der Regel große Unternehmen, verstehen was Innovation bedeutet und was sie bewirken kann. Unsere Arbeit sollte keine PR-Initiative sein und auch keine “Geldmacherei” für Beratungsleistungen, sondern sie sollte nachhaltigen Wachstum und Sicherheit für das Unternehmen generieren. Wenn ein CEO eines solchen Corporates über die Zukunft, Wachstum und Diversifizierung seines Unternehmens nachdenkt, sollte unser Name in seinem Kopf vorkommen.

 

Wie würde ihr Team Sie beschreiben?

“Immer den Drang zum Tor“ oder auch „Hummeln im Hintern” “Für mich ist das Glas immer halb voll - und das möchte ich jedem in meinen Teams mitgeben, egal mit welchem Problem sie oder er zu mir kommt.

 

Wann haben Sie das letzte Mal „nein“ gesagt?

Nein sagen ist im Job nicht meine Stärke - aber nicht, weil ich zu viele Themen an mich reiße, sondern, weil ich immer eine Lösung finden möchte. Eher prüfe ich die Anfrage dahingehend, ob sie dem richtigen bzw. effizientesten Ansatz folgt, das Thema anzugehen. Nein sage ich, wenn mir jemand ein Fleischgericht anbietet, da ich mich größtenteils vegan ernähre.

 

Was sind die ersten drei Dinge, die Sie im Büro (oder Home Office) machen?

1. Ich stelle mir die Frage, was die unangenehmste Aufgabe ist, die ich heute erledigen muss. Diese bearbeite ich dann möglichst als erstes.

2. Zweite Prio an dem Tag hat die Aufgabe, deren Erledigung so wichtig ist, dass ich ohne Kopfschmerzen ins Bett gehen kann.

3. Aufräumen. Ich habe eine enormen Aufräumzwang - ob Zuhause oder im Büro.

 

Was hat Sie fachlich am meisten erstaunt?

Wie wichtig es ist, gemeinsame Ziele zu haben. Egal in welchem Unternehmen oder in welcher Abteilung, egal auf welchem Level - jeder muss die gleichen Visionen und Ambitionen haben, um an einem Strang zu ziehen.

 

Was war die größte Herausforderung, die Sie dabei überwinden mussten?

Gerade in meiner Strategieberatungszeit war das oftmals ein Problem. Ich als Beraterin habe andere Ziele als meine Manager, der Kundenauftraggeber wiederum hat andere Ziele und dessen Angestellte mit denen ich das Projekt ausführe nochmal andere. Daher wurde hier oft aneinander vorbeigearbeitet oder im schlechtesten Fall gegeneinander. Hier habe ich schnell gelernt, was es heißt, gutes Stakeholder Managament zu können. Zu verstehen was die einzelnen Bedürfnisse sind und sie auf ein gemeinsames Ziel zu führen, ohne einzelne Personen zu demotivieren oder gegen sich aufzubringen.

"Ein gutes Netzwerk ist für mich das allerwichtigste. Dabei ist Masse nicht gleich Klasse." - Julia Kupke

 

Was hat Sie auf Ihrem Weg bislang immer weitergebracht?

Ein gutes Netzwerk ist für mich das allerwichtigste. Dabei ist Masse nicht gleich Klasse. Es bringt mir nichts, auf jedes Event zu rennen, um Visitenkarten zu verteilen - aber die Inspiration, Hilfe und spannenden Gespräche, die ich von Gleichgesinnten aus der Unternehmerwelt ziehe, ist nicht nur fachlich hilfreich, sondern auch enorm motivierend. Sollte sich mal eine Tür schließen, öffnet sich durch mein Netzwerk immer eine andere.

 

Was hat Sie immer behindert?

Zu lange wegzuschauen oder Dinge zu akzeptieren, die nicht rund laufen. Beispiel Talent: Oftmals zeichnet sich sehr schnell ab, dass eine Person nicht perfekt auf eine Rolle passt und man eventuell beim Hiring einen Fehler gemacht hat - was absolut menschlich ist. Teilweise wird aber mit Gewalt versucht, die Person für die Rolle “passend” zu machen, was meistens jedoch keine gute Idee ist und mehr zerstört als aufbaut.

 

Was werten Sie als Ihren größten Erfolg?

Dass ich für mich erkannt habe, in welchen Bereichen ich richtig gut bin und auch, was ich absolut nicht gut kann. Für mich ist es mit das wichtigste zu verstehen, über welche Kompetenzen und Fähigkeiten man wirklich verfügt und auch verfügen will. Aber auch, was man eben nicht kann und auch nicht erzwingen muss.

 

Was als Ihren größten Misserfolg?

An einem Punkt in meiner Karriere bin ich zu lange stehen geblieben. Ich habe akzeptiert, wie es ist, ohne zu bemerken, dass ich mich nicht mehr weiterentwickeln kann und nicht das tue was ich am besten kann - im Gegenteil, das tue, was ich nicht kann. Das hat mich sowohl beruflich als auch privat deprimiert, da ich ohne Freude in die Woche gestartet bin und am Ende der Woche weder für mich etwas mitgenommen habe noch relevanten Output generieren konnte, der die Welt ein bisschen besser gemacht hätte.

 

Was war der größte Fehler, den Sie während Ihrer Karriere gemacht haben (und welches Learning ziehen Sie daraus)?

Das Produkt über das Team zu stellen. Egal wie gut eine Geschäftsidee ist - ohne das richtige Team ist das kaum etwas wert. Mittlerweile habe ich diese Haltung zu 100% verinnerlicht. Ich bin selbst immer auf der Suche nach guten Startup-Investments und wenn mir mein Bauchgefühl nicht sagt, dass das Team perfekt ist, brauche ich mir die Idee gar nicht erst anschauen.

 

Ohne was können Sie nicht arbeiten?

Für meine eigene Motivation brauche ich ein hoch engagiertes und smartes Team, das mir das Gefühl gibt, dass wir gemeinsam unsere gesetzten Ziele erreichen, oder noch besser übertreffen können.

 

Wie organisieren Sie sich und Ihre To-Dos?

Ich bin ein sehr großer Notion Fan. Dort organisiere ich sowohl meine Teams als auch mich selbst am Besten. Durch die smarte Datenbanklogik erhalte ich immer alles auf einen Blick: Welche Tasks stehen heute an, welche Deadlines, wer braucht Input von mir und was beschäftigt meine Teammitglieder? Auch der aktuelle Stand der Firmen oder Team OKRs (Objectives and Key Results) ist immer sichtbar.

 

Wenn Sie eine Zeitreise zu Ihrem 20-jährigen Ich machen könnten, welchen Karrieretipp würden Sie sich geben?

Hätte es Stryber damals schon gegeben, wäre ich dorthin gegangen, bevor ich mein erstes Start-up gegründet hatte. Da hätte ich mir viele Fehler erspart.

 

Wenn Sie einen Tag lang an den Schalthebeln der Macht sitzen würden (Beispiel Kanzler:in), was würden Sie tun?

Ich habe eine große Leidenschaft für Bildung in Verbindung mit Unternehmertum und Digitalisierung. Ich selbst war alles andere als ein Vorzeigeschüler, da mir das Ziel, die Motivation und das “Warum und wofür” gefehlt hat. Ich denke die Schulbildung könnte sich viel von erfolgreichen Startups abschauen, z. B., wie man ein Team motiviert und ohne Micro Management zu Höchstleistungen bringt. Ich würde vermutlich ein paar Experimente an Schulen starten!

 

Was ist der beste Tipp, den Sie je bekommen haben?

“Sei immer der dümmste im Raum”. Ich lerne jeden Tag von jedem meiner Kolleginnen und Kollegen. Mir ist es wichtig, bei jeder Person zu verstehen was “ihr USP”, ihre größte Stärke ist und warum. Und überlege mir dann, wie ich mir etwas davon abschauen kann.

"Ich habe nicht im Kopf was ich verkaufen möchte, sondern was mein Gegenüber erreichen möchte." - Julia Kupke

 

Was ist Ihr Tipp für Verhandlungen?

Ich habe nicht im Kopf was ich verkaufen möchte, sondern was mein Gegenüber erreichen möchte. Und damit meine ich nicht, welchen Preis er erzielen möchte, sondern welches Gefühl oder welches Ergebnis.

 

Welches Buch hatte am meisten Einfluss auf Ihre Karriere

Es gibt viele gute Business-Bücher, die mir alle auf ihre eigene Weise weitergeholfen haben. Außerhalb der Business-Welt bin ich eine sehr schlechte Leserin. Ich kann mich jedoch an ein Buch erinnern, das eigentlich sehr allgemein gehalten, mir aber dennoch im Kopf geblieben ist: „Das Café am Rande der Welt“ Eine kurze und einfache Erzählung über den Sinn des Lebens. Es hat mich daran erinnert, dass ich mir stets im Klaren sein sollte, was ich gerne mache, warum das so ist und wie ich mehr davon tun kann. Solange ich das weiß, bin ich mir sicher, dass ich einen Beruf ausübe, der mir Sinn im Leben gibt, eben nicht nur ein Job ist, sondern meine Leidenschaft und mich dadurch glücklich macht. Immerhin verbringe ich mehr Zeit meines Lebens mit Arbeit, als mit allem anderen - warum soll es dann nicht das sein, was mir am meisten Freude bereitet.

 

Wer ist Ihr Vorbild?

Spontan fällt mir keine konkrete Person ein. Ich lasse mich von vielen Personen inspirieren. Vor allem von Unternehmern, die mit voller Passion und Überzeugung ihre Firma führen und damit alle in ihren Bann ziehen. Wie es so schön heißt “follow the leader” - und das funktioniert am Besten, wenn der oder die Führungskraft mit voller Faszination für sein Produkt und den Impact dadurch vorausgeht.

 

Wen sollten wir als nächstes Interviewen?

Eines unserer ersten „Erfolgsstartups“ war Snäx, welches wir im Auftrag der Migros (CH) initiiert haben. Nach einer erfolgreichen MVP-Phase hat sich eine unserer Mitarbeiterinnen, Lida Ahmadi, dazu entschlossen den spannenden Schritt zu wagen und als CEO bei Snäx einzusteigen. Darauf sind wir natürlich sehr stolz! Das wäre bestimmt ein spannendes Interview wert!

 

Über die Autorin:

Maxine Kettler ist Werkstudentin für Content Creation bei STRIVE. Für STRIVE Online interviewt sie Persönlichkeiten aus der Wirtschaft und spannende Rolemodels. Die gebürtige Hamburgerin beschäftigt sich außerdem mit Lifestyle- Themen. Maxine studiert Medien-und Kommuniktionsmanagement und arbeitete zuvor im Influencer Marketing.

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