HAT DAS PAAR KINDER, muss das Gericht klären, welcher Elternteil dem anderen Kindesunterhalt zahlt. Die Höhe richtet sich nach der Düsseldorfer Tabelle und hängt vom Alter der Kinder sowie vom Nettoeinkommen des unterhaltspflichtigen Elternteils ab. Die Düsseldorfer Tabelle greift allerdings nicht, wenn sich beide Elternteile die Kinderbetreuung 50:50 teilen. Aber: Wenn ein Elternteil mehr Geld verdient als der andere, muss er dennoch einen Ausgleich zahlen. Wie hoch der ausfällt, ermittelt das Gericht dann gesondert. Auch das gemeinsame Vermögen will aufgeteilt sein, ob Immobilien oder Geld auf Sparkonten und Depots. Lebt das Paar ohne Ehevertrag in einer Zugewinngemeinschaft, dann wird alles, was während der Ehe an Vermögen dazugekommen ist, hälftig geteilt. Das gilt auch für gemeinsame Immobilien oder Geld, das eine:r von beiden während der Ehezeit erbt. Auch sämtliche Rentenansprüche, die das Paar während der Ehe erworben hat, teilt das Familiengericht in den meisten Fällen 50:50 zwischen den Eheleuten auf. Das ist der sogenannte Versorgungsausgleich.
NICHT JEDE TRENNUNG VERLÄUFT
so harmonisch, wie man es sich wünscht. Oft kommt es gerade bei den Themen Kinder oder Unterhalt
zum Streit. Grundsätzlich gilt: Auch nach der Scheidung behalten beide Eltern das gemeinsame Sorgerecht, solange kein Gericht etwas anderes entscheidet. „Wenn es Streit über den Aufenthalt der Kinder gibt, steht bei der Entscheidung immer das Kindeswohl im Mittelpunkt“, sagt Juristin Estell Baumann. Können sich die Eltern partout nicht einigen, kann eine Familienmediation mit Rechtsanwält:innen oder eine Elternberatung helfen. Ansonsten entscheidet das Familiengericht. Weigert sich der Ex-Partner oder die Ex-Partnerin, den geschuldeten Unterhalt zu zahlen, kann auch das Jugendamt helfen. Ein sogenannter Beistand kann dabei unterstützen, den Kindesunterhalt beim anderen Elternteil durchzusetzen.
Wie ein Phönix aus der Asche
Wiebke Apitzsch blieb während ihrer Ehe finanziell unabhängig, deswegen war Geld für sie nach der Scheidung kein Problem. Aber emotional verlangte ihr der Lebensabschnitt alles ab, auch weil noch andere Probleme dazukamen: Ihr Hund starb, die Vermieterin warf sie raus, sie war unglücklich im Job. „Alles, wovor ich Angst hatte, ist mir passiert“, erinnert sie sich. „Ich versuchte trotzdem, einen kühlen Kopf zu bewahren und alles Schritt für Schritt anzugehen. Und das hat funktioniert.“ Wiebke Apitzsch ging gestärkt aus der Feuertaufe hervor. Heute ist sie sehr zufrieden mit ihrem Leben. Sie wohnt mit ihrem siebenjährigen Sohn in einer Wohngemeinschaft auf einem Hof am Hamburger Stadtrand und hat im Juli 2024 mit zwei Kollegen das KI-Beratungsunternehmen AI.Impact gegründet. Durch die schwierige Trennungszeit geht sie jetzt angstfreier durchs Leben, sagt sie. „Ich lebe heute viel kompromissloser und weiß, was mir wirklich wichtig ist.“
AUCH FAMILIENANWÄLTIN Estell Baumann, die außerdem zertifizierte Coachin ist, sieht in der Trennungszeit eine Chance: „Man kann sich reformieren und sich den eigenen Triggerpunkten und Mustern stellen.“ Die Hamburger Mode-Unternehmerin Sue Giers (56) etwa feierte ihre eigene Scheidung sogar als eine Art Wiedergeburt: Im vergangenen Mai hat sie eine Scheidungsparty unter dem Motto „Divorced but not dead“ geschmissen, bei der es Ballons und Fingerfood gab, außerdem Cocktails, Vorträge, einen Blumen-Workshop und eine Tauschbörse: Brautkleid gegen Bluse.