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What's your story, Stef Huber?

What's your story? | Ein Interview mit Stef Huber, selbstständige Leadership und Performance Coach sowie Corporate Senior Adviser

Stef Huber (Foto: Christian Meinke)

Stef Huber unterstützt als selbstständige Leadership und Performance Coach Executives, Entwicklungshürden zu nehmen und ihre Karriere zu beschleunigen. Zuvor war sie u.A. für die Boston Consulting Group Digital Ventures als Design Director tätig und entwickelte weltweit innovative Produkte und Services. Aktuell arbeitet sie als Senior Advisor für die preisgekrönte Design-Agentur Edenspiekermann in Berlin. Wir haben mit ihr über ihre Story gesprochen – darüber, warum sie ihren "Erfolg" nicht mehr durch ihr Umfeld definieren lässt, wo sie sich als introvertierte Person Energie zurückholt und warum sie ihrer Mid-Life-Crisis dankbar ist. 


Was muss eingetreten sein, damit Sie sagen Sie wären erfolgreich?

Über weite Strecken meiner Karriere hatte ich ganz unreflektiert eine Erfolgsdefinition für mich adoptiert, die von meinem Umfeld kam: Ich dachte, man müsse unbedingt "klassische Karriere" machen: Immer nach der nächsten, höheren Position streben und sich keinesfalls auf den bisherigen Erfolgen ausruhen. Diese Denke hat mich weit gebracht, mir drei Studienabschlüsse in 10 Jahren verschafft und mich auch bei BCG Digital Ventures nach immer mehr streben lassen. Zuletzt war ich dort als Design Director verantwortlich für eines unserer Ventures in einer General Management Funktion, darüber hinaus Leadership Sponsor für den Standort Berlin und Co-Head der Design-Kohorte mit 35 Leuten. Und das in einer 80% Teilzeitstelle. Von außen betrachtet würde man sagen: Klar, die ist erfolgreich! Aber von innen hat es sich irgendwann nicht mehr so angefühlt. Ich habe BCG Digital Ventures viel zu verdanken – ich habe dort eine unglaubliche Entwicklung durchlaufen dürfen, mit wunderbaren Menschen gearbeitet und die spannendsten Ventures für Weltkonzerne gebaut. Und das in einer Zeit, in der die meisten mit dem Begriff Venturing noch nicht viel anfangen konnten.


Meine “gefühlte Wahrheit” hat mir in 2020 dann aber verraten, dass mir nach 6 Jahren Beratung irgendwann das Glück abhanden kam und ich eine Neuorientierung brauchte. Und heute bedeutet Erfolg für mich mein Leben so gestalten zu können, wie es mir wichtig ist und wie es mich Tag für Tag einfach glücklich macht. Und das heißt ganz konkret für mich eine Mischung aus selbständiger Tätigkeit und Angestelltenverhältnis: Menschen als Leadership und Performance Coach dabei unterstützen, ihren beruflichen Weg zu finden, ohne sich dabei zu erschöpfen und zu verausgaben. Mir die Projekte und Workshops als Freiberufler selbst aussuchen zu können. Mir täglich Zeit für Yoga, Meditation und Bewegung zu nehmen. Mein Essen selbst anzubauen und im Garten jeden Tag kritisch den Wachstumsstatus der Pflänzchen zu überprüfen. Das ist für mich persönlich ein erfolgreiches, gutes Leben. Und eine Teilzeit-Festanstellung in einem Bereich, der mich sehr begeistert, ist auch in Sicht...


Was hat Sie auf Ihrem Weg bislang immer weitergebracht?

Der Gedanke, dass ich selbst für mein Leben verantwortlich bin. Ich sehe so viele Menschen, die in ihrer Opfermentalität gefangen sind und sich als Spielball eines Systems erleben. Die immer neue Argumente finden, warum die Dinge nicht machbar sind oder warum es früher besser war. Der Gedanke, dass man alles selbst in der Hand hat – in der Psychologie würde man sagen, man hat einen “internal locus of control” – ist ein unglaublich mächtiger Gedanke, mit dem auf einmal alles möglich und in erreichbarer Nähe scheint. Ich glaube mittlerweile, dass wirklich alles wahr werden kann, was man sich wünscht – wenn es denn Klick gemacht hat, dass man das alles selbst in der Hand hat. Und manchmal einfach den Hintern hochkriegen muss.


Ich bin in der Hinsicht Possibilist: Ich glaube, dass jedem ein schier unglaublicher Möglichkeitsraum zur Verfügung steht, der exploriert und ausgetestet werden will. Über dieses Weltbild hat mich schon so manch bunter Weiterbildungsmix ereilt: Ich bin bspw. Yoga- und Meditationslehrerin, zertifizierte Managerin im Galeriemarkt, Imkerin ohne Bienen, Innenarchitektin, habe drei Jahre Operngesang gemacht, zwei Wachteln und einen Führerschein zum Fahren von Pferdekutschen im Straßenverkehr. Mein neuestes Hobby ist die Kultivierung von raren Feigensorten aus Feigensteckhölzern! Man weiß nicht, zu was man fähig ist, wenn man es nicht einfach mal ausprobiert. Ich bin mir sicher: Der Mensch muss explorieren, um bei sich selbst, seinen Möglichkeiten und Grenzen anzukommen.


Was hat Sie immer behindert?

Das, was mich am meisten an der Interaktion mit der Welt da draußen hindert, ist mein eigenes Introvertiertentum. Ich bin ja grundsätzlich ein sehr energetischer Mensch. Das merken auch die Menschen in meinen Coachings: Ich bin voll präsent und ich gebe dabei gern einen Teil meiner Energie gerne weiter, um meinen Klienten Halt zu geben. Als Introvertierte nimmt mir jede menschliche Interaktion generell jedoch Energie; und nach mehreren Coachings und Meetings bin ich ziemlich leer gesaugt, während Extrovertierte da zu ihren Glanzzeiten auffahren.


Damit ich so energetisch unterwegs sein kann, kümmere ich mich sehr um meinen eigenen Energiehaushalt: Viel Zeit alleine verbringen, über den Tag verteilt regelmäßige Pausen machen, spazierengehen, Yoga. Ich liebe Zeit alleine – aber für manch anderen ist es schwer nachvollziehbar, wenn ich bspw. eine Einladung für ein Treffen bei mir zuhause mit Endzeit versende, für Tage komplett untertauche oder mich aus einer Beziehung mit negativer Energiebilanz zurückziehe – sprich, die mehr Energie aufbraucht, als sie zurückgibt. Ich suche mir gut aus, mit wem ich beruflich arbeiten möchte (aka “No Assholes Policy”) und wen ich in meinen “inner circle” lasse. Und das bedeutet zwangsläufig eine starke Abgrenzung zu anderen, weil da einfach nicht Platz für alle und jeden ist, vor allem nicht jederzeit. Gleichzeitig verhilft mir diese Zurückgezogenheit und das starke Energiemanagement zu außerordentlicher Inspiration und neuen Ideen! Und so erfinde ich dann munter neue Businessideen wie das Schweinotel, das SOS XMAS Survival Kit (beides realisierte Ideen) oder das “Büro für Sorgendelegation”. Mal schauen, vielleicht setze ich letzteres irgendwann mal in die Tat um – die Welt könnte es ja wirklich brauchen.


Was werten Sie als Ihren größten Erfolg?

Den Mut aufgebracht zu haben, aus dem klassischen, fast vorbestimmten Karrierepfad auszubrechen und mir die Zeit für mich genommen zu haben, mich neu zu orientieren. Danke an Mid-Life Crisis und Tinnitus für den Anreiz zum Nachdenken! Am Ende hab ich mich freigeschwommen von allem – von den Erwartungen der anderen und den von mir adoptierten Vorstellungen meines Umfelds. Und nun bin ich sehr glücklich, dass ich ein Leben führe, das sich richtiger und mehr nach mir selbst anfühlt. Mein Podcast, den ich zusammen mit meiner Hamburger Freundin Katja (Manager of Operations, Transformation & Training bei Mutabor) mache, heißt daher auch “Freischwimmer” – weil wir uns beide zeitgleich von der Fremdbestimmung freigeschwommen haben und nun mit unseren Leben genau das machen, was wir wirklich, wirklich machen möchten.


Ohne was können Sie nicht arbeiten?

Ich bin Performance Coach, d.h. ich arbeite täglich mit einem Arsenal unterschiedlicher Tools, die mir eine hohe Produktivität trotz oder gerade wegen sehr vieler Pausen sicherstellen. Ich habe dazu einen eigenen Peak Performance Blueprint entwickelt, der sich von jedem leicht anwenden lässt und den ich in meinen Workshop anderen beibringe – entweder in Form offener Klassen oder als Corporate Workshops. Wenn ich von Peak Performance spreche, denken viele, sie müssten noch mehr arbeiten, dabei ist genau das Gegenteil der Fall: Bei den meisten Menschen lassen sich mit ein paar wirklich sehr einfachen Tools ganz leicht bis zu 2 Stunden Arbeitszeit pro Tag einsparen – und das nachhaltig. Das ist mein ganz eigener Beitrag zum Thema Resilienz: Ich möchte, dass es der Welt da draußen besser geht. Dass sich Menschen nicht so gestresst, gehetzt oder als Opfer ihrer Jobs fühlen, sondern wieder mehr in die Eigenverantwortung und Selbstbestimmung kommen – und das ist eigentlich gar nicht so schwer.


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