Celine Nadolny

vor 5 Tagen

6 Min. Lesedauer

Warum nur wenige Frauen gute Finanzbücher schreiben

Gastartikel I Studien zufolge sind Frauen erfolgreiche Anlegerinnen. Trotz dieser Tatsache gibt es kaum Frauen, die gute Finanzbücher schreiben. Warum ist das der Fall?

Warum nur wenige Frauen gute Finanzbücher schreiben

(Symbolbild)

In regelmäßigen Abständen werten Banken und Broker die Wertpapierdepots ihrer Kunden aus und deuten in ihren Studien darauf hin, dass Frauen die erfolgreichen Anlegerinnen seien. So erzielen sie im Durchschnitt höhere Renditen als Männer. Bei genauerer Betrachtung lässt sich erkennen, dass dieser Renditeunterschied auf ein unterschiedliches Investitionsverhalten zurückzuführen ist. So investieren Frauen vergleichsweise häufig in Fonds und Männer hingegen eher in Einzelwerte oder Derivate. Die breitere Diversifikation, aber auch eine längere Haltedauer reduzieren das Anlagerisiko und die Reibungsverluste aus Transaktionskosten in den Portfolios der Frauen.

Insbesondere der aktivere Handel – u.a. resultierend aus einem unter Männer tendenziell breiter ausgeprägtem Overconfidence-Bias – führt allerdings nachweislich zu keiner besseren Rendite am Kapitalmarkt oder wie ein bekanntes Börsensprichwort sagt: „Hin und Her macht Taschen leer.“ Trotz oder gerade wegen des erhöhten Risikos erzielen Männer einer Studie der Consorsbank nach, niedrigere Renditen. Das könnte unter Umständen daran liegen, dass systematisch die Unterscheidung zwischen guten und schlechten Risiken ignoriert wird – eben solche Risiken, die auch mit einer angemessen höheren Renditeerwartung einhergehen und andere, deren Übernahme in keinem Verhältnis mehr steht.

Aber auch Anlegerinnen haben ihre Schwächen und das schlägt sich am Ende leider auch in den Publikationen in der Finanzbranche nieder: Eine erhöhte Risikoaversion, ein gesteigertes Harmoniebedürfnis und ein Hang dazu, emotional zu investieren. Ebenfalls aus der Studie der Consorsbank geht hervor, dass Frauen nicht nur generell seltener investieren, sondern auch einen erhöhten Teil in risikoarmen Assetklassen halten. Darüber hinaus führt die Risikoaversion dazu, dass wissenschaftliche Ansätze wie die Diversifikation übertrieben werden. Es reicht dann nicht mehr nur ein Weltportfolio aus wenigen ETFs zu besitzen, sondern es müssen dutzende sein und dazu dann noch Einzelwerte, Edelmetalle, Kryptowährungen, Private-Equity, Immobilien und selbstverständlich auch noch Versicherungsprodukte on top.

Ausgeprägtes Führungs- oder gar rechthaberisches Verhalten wird bei Mädchen vielfach eher unterbunden, bei Jungen hingegen akzeptiert oder gar gewünscht.

Nur hilft viel eben nicht viel und wissenschaftliche Studien legen nahe, dass der Diversifikationseffekt in der Assetklasse Aktien bereits nach 30 bis 50 – je nach Studie – breit gestreuten Einzelwerten nicht mehr signifikant ist. Dennoch wird von vielen weiblichen Autorinnen genau dazu geraten. Wie in einem Einkaufwagen im Supermarkt packt man von allem etwas rein – ob nun aus Unsicherheit oder Unwissenheit.

Zusätzlich spürt man gerade in der Medienlandschaft, dass vor allem emotionale Bindungen zu verschiedenen Aktien und Branchen von Finanzexpertinnen gefördert werden. Es wird damit geworben, in Branchen zu investieren, die besonders vogue sind oder in Unternehmen, deren Marken man gerne selbst konsumiert. Das führt zu irrationalem, weil emotionalem Verhalten und zu keinem systematisch verbessertem Rendite-Risiko-Verhältnis. Zu guter Letzt neigen wir Frauen einer Studie der DAK nach zu einem erhöhten Harmoniebedürfnis. Wir wollen nicht so gerne anecken, es allen recht machen, was in weiten Teilen auf die Sozialisation zurückzuführen ist. Ausgeprägtes Führungs- oder gar rechthaberisches Verhalten wird bei Mädchen vielfach eher unterbunden, bei Jungen hingegen akzeptiert oder gar gewünscht.

Auch nach über 600 Sachbüchern sind mir noch keine fünf Finanzbuch-Autorinnen bekannt, deren Bücher ich blind empfehlen würde.

Das führt dazu, dass auch die Formulierungen und Thesen in Finanzbüchern von Frauen tendenziell eher schwammig sind. Es wird keine klare Kante gezeigt, selbst wenn dazu ausreichend wissenschaftliche Erkenntnisse bereitstehen. Stattdessen geht man auf Kuschelkurs mit allen Investment-Ansätzen, seien sie auch noch so abstrus. Am Ende finden sich in solchen Büchern auch deutlich häufiger emotionale Ratschläge, so zu entscheiden, wie es sich für uns am besten anfühlt. Wer sich klar ausformulierte, wissenschaftlich belegte und in sich stringente und rationale Handlungsempfehlungen sucht, wird sie nur selten finden.

Auch nach über 600 Sachbüchern sind mir noch keine fünf Finanzbuch-Autorinnen bekannt, deren Bücher ich blind empfehlen würde. Stattdessen kann ich auf der Stelle Dutzende aufzählen, deren Bücher schwammig und minimal informativ sind. Was natürlich auch daran liegen könnte, dass es generell deutlich weniger weibliche Autoren gibt und so die Grundgesamtheit eine andere ist. Denn auch unter den männlichen Publikationen findet sich mehr als genug Fallobst und vielleicht ist das Ansporn für uns Frauen, mit besseren Büchern ein Ausrufezeichen zu setzen!

Über die Autorin:

600+ gelesene und 300+ rezensierte Sachbücher auf ihrem Blog „Book of Finance“ bilden das finanzielle Fundament für Celine Nadolny. Mit 7 Branchenpreisen ist sie die meistausgezeichnete Finanzbloggerin, amtierende Vize-Miss Germany und Medien zufolge einflussreichste Sachbuchkritikerin Deutschlands.

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