Dr. Diana Knodel

vor 5 Tagen

6 Min. Lesedauer

ChatGPT an Schulen: fördern statt verbieten!

ChatGPT an Schulen: fördern statt verbieten!
ChatGPT an Schulen: fördern statt verbieten!

Gastbeitrag | Während New York City den neuen, superschlauen Chatbot an Schulen bereits verboten hat, plädiert fobizz-Gründerin Dr. Diana Knodel für das Gegenteil: Eine aktive Einbindung in den Unterricht. Künstliche Intelligenz ist die Zukunftstechnologie. Schüler:innen und Student:innen müssen darauf vorbereitet werden und den richtigen Umgang mit Tools wie ChatGPT lernen. 

Kaum eine Erfindung der letzten Jahre hat so hohe Wellen geschlagen wie ChatGPT, die geniale Künstliche Intelligenz von OpenAI. Das Internet ist geflutet von ChatGPT und den vielen möglichen Anwendungen. Der Chatbot kann einiges und er kann einiges verändern – auch an Schulen. 

Dass über Verbote diskutiert wird, wie sie in New York City schon durchgesetzt wurden, finde ich absurd. Künstliche Intelligenz ist die Zukunft der Schüler:innen und Student:innen von heute! 

Die Generation KI muss KI lernen

Auch als das Internet, Google und Wikipedia kamen, gab es viele Bedenken und laute Gegner. Heute sind diese Anwendungen normal. So normal, wie Künstliche Intelligenz in ein paar Jahren in unserem Arbeitsumfeld normal sein wird. Und genauso, wie wir den Umgang mit Wikipedia erst lernen mussten (für einen ersten Überblick super, aber als Quelle nicht 100 % vertrauenswürdig), wird es auch bei ChatGPT und anderen KI-Tools sein. Wir müssen herausfinden, wo der Einsatz Sinn macht und helfen kann und wo weniger. Und dann darüber sprechen, ob es gewisse Richtlinien braucht oder nicht. 

Dabei sollten Schüler:innen und Student:innen unbedingt mitgenommen werden! Sie sind diejenigen, die in Zukunft mit KI lernen und arbeiten werden. Auf diese Zukunft müssen Schulen und Lehrkräfte sie vorbereiten. 

"Auch ein ethisches Verständnis bringt eine Künstliche Intelligenz nicht einfach so mit. Es muss ihr antrainiert werden."

KI-Kenntnisse: So viel wichtiger als das Auswendiglernen von Goethe-Gedichten 

Auch ein ethisches Verständnis bringt eine Künstliche Intelligenz nicht einfach so mit. Es muss ihr antrainiert werden. Schüler:innen müssen lernen, dass KI-Tools wie ChatGPT ihr eigenes Lernen nicht ersetzen können. Dass KI eine hilfreiche Unterstützung zum Beispiel bei der Recherche, bei Übersetzungen oder Zusammenfassungen von langen Texten sein kann – aber keine Allzweckwaffe ist. Denn auch superschlaue Chatbots wie ChatGPT machen Fehler. Die Informationen, die ChatGPT aktuell ausspuckt, basieren zum Beispiel auf Daten bis 2021. Sie können also veraltet sein. Viele Antworten sind überraschend smart – einige aber auch nonsense. Denn es handelt sich nicht um Faktenwissen, sondern um fiktionale Texte. Und ChatGPT ist so gerissen, sich wissenschaftliche Quellen teilweise einfach auszudenken.

Um Tools wie ChatGPT sinnvoll einsetzen zu können, braucht es also ein Grundverständnis davon, wie Künstliche Intelligenz funktioniert – ein KI-ABC sozusagen. Und genau das müssen Schüler:innen lernen. Ansonsten kann die Nutzung solcher Tools auch nach hinten losgehen. 

"Dass Künstliche Intelligenzen auch ziemlich viel Unfug behaupten können, sollte übrigens kein Argument gegen die Nutzung der KI sein."

Die wichtigste Fähigkeit, die im Umgang mit KI gelernt werden will: Kritisches Denken

Denn auch das ist eine Fähigkeit, die gelernt werden will und in unserer heutigen Zeit und im New Work enorm wichtig ist: Differenzieren zu können zwischen echten News und Fake News, glaubhafter Quelle und unglaubwürdiger.

Dass Künstliche Intelligenzen auch ziemlich viel Unfug behaupten können, sollte übrigens kein Argument gegen die Nutzung der KI sein. Denn auch das ist eine Fähigkeit, die gelernt werden will und in unserer heutigen Zeit und im New Work enorm wichtig ist: Differenzieren zu können zwischen echten News und Fake News, glaubhafter Quelle und unglaubwürdiger. Trotz der vielen superschlauen Antworten von ChatGPT, die durchs Netz gehen, kritisch und reflektiert zu bleiben. Bei jeder Suchanfrage von Neuem. Dahingehend sollten Schüler:innen so früh wie möglich sensibilisiert und an die Hand genommen werden. 

Und jetzt? Lehrkräfte schulen! 

Mein Fazit? ChatGPT, die fobizz KI-Assistenz und weitere Technologien, die noch kommen werden, sollten an den Schulen weder ignoriert noch verboten werden, sondern aktiv eingebunden und mit den Schüler:innen diskutiert werden. Genau das ist der Job von Schulen: Schüler:innen auf ihre berufliche Zukunft vorzubereiten. Und die wird es nur im Doppelpack mit Künstlicher Intelligenz geben.

Um den Schüler:innen ein Verständnis dieser Technologien geben zu können, müssen die Lehrkräfte natürlich erst einmal selbst ein solches Verständnis bekommen – durch Schulungen! Die sollten oberste Priorität haben. Dass das Interesse da ist, haben wir bei fobizz in den letzten Wochen deutlich gespürt. Innerhalb kürzester Zeit haben an unseren Online-Fortbildungen zum Thema ChatGPT und Künstliche Intelligenz über 20.000 Lehrkräfte teilgenommen. Für ein Webinar zum Thema ChatGPT hatten wir knapp 2.000 Anmeldungen. Das sind absolute Rekordzahlen! 

Über die Autorin:

Dr. Diana Knodel ist Mitgründerin von fobizz, der größten deutschsprachigen Plattform für Weiterbildungen & Tools für Lehrkräfte. Diana Knodel hat einen Hintergrund in Informatik, Psychologie und Bildungsforschung. Sie arbeitete als wissenschaftliche Mitarbeiterin, Produktmanagerin bei XING und Teamleiterin in der IT-Branche, bevor sie 2014 das Nonprofit App Camps und 2018 fobizz gründete. Edition F ernannten Diana zu einer der 25 führenden Frauen in Deutschland für die digitale Zukunft. 2019 erhielt sie vom Hamburger Senat den Hamburger Ehrenpreis für besonderes Engagement.

Link kopiert!