Gastbeitrag | Der Weg zum erfolgreichen Unternehmen ist weit. Doch viele Menschen haben ihn erfolgreich beschritten. Wer es ihnen gleich tun will, sollte einige goldene Regeln beachten – und sich Unterstützung holen.
Corinna Reibchen
vor 19 Tagen
Wie man ein Millionen-Unternehmen aufbaut
Viele Menschen haben den Traum von einem erfolgreichen Unternehmen. Doch auch wenn Träume und hohe Ziele gut sind, so muss doch jedem potenziellen Gründer und Unternehmer klar sein: Es braucht viel Leidenschaft, Engagement und Arbeit, um ein erfolgreiches Business aufzubauen.
Doch wie gelingt es, innerhalb nur eines Jahres von null beginnend ein Unternehmen mit mehr als einer Million Euro Umsatz zu entwickeln? Was extrem ambitioniert klingt, ist trotzdem möglich, wie die eigene Erfahrung zeigt. Diese Erfahrung soll auch künftigen Unternehmer:innen zugutekommen, zum Beispiel mithilfe einiger goldener Regeln, die auf dem harten und steinigen Weg beachtet werden sollten.
1. Auf die Nische kommt es an
Es muss nicht immer der große Massenmarkt sein, auf dem sich attraktive Umsätze erzielen lassen. Kleine Nischen sind häufig besser geeignet, weil sich dort eine interessante Zielgruppe passgenau und schnell adressieren lässt und der Wettbewerb geringer ist. Nischen sind in der Regel Marktlücken, in denen sich Verbraucher ein bestimmtes Produkt oder eine spezielle Dienstleistung wünschen, die aber in dieser Form auf dem Markt noch nicht vorhanden ist. Die Kunst ist es, diese Nische zu entdecken und zu bespielen. Dabei sollten Unternehmer:innen darauf achten, einen Markt zu finden, für den sie sich begeistern können und in dem sie ein gewisses Vorwissen haben. Dazu braucht es eine Marktanalyse, aus der hervorgeht, welche Felder ein Problem aufweisen, das noch nicht oder noch nicht ausreichend gelöst ist und in der ausreichend Kaufkraft für das darauf zugeschnittene Produkt vorhanden ist.
2. Klein und schlank beginnen
Die Idealvorstellung eines:r Unternehmer:in beinhaltet Büro, Sekretariat und Dienstwagen. Doch zum Start des eigenen Betriebs müssen Gründer:innen den Gürtel eng schnallen. Wer sich nicht von Investor:innen und anderen Geldgeber:innen abhängig machen will, muss auf den Cashflow und auf die Kostenbasis achten. Im ersten Jahr hat der/die Unternehmer:in die wichtigsten Hüte selbst auf, ist CEO, COO, CIO und CFO in einer Person und noch dazu direkt am Kunden im Vertrieb tätig. Wer trotzdem Mitarbeitende einstellt, sollte diese vom ersten Tag auf Projekte buchen, damit jeder tagtäglich genau abgerechnet werden kann. Ein kleines Büro, vielleicht in einem Co-Working-Space, wo man sich Küche, Empfang und Toilette teilt, aber die Fläche schnell und flexibel erweitern kann, ist zum Beispiel eine gute Idee für den Start.
3. Der Mensch im Mittelpunkt
Ein erfolgreicher Betrieb steht und fällt mit der Auswahl des richtigen Teams. Wer schnell wachsen will, braucht Kolleg:innen, die fachlich gut aufgestellt sind, die einen Gründungs-Spirit haben und bereit sind, am Anfang das zu tun, was nötig ist, um eine Nische zu besetzen: nicht auf die Uhr zu schauen und auch mal länger sitzen zu bleiben, wenn es die Situation erfordert. Es ist wichtig, in Bewerbungsgesprächen entsprechende Erwartungen klar zu formulieren. Das soll nicht heißen, die Work-Life-Balance zu vernachlässigen, denn eine ausgebrannte Belegschaft hilft niemandem weiter. Am Ende braucht es eine Unternehmenskultur, in der das gemeinsame Ziel im Mittelpunkt steht und alle Mitarbeitenden an einem Strang ziehen.
4. Das richtige Ziel setzen
Ein gutes Controlling ist das Herz eines jeden Unternehmens. Wer sein Unternehmen nach nur einem Jahr zu einer Million Euro Umsatz führen will, muss diese Zahl auch dort definieren und sich anhand von Meilensteinen Zwischenziele setzen, wie man diese Million tatsächlich erreichen will. Das kann bei einem Produkt zum Beispiel die Menge sein, die verkauft werden muss, um den Betrag zu erreichen, oder bei einer Dienstleistung der nötige Tagessatz, den es braucht, damit am Ende unter dem Strich eine siebenstellige Summe beim Umsatz steht.
5. Alles auf Vertrieb
Ohne Kund:innen gibt es keinen Umsatz. Viele Gründer:innen verlieren sich in organisatorischen und strategischen Tätigkeiten und vergessen, dass am Ende vor allem eines zählt: die Kundschaft! Das heißt, dass, neben dem Produkt selbst natürlich, die Akquise und Betreuung an erster Stelle stehen müssen. Deshalb sollten Gründer:innen auf dem Feld, auf dem sie agieren, idealerweise schon ein Netzwerk vorweisen können, auf das sie aufsetzen können.
6. Fokus und Verzicht
Für Gründer:innen, die Familie und Freund:innen bedeuten die ersten Monate bei der Entwicklung eines Geschäfts sehr viel Verzicht. Ein Unternehmen gründet sich nicht nebenbei, und auch das sei gesagt: Wer Erfolg will, schafft das nur in den seltensten Fällen in einer 40-Stunden-Woche. Letztlich erlaubt die Anfangsphase einer neuen beruflichen Existenz nichts anders, als sich komplett auf das Neue einzulassen und darauf zu fokussieren.
7. Hilfe annehmen
Niemand kann alles, auch wenn viele Menschen das glauben mögen. Unternehmer:innen müssen die eigenen Stärken zu 100 Prozent in den Dienst der Sache stellen. Doch dort, wo Schwächen sind, muss sich auch Gründer:innen Unterstützung holen. Wer heute schnell ein Unternehmen groß machen will, muss nicht die ganze Welt neu erfinden. Es gibt viele Menschen, die das meiste, was dem Unternehmen nun bevorsteht, schon erfolgreich gemeistert haben. Deshalb hilft es, sich von erfahrenen Menschen beraten zu lassen, was nötig ist, um zum Erfolg zu kommen. Erfahrungen lassen sich nicht ersetzen. Kein:e Gründer:in sollte den Fehler begehen zu glauben, gleich alle Fähigkeiten zu haben, die es für ein Top-Unternehmen braucht.
Der Weg zum Unternehmer ist weit, und er ist in den seltensten Fällen gradlinig. Umso wichtiger ist es, sein Ziel nie aus den Augen zu verlieren und mit Mut und Leidenschaft zu kämpfen. Dann ist der wichtigste Schritt auf dem weiten Weg bereits getan.
Über die Autorin:
Corinna Reibchen begann nach ihrem berufsbegleitenden Studium an der Frankfurt School of Finance and Management ihre Karriere in der Finanzbranche und im Consulting, wo sie unter anderem als Partnerin bei Capgemini erfolgreich nationale und internationale Bankenprojekte leitete. Im Mai 2016 gründete sie mit passcon ihr eigenes Unternehmen, das sich mit Consulting, Outsourcing und Software-Fragen zum Thema Anti-Financial-Crime befasst und das sie innerhalb von nur drei Jahren zu einer internationalen Unternehmensgruppe mit zwölf Niederlassungen in acht Ländern und 500 Mitarbeitenden ausbaute. 2021 verkaufte sie passcon an das amerikanische Unternehmen AML RightSource. Trotzdem führt sie das Unternehmen weiter. Als Gründerin und Geschäftsführerin der AFC Academy, einer Online-Training-Plattform für Anti-Financial-Crime, sowie ihrer Unternehmerakademie und darüber hinaus als Autorin, Podcasterin und Kolumnistin hilft sie Gründer:innen und Unternehmer:innen dabei, Betriebe aufzubauen, zu skalieren und erfolgreich zu verkaufen. Ihr Buch „So geht Erfolg“ wurde 2019, ihr Podcast „So geht Erfolg – Unternehmertum von A bis Z“ im Oktober 2021 veröffentlicht. Corinna Reibchen wurde mehrfach mit internationalen Preisen ausgezeichnet.