Es gibt ein paar Faustregeln, an denen wir Greenwashing erkennen können. Diese möchte ich anhand von drei Fragen erläutern.
1. Nach welchem Standard wurde der CO2-Fußabdruck berechnet?
Um die Vergleichbarkeit des CO2- Fußabdrucks zu gewährleisten, wurden verschiedene Standards entwickelt. Die ISO 14064 und der GHG Protocol Standard sind die am häufigsten verwendeten und akzeptierten. Das Greenhouse Gas Protocol (GHG) legt fest, nach welchen Regeln die Emissionen bilanziert werden, und definiert drei Kategorien, so genannte Scopes, die umreißen, was bei der Berechnung berücksichtigt werden muss.
Scope 1 sind Emissionen, die durch Verbrennung von fossilen Brennstoffen entstehen, die sich im Besitz oder unter der Kontrolle der berichtenden Organisation befinden.
Scope 2 sind Emissionen, die durch den Verbrauch von erworbener Energie wie z.B. Strom und Fernwärme entstehen. Kauft ein Unternehmen Strom von einem lokalen Versorgungsunternehmen, fällt dies in Scope 2.
Scope 3 sind indirekte Emissionen, die nicht als energiebezogene Emissionen in Scope 2 oder 1 kategorisiert werden können. Sie entstehen außerhalb der Organisation, z.B. in der Lieferkette, durch Geschäftsreisen, Mitarbeiter:innenmobilität oder bei der externen Produktion. Bei vielen Unternehmen machen Scope3-Emissionen 80–90% des gesamten CO2-Fußabdrucks aus.
2. Wie transparent wird der CO2-Fußabdruck dargestellt?
Bekennt sich ein Unternehmen zur Klimaneutralität, schaue ich, ob das Unternehmen seinen ganzen CO2-Fußabdruck veröffentlicht hat. Wird transparent dargelegt, aus welchen Komponenten sich der CO2-Fußabdruck zusammensetzt? Wurde Scope 3 berechnet? Welche Aktivitäten des Unternehmens wurden berücksichtigt? Beispielsweise sollte ein E-Commerce-Unternehmen nicht nur den Fußabdruck der Server und des Büros betrachten, sondern auch die Logistik und die Produktion der verkauften Waren mit einbeziehen.
3. Hat das Unternehmen Reduktionsziele veröffentlicht?
Viele Unternehmen gleichen nach der Berechnung ihres CO2-Fußabdrucks die Emissionen aus. Als erster Schritt ist das gut. Aber nur als erster Schritt – und vor allem nur, um alle bisher entstandenen Emissionen auszugleichen. Diese liegen in der Vergangenheit und können nicht mehr reduziert werden.
Für die Zukunft gilt: reduzieren. Je mehr, desto besser. Reduktionsziele sollten zeitnah angesetzt werden, sprich je näher in der Zukunft möglichst viele Emissionen reduziert werden können, desto besser. Denn wahre Reduktionsziele und insbesondere auch Maßnahmen zur Reduktion festzulegen – das ist der bedeutende Unterschied zwischen Greenwashing und tatsächlich grünen Unternehmen.
Über die Autorin:
Anna Alex ist Serial Entrepreneurin und CCO des Startups Planetly, das Firmen das nachhaltige CO2-Management erleichtert. Web: www.planetly.org
Dieser Artikel stammt aus der Ausgabe 04/2021. Die gesamte Ausgabe können Sie als Einzelausgabe hier kaufen.