Nun aber zu meinem Herzensthema: der Klimakrise und ihrem steilen Aufstieg von der Straße in die Vorstandsetage. Noch vor wenigen Jahren haben sich nicht viele Menschen um die Klimakrise geschert. Im Jahr 2017 glaubten laut einer Umfrage des Zentrums für interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung der Universität Stuttgart sogar 16% der Bundesbürger nicht an eine menschengemachte Klimakrise. Viel wichtiger sind aber die Menschen, die sie nicht leugnen, sondern die aktiv werden und ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Und von diesen gibt es glücklicherweise immer mehr.
Richtig Schwung in die Klimadebatte hat die Initiative „Fridays for Future“ rund um Greta Thunberg gebracht. Im September 2019 gingen bundesweit schon 600.000 Menschen zum Klimastreik auf die Straße und laut eigenen Angaben unterstützen mehr als 13 Millionen Menschen weltweit die Initiative. Es sind auch nicht nur junge Menschen, die aktiv werden, sondern wir sehen einen klaren Trend durch alle Altersgruppen hinweg.
Das erklärt, warum keine Woche vergeht, ohne dass ein weiteres Unternehmen sich dazu bekennt, klimaneutral zu sein oder zu werden. Denn es ist nicht nur die intrinsische Motivation der Vorständ:innen, sondern für Unternehmen ist Klimaschutz schlichtweg zum Business Case geworden. Wie kommt das?
1. Klimaneutrale Firmen ziehen die Talente an: Die aktuelle Generation der Top-Talente sucht nach Arbeitgebern, die nachhaltig denken und handeln. Gemäß der „2016 Cone Communications Millennial Employee Engagement Study“ würden rund 70% eher für ein Unternehmen mit einer ausgeprägten Umweltstrategie arbeiten.
2. Konsumenten schauen genauer darauf, was sie kaufen: Laut McKinsey würden rund 70% der Konsumenten fünf Prozent mehr für umweltfreundliche Produkte bezahlen, wenn diese die gleiche Leistung erbringen wie die nicht-ökologischen Alternativen.
3. Geschäftspartner fordern klimaneutrale Zulieferer: Kürzlich hat Microsoft angekündigt, nur noch mit Unternehmen zu kooperieren, die aktiv an der CO2-Reduktion arbeiten. Und diesem Beispiel schließen sich viele an.
4. Und auch die Finanzinvestoren fordern zunehmend mehr, besonders in der Einhaltung von den sogenannten ESG-Kriterien (steht für Environmental, Social, Governance). 44% der Investoren sagen, dass sie sich von Unternehmen mit mangelnder Nachhaltigkeitsstrategie trennen.
Eine aktuelle Umfrage zum Thema Klimaschutz in deutschen Unternehmen, die wir gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey durchgeführt haben, unterstreicht diese Faktoren. Die Umfrage zeigt, dass bereits 53,6% der Unternehmer:innen Klimaschutz zunehmend als einen wichtigen Teil des Unternehmenserfolges betrachten. Und so freue ich mich über alle Maßen, dass trotz des vergangenen bewegten Jahres 2020 die Klimakrise dort angekommen ist, wo sie hingehört: in die Vorstandsetage. Und das ist gut so! Denn hier werden heute die Entscheidungen getroffen, die unseren Kindern morgen ein lebenswertes Zuhause sichern.
Über die Autorin:
Anna Alex ist Serial Entrepreneurin und CCO des Start-ups Planetly, das Firmen das nachhaltige CO2-Management erleichtert. www.planetly.org
Dieser Artikel stammt aus der Ausgabe 01/2021. Die gesamte Ausgabe können Sie als Einzelausgabe hier kaufen.