Michael Trautmann

vor 10 Tagen

4 Min. Lesedauer

New Work needs New Leadership

Seit über 3 Jahren beschäftigen mein Podcast Co-Host Christoph Magnussen und ich uns mit dem Thema New Work. Nach 245 Folgen verdichten sich für uns einige Themen, die eine zentrale Bedeutung dafür haben, ob "New Work" als Buzzword für äußere Merkmale wie 'Tischkicker, bunte Sofa's, Hunde erlaubt oder keine Meetings nach 17.00 Uhr' endet, oder ob sich Teile des utopischen Anspruchs von Frithjof Bergmann (Podcast 100), dem "Godfather of New Work", sich durchsetzen.

Bergmann sieht New Work als einen Gegenentwurf zum Kapitalismus und zum Sozialismus, die er beide als gescheitert ansieht. Die Treiber für diese Entwicklung sieht Bergmann in den technologischen Durchbrüchen und dem damit verbundenen Veränderungsdruck. Sein Verständnis von Arbeit ist es, dass diese eine Wirkmacht hat, die Menschen auf der einen Seite unglücklich oder sogar krank machen kann und auf der anderen Seite unendliche Energie, Schaffenskraft und Erfüllung freisetzen kann. Mit seinem Wirken will er dazu beitragen, dass Arbeit Menschen stärkt statt schwächt.

New Work needs New Leadership
New Work needs New Leadership

 

Eine zentrale Rolle dabei, ob “New Work” einen wirklichen Impact auf unsere Art zu arbeiten haben wird, kommt dabei dem Thema Führung zu. Nahezu alle modernen Ansätze zum Thema Leadership gehen davon aus, dass Taylor und seine Prinzipien weitgehend ausgedient haben. Die Zeiten in denen einige wenige, meist ältere, weiße Männer an den Spitzen von Unternehmen standen und ihren Untergebenen (schreckliches Wort, aber zum Taylorismus passt es) ganz konkrete Anweisungen gaben, die diese bis hin zu der vorgeschriebenen Ausführung von Bewegungsabläufen einzuhalten hatten, neigen sich glücklicherweise dem Ende. Stephen M.R. Covey (Podcast 237) beschreibt eine klare Richtung, weg von “Command and Control” und hin zu “Trust and Inspire” als oberste Führungsprinzipien.

 

Um das hinzubekommen, wird es notwendig sein, dass sich Menschen mit Führungsaufgaben stärker und regelmäßiger als bisher üblich selbst reflektieren und sich immer wieder auch in der hohen Kunst der “Selbstführung” üben. Dabei geht es unter anderem um ein klares Erkennen der eigenen Stärken und Schwächen, um die aktive Suche nach Blindspots und auch darum, dem eigenen Leben eine Ausrichtung zu geben. Nicht erst seit Simon Sinek und seinem Weckruf “Start with Why” beschäftigen sich immer mehr Menschen damit, Ihrem Leben einen (tieferen) Sinn zu geben. Diese Suche hat bereits griechische Philosophen beschäftigt und das schon 600 bis 400 vor unserer Zeitrechnung. Selbstführung ist auch Selbstmanagement und Ansätze wie “Getting Things Done” von David Allen (Podcast 200) reflektieren das bereits. Um sich selbst zu managen, brauche ich aber klare Prioritäten, diese kann ich aus meinem Purpose und meinen Rollen im Leben ableiten.

 

Verena Pausder (Podcast 36) gehört zu den Held:innen der Corona Krise. Auch wenn sie keinen systemrelevanten Beruf hat, so wußte sie sofort, was ihre Rolle war, als die Corona Pandemie uns im März in den ersten Lockdown schickte. Ihr Purpose ist es, die (digitale) Bildung in Deutschland voranzutreiben und so fiel es ihr leicht, ihre Prioritäten sofort nach Beginn des Lockdowns neu auszurichten. Zuerst hat sie dafür gesorgt, dass ihre eigenen Kinder eine Umgebung bekamen, die ihnen optimales Lernen ermöglichte und dann hat sie eine Online-Plattform mit Tipps und Links eingerichtet, die Eltern und Kinder bei genau diesem Thema unterstützt hat. Barbara von Meibom (Podcast 165) verbindet die Themen Achtsamkeit und Selbstführung. Ihr Zugang zum Thema Arbeit: “Work is love in action!” Wer Verena Pausder in ihrem Wirken beobachtet, findet bei ihr genau diesen Zugang in der praktischen Anwendung.

 

Die Führung von Teams, Abteilungen, Bereichen oder ganzen Unternehmen, wird im New Work Kontext neu gedacht. Brian Robertson (Podcast 247) geht soweit, dass er ihre Notwendigkeit komplett in Frage stellt. In seinem sehr kontrovers diskutierten Ansatz “Holacracy” beschreibt er sehr konkret, wie ein Unternehmen ohne hierarchische Führung, also ohne Chef:innen auskommt. Führung, so Brian Robertson sollte in Rollen und nicht hierarchisch vergeben werden. Aber auch in weniger radikalen Ansätzen geht es darum, mehr Verantwortung abzugeben. “Wir denken das Unternehmen von außen nach innen und nicht von oben nach unten” so formuliert es Karsten Kühn (Podcast 167), Vorstand Marketing und Personal bei Hornbach. Und er wird noch deutlicher: “Es geht darum zu akzeptieren, dass ich lauter Mitarbeiter beschäftigte, die in allem, was sie tun, besser sind als ich.”

 

Ein Beitrag über das Thema “New Leadership” wäre unvollständig, wenn er nicht auch den “elephant in the room” benennen würde. Die Erneuerung von Führung wird nur mit deutlich mehr Diversität gelingen. Michael Krause (Podcast 144) geht noch weiter, indem er beschreibt, wie die Firma Spotify, für die er das Zentraleuropa Geschäft verantwortet zu diesem Thema steht. “Diversity ist die Einladung zur Party und Inklusion bedeutet, auch zusammen zu tanzen.” Simone Menne (235) ergänzt richtig, dass es dann noch Equity braucht, um wirklich zu Gleichberechtigung zu kommen. Ich glaube auch, wir kommen nur so zu “New Work” und zu “New Leadership”. 

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