STRIVE Redaktion

vor 19 Tagen

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"Ich habe ein extrem starkes Durchhaltevermögen benötigt"

Meine Gründungsstory | Jessica Krauter ist eine Ausnahme unter Vielen. Sie hat es geschafft ein Multi-Millionen Startup zu gründen: die gesunde Nascherei buah macht mittlerweile 11 Mio. Umsatz und Jessica hat es geschafft nach einem gescheiterten Retail-Ausflug knapp die Insolvenz zu vermeiden und den Vertrieb via D2C selbst in die Hand zu nehmen. Wie es dem Unternehmen heute geht und was sie aus den Tälern beim Gründen gelernt hat, erzählt sie bei uns im Interview.

"Ich habe ein extrem starkes Durchhaltevermögen benötigt"

Was hat Dich zum Gründen bewogen?

2014 war ich in Thailand im Urlaub. Dort verliebte ich mich in die reifen Mangos. Ich wollte diesen Genuss in Deutschland mit meinen Freunden zu jeder Zeit teilen. Durch Galileo kam mein Bruder auf die Gefriertrocknung, die es ermöglicht, reife Früchte nach Deutschland zu importieren. Der Unterschied zu frischen Früchten im Supermarkt ist, dass diese reif geerntet und direkt eingefroren werden und lediglich das Wasser entzogen wird. Dadurch schmecken die Früchte wie frisch vom Baum gepflückt und die Vitamine bleiben erhalten. Die Früchte sind süß und aromatisch, wie sie es auch sein sollten.

Mit VC-Geld oder ohne? Warum?

Wir haben 2018 Geld von VCs aufgenommen. Dieses hatten wir Ende 2019 durch den Eintritt in den Einzelhandel (Kaufland, Edeka etc.) “verbrannt”. Anfang 2020 haben wir dann einen Strategiewechsel vollzogen und sind nur noch auf Online D2C gegangen. Dadurch sind wir direkt profitabel geworden und finanzieren somit unser Wachstum.

Was würdest Du heute total anders machen?

Direkt auf Online zu setzen und nicht offline zu verkaufen, weil hier die Komplexität sowie die benötigten Ressourcen viel höher sind. Die Liquidität ist zudem schlecht steuerbar. Online können wir über A-B-Testing viel schneller Learnings über unsere Zielgruppen aufbauen und neue, innovative Produkte testen, die wir dann auf www.buah.de live schalten können.

Wir als Gründer waren zu jeder Zeit sehr transparent und ehrlich zu uns selbst und unseren Mitarbeiter:innen.

Ihr standet kurz vor der Insolvenz. Wie kam es dazu?

Der Fokus seit der Gründung lag auf dem Einzelhandel. Die Ware musste von uns entsprechend vorfinanziert werden, da die Bezahlung durch Händler meist erst 60 Tage im Nachhinein erfolgte. Zudem mussten wir als Firma eine Provision zwischen 20 - 30 Prozent an die Händler abgeben. Da unser Produkt keine hohe Marge hat und wir entsprechend hohe Einkaufskosten haben, hat dies uns das Genick gebrochen – und das Geld war schneller weg als gedacht.

Wie seid ihr als Team damit umgegangen?

Wir haben als Team zusammengehalten. Wir als Gründer waren zu jeder Zeit sehr transparent und ehrlich zu uns selbst und unseren Mitarbeiter:innen.

Was war für Dich persönlich die größte Herausforderung?

Wir mussten leider nach und nach dem gesamten Team kündigen. Das war emotional die schlimmste Zeit in meinem bisherigen Leben. Das verbleibende Team weiterhin zu motivieren, um das sinkende Schiff noch retten zu können, war eine große Herausforderung.

Was war Dein größtes Learning?

Nie die privaten Finanzen anzugreifen, um Gehalt von Mitarbeitern auszuzahlen. Wenn auch die privaten Finanzen bei 0 sind, dann hat das emotional einen zu großen Impact auf das Leben als Gründerin. Zu verstehen, dass es ein Business Model Fehler war und dass es eines Strategiewechsels bedarf, um erfolgreich zu werden, war das größte Learning. Erst den Markt definieren, die richtige Zielgruppe finden und den richtigen Vertriebskanal, damit das Business Modell funktioniert, waren die Game Changer.

Was war das Schwierigste in der Umstellung von Retail auf D2C?

Die Produktion dann ad hoc hochzufahren, weil wir so schnell skaliert sind. Dadurch liefen wir auch out of Stock – und das hat sich dann natürlich negativ auf unsere Brand ausgewirkt und das Kaufverhalten unserer Zielgruppe beeinflusst.

Ich habe mich nicht persönlich als Versagerin angesehen, sondern den Fehler im System gesucht, diesen reflektiert und viel daraus gelernt.

Warum seid ihr nicht gleich mit einem D2C Ansatz gestartet?

Wir hatten damals Berater, die uns vorgeschlagen haben, in den Handel zu gehen, und dass uns diese Präsenz zum Erfolg führen wird. Inzwischen verifizieren wir alle strategischen Beratungen genau. Nur weil es das Erfolgskonzept einer bestimmten Firma ist, im Handel vertreten zu sein, heißt es nicht, dass es bei buah genauso funktioniert. Deswegen will ich Euch ermutigen, Euren eigenen Weg zu gehen und Eurer Intuition zu vertrauen. Vielleicht habt Ihr ein Produkt, das sich speziell im Retail erfolgreich verkauft.

Warum schaffen es aus Deiner Sicht so wenig Frauen Multi-Millionen-Startups zu gründen?

Ich habe ein extrem starkes Durchhaltevermögen benötigt. Wir hätten Ende 2019 auch aufgeben können, aber ich habe weiterhin fest an uns und die Idee geglaubt – wie auch unser Erstinvestor. Ich habe mich nicht persönlich als Versagerin angesehen, sondern den Fehler im System gesucht, diesen reflektiert und viel daraus gelernt. Wir sind aus unseren Fehlern gewachsen und werden alles dafür tun, damit diese nicht nochmal passieren. In Deutschland herrscht im Vergleich zu Amerika noch keine Fehlerkultur. In Amerika investieren Investoren oft in Gründer, die schon einmal gegründet haben und insolvent waren, weil es gerade diesen dann meist nicht nochmals passieren kann.

Welche drei Tipps würdest Du heute geben, die dabei helfen erfolgreich zu Gründen?

Finde Dein richtiges und ein ambitioniertes Team. Das Team sollte divers sein, damit alle Kompetenzen abgedeckt sind.

Dein Buch-/Filmtipp für Gründer:innen?

Der Weg zum erfolgreichen Unternehmer, Scaling-up und The Five Dysfunctions of a Team.

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