Katrin Grunwald

vor 13 Tagen

6 Min. Lesedauer

Wie viel Chef:in muss und wie viel Freund:in darf ich sein?

Wie kommuniziere ich mit meinem Team am besten? Oft geht es für First-Time Leader darum, in der neuen Aufgabe einen für sie stimmigen Kommunikationsstil zu finden. Sie möchten als nahbar wahrgenommen werden und wissen gleichzeitig, dass mit der Rolle auch öfters eine klare Kommunikation von ihrer Seite an das Team wichtig ist. Was tun? Dieser Artikel zeigt Ihnen Tipps, bei denen es nicht um die Frage geht, ob Kommunikation eher als Chef:in oder eher als Buddy passt, sondern wann!

1.  Selbstreflektion

Wie immer geht’s los mit ein paar Fragen zum Selbst-Coaching:

Wie viel Chef:in muss und wie viel Freund:in darf ich sein?
  • Was heißen die zwei Kommunikationsstile „Chef:in“ und „Buddy“ für Sie ganz persönlich?

  • In welchem Stil fällt es Ihnen leichter zu kommunizieren?

  • Was hält Sie davon ab, sich im anderen Kommunikationsstil wohlzufühlen?

  • In welchen Situationen haben Sie die Tendenz, auf die eine oder andere Art zu kommunizieren?

  • Welcher Stil passt eher zu den Bedürfnissen ihres Teams?

2.  Nicht ob, sondern wann

Wann macht es nachhaltig Sinn, den einen oder anderen Kommunikationsstil und einhergehenden Mindset anzuwenden? Grundsätzlich ist es als Führungskraft wichtig, dass Sie wissen, wann Ihr Team einen klaren Rahmen (Kommunikation mit dem Chef:innen Hut) braucht und wann ist es auch wichtig, dass Sie als Führungskraft Ihre menschliche Seite zeigen (Kommunikation mit dem Buddy Hut).

 

3.  Kommunikation mit dem Chef:innen Hut

Wann immer es darum geht, eine bestimmte Richtung aufzuzeigen oder einen klaren Rahmen für Aufgaben zu geben, macht es Sinn, dass Sie mit dem Chef:innen Hut kommunizieren. Und nein, Sie werden nicht automatisch diktatorisch wahrgenommen! Je nach Mitarbeiter:in gibt es vielen sogar Klarheit, wenn sie wissen, welche eindeutige Richtung von ihnen/vom Unternehmen angestrebt wird!

 

Beispiele hierfür könnten Teammeetings sein. Wenn eine Initiative von oben in der Organisation kommt, können Sie mit ihrem Team besprechen: „X und Y sind die Rahmenbedingungen, das ist vorgegeben. Innerhalb dieses Rahmens haben wir allerdings viel Handlungsspielraum als Team. Welche Ideen habt ihr, wie wir das angehen können?“

 

Ein weiterer Bereich für die Kommunikation mit den Chef:innen Hut ist das Thema Feedback geben, wenn z.B. Ziele von einem/r Mitarbeiter:in nicht erreicht wurden. Tipps, wie Sie respektvoll und trotzdem klar kommunizieren können, gibt es hier in der First-Time Leader Kolumne vom Mai.

 

Auch beim Thema „Empowerment“ können Sie den Chef:innen Hut in der Kommunikation aufsetzen. Hier geht es um Gespräche z.B. darüber, was ihr Team von ihnen braucht, um die beste Leistung bringen zu können: „Ich unterstütze euch gerne, damit ihr den bestmöglichen Output generieren könnt. Was kann ich für euch tun, um euch den Rücken freizuhalten?“ Wichtig hierbei ist, sich für möglicherweise lange Antworten genügend Zeit zum Zuhören zu nehmen. Also lieber diese Frage am Anfang des Team Meetings stellen als 5 Minuten vor Schluss!

Und ein letztes Beispiel ist das Thema Konflikte. Sollten Sie in die Moderation von Konflikten eingebunden sein, ist es umso wichtiger, dass Sie in einer allparteilichen Rolle bleiben, auch wenn Sie mit einer Person im Konflikt vielleicht einen besseren persönlichen Kontakt haben.

 

4.  Kommunikation mit dem Buddy Hut

Wann immer es darum geht, ihre menschliche Seite zu zeigen, setzen Sie den Buddy Hut in der Kommunikation auf.

Das kann z.B. in Gesprächen sein, wo Sie mit Empathie und Verständnis für die persönliche Situation des/der Mitarbeiter:in Vertrauen aufbauen können.

 

Und natürlich auch in persönlichen Unterhaltungen beim Kaffeetrinken, beim gemeinsamen Mittagessen oder auch bei After-Work Drinks mit dem Team. Je mehr Sie von sich als Mensch teilen (was haben Sie am Wochenende gemacht, Urlaub, lustige Erlebnisse zwischendurch, aber auch persönlich schwierige Situationen), desto nahbarer wird ihr Team Sie empfinden. Und ja, auch Humor darf gerne am Start sein!

 

5.  Vom einen Hut zum anderen

Machen Sie ihrem Team klar, wann Sie in welchem Kommunikationsstil sind. Manchmal sind Sie vielleicht mit ihre, Buddy Hut am (virtuellen) Kaffeetresen und direkt im Anschluss haben Sie im Team Meeting den Chef:innen Hut auf. Verbalisieren Sie das ruhig im Sinne von „So, nun setze ich mal wieder den Teamleiter:in Hut auf und ich würde gerne mit euch heute besprechen, wie wir mit der Anfrage von Abteilung X umgehen“. Das explizite Ansprechen ihrer unterschiedlichen Kommunikationshüte gibt ihrem Team Klarheit und bringt oft etwas Spielerisches auch bei schwierigen Themen.

 

Als First-Time Leader ist es gut, beide Kommunikationsstile im eigenen Repertoire zu haben. Es geht darum, weder davor zurückzuschrecken, Persönliches zu teilen aus Angst, sich verletzlich zu zeigen, noch es zu vermeiden, in der ein oder anderen Situation verbal klar die Führung zu übernehmen, aus Sorge als zu forsch gesehen zu werden. Eine für Sie und ihr Team stimmige Mischung macht‘s!

 

Über die Autorin:

Katrin Grunwald ist Teamentwicklerin und Coach für First-Time Leader. Als Gründerin der Beratung „The Globe Team“ in München begleitet sie angehende Führungskräfte bei einem erfolgreichen Start in die erste Führungsrolle und Teams weltweit dabei, besser zusammenzuarbeiten. Sie wird in ihrer Kolumne konkrete Tipps und Tricks aus ihrer Erfahrung in europäischen Konzernen, Start-Ups, Regierungsorganisationen und NGOs teilen. Für alle, die auf dem Sprung in die erste Führungsrolle und darüber hinaus sind.

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