Katja Schleicher

01. März 2021

5 Min. Lesedauer

More Story – more Glory

Narrative Kommunikation zieht uns so magisch an, dass aus „Storytelling“ einer der Buzzword-Aufreger des vergangenen Jahrzehnts geworden ist. Storytelling-Expertin und Kommunikations-Trainerin Katja Schleicher hat ausgewählte Aspekte narrativer Kommunikation beleuchtet.

Mein Vater erzählt gern lachend, wie Mini-Katja sich über das Ende vieler Geschichten beschwert hat und stattdessen ihre eigenen, viel spannenderen Ende gebaut hat. Unterbewusst habe ich schon früh geahnt, wie viel Emotion sich mit der richtigen Geschichte zum richtigen Moment auslösen lässt.

More Story – more Glory

 

Das ist heute noch so: die magischen Momente in meiner Arbeit als Kommunikations-Coach entstehen, wenn sich Menschen in ihren eigenen Geschichten entdecken, sich emotional auf die Spur kommen und sich selbst ein Leuchten ins Gesicht zaubern. Dabei ist der eigentliche Teil des „Telling“ im Storytelling - das Verworten der Geschichte - lediglich die Zielgerade des narrativen Abenteuers. Die eigentliche Arbeit an der Geschichte beginnt viel früher: mit dem Blick nach innen. Denn: Wer keine Story hat, kann auch keine erzählen. Das Tolle ist: wir alle haben diese Geschichten, es gilt nur, sie freizulegen.

 

Der Einsatz von narrativen (erzählenden) Elementen ist kein Aufhübschen von Präsentation-Einstiegen oder Flyern. Sondern ein cross-mediales Kommunikations-Tool, das für Investoren-Folder, Pitch, Social Media oder Präsentation genutzt werden kann. Um Menschen hinter Ihrer Idee zu versammeln. Wenn Sie beim Entwickeln Ihrer Stories einige der folgenden Aspekte im Blick haben, wird es leichter, narrativ auf Kurs zu bleiben und Ihr Publikum für Ihre Idee so einzunehmen, dass sie nicht nur gefällt, sondern (gern) unterstützt und weiter erzählt wird.

 

Wo die (wirkungsvollen) Geschichten herkommen

Der Spruch, dass das Leben die besten Geschichten schreibt, ist so alt wie wahr. Wir neigen dazu, kleinere Geschichten zu übersehen (weil sie uns geradezu selbstverständlich erscheinen. Dabei lohnt sich gerade hier der genauere Blick, denn in diesen gefühlt „selbstverständlichen“ Dingen liegt oft große erzählerische Kraft. Als Angebot hier einige hilfreiche Themenfelder, um eigenen Stories auf die Spur zu kommen:

 

WOW & AHA

Wenn Sie Ihr Narrativ entwickeln, lohnt es sich, dem WOW-Moment in der Story größere Aufmerksamkeit zu schenken: er sorgt für die emotionale Resonanz, ohne die keine Story ihr Ziel erreicht. Um im Anschluss daran auch Relevanz, die kognitive Bindung ans Thema, zu festigen, braucht das Publikum noch dazu den AHA - „jetzt bin ich schlauer geworden“ Moment.

Beim anschaulichen Gestalten beider Momente helfen „Huckepack“-Geschichten: „Bei uns war es genauso wie bei“ … oder eben „genau ganz anders als bei xxx…“ Externe Referenzen heran zu ziehen, hilft dem Publikum, Relationen herzustellen und damit leichter an Ihre Geschichte an zu docken. Nachzuempfinden, wie es für Sie in dieser Situation war: Denn nicht auf die (dramatischen) Umstände kommt es an, sondern wie Sie damit umgegangen sind.

 

Worum geht es eigentlich? Was passiert?

Die Antwort sollte eine Art emotionaler Leit-Stern für dass, was Sie erzählen sein, wenn sie die Story entwickeln: z.B. “In dieser Geschichte geht es geht um wiedergewonnene Hoffnung“. „Das ist eine Geschichte über den Wert der Freundschaft in unruhigen Zeiten“…) Werfen Sie sinnes- und farbefrohe Schlaglichter auf genau die Aspekte der Geschichte, die „AHA“ oder „WOW“ beim Publikum auslösen sollen.

 

Was soll das Publikum denken, fühlen und tun?

Mit welchen Gefühlen wollen Sie beim Publikum in Resonanz gehen? Es sollte glaubwürdig für alle sein – dann wird es Sie und ihr Publikum bis zum (Happy)End tragen. Um nicht als Schwätzer gesehen zu werden, prüfen Sie, wie sich die Themen und Sachverhalte so verbinden lassen, dass die ganze Geschichte mehr als die Summe der Einzelteile wird. Damit erhöhen sich Relevanz und langfristige Wirkmacht des Narrativs.

 

Drama, Baby, Drama (ein bisschen)

Mit welcher Personage, welchem Konflikt laden Sie Ihr Publikum in Ihre Story ein? Eine Geschichte braucht einen Helden. Sie selbst, einen gefährlichen Sturm oder ein kleine Katze. Die Hauptfiguren sind, genau wie ein starker Gegenspieler, die Identifikationsfiguren für das Publikum: Was wäre Bond ohne seinen Bösewicht oder Batman ohne den Joker? Auch ohne Konflikt gibt es keine Story. Nur dadurch entfaltet sich der Sog, der dafür sorgt, dass man Ihnen bis zum Ende an den Lippen hängt. Machen Sie diesen Konflikt deutlich sichtbar und spürbar. (Gut gegen Böse, arm gegen reich, Kampf gegen die Zeit oder den inneren Schweinehund, etc…). Dann bleibt das Publikum gern in Ihrer Lösungs-Richtung.

 

Was wäre, wenn?

Es lassen sich für jede Geschichte verschiedene Ideen oder Szenarien für ein interessantes Ende entwickeln. Wie die Geschichte ausgeht, sollte in jedem Fall schon bei der Vorbereitung eingeplant werden… Sinnvolle Fragen dazu sind z.B.:  Wie geht es nach dem Ende weiter? Gibt es eine Fortsetzung? Worauf wollen Sie neugierig machen? Wie beeinflusst das die Geschichte rückwirkend? Welchen Titel bekommt die Geschichte?

 

WANN wird WAS WARUM WIE weiter erzählt?

Wirklich langfristig verankert sich jedoch nur das, was andere von uns bzw. der jeweiligen Geschichte weitererzählen… Dazu lassen sich einige Aspekte nutzen, die verstärkende Wirkung auf das Weitererzählen haben:

 

Über die Autorin:

Katja Schleicher sorgt als Kommunikations-Evangelist bei íhren Kunden von StartUp bis Pharma-Riese dafür, dass das Herz dem Kopf die richtigen Worte in den Mund legt. Als Trainer, Coach, Speaker und Facilitator. In drei Sprachen und ganz Europa.

 

www.katjaschleicher.com www.interview-training.eu

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