Nina Pütz

vor 16 Tagen

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Buy now, pay better?

Kolumne | Ratenzahlung hat einen schlechten Ruf, auch weil Influencer:innen auf TikTok meinen, mit dem Thema hausieren gehen zu müssen. Nina Pütz, CEO von Ratepay, findet, dass das nicht die ganze Wahrheit ist.

Buy now, pay better?

Durch einen TikTok-Trend wird Ratenzahlung populär. Foto: Pexels

Sind Sie auf TikTok und kennen den Hashtag #KlarnaSchulden? Da sieht man junge Leute, die mit der Höhe ihrer Shopping-Schulden prahlen, die sie über den Bezahldienst Klarna angehäuft haben. Die junge Generation kann also nicht mit Geld umgehen und findet das auch noch toll?

In den letzten drei Jahren haben sich sogenannte „Buy now, pay later“-Zahlungsarten zum weltweiten Trend entwickelt. Das liegt zum einen am coronabedingten Aufschwung des E-Commerce und zum anderen an der gestiegenen Beliebtheit der Ratenzahlung, vor allem in den USA. Gleichzeitig strömen immer mehr Anbieter auf den Markt, die es durch eine Echtzeit-Risikoprüfung möglich machen, Zahlungsarten anzubieten, bei denen der/die Kund:in den Kaufbetrag entweder stückeln (Ratenzahlung) oder nach Lieferung der Ware bezahlen kann.

Da solche Anbieter Online-Händler:innen das Risiko abkaufen, auf unbezahlten Rechnungen oder Raten sitzen zu bleiben, und Kund:innen mehr bestellen, wenn sie solche Zahlungsarten auswählen können, ist das für Händler:innen ein guter Deal. „Buy now, pay later“ – das wurde in Deutschland von Otto erfunden. In den 1950er-Jahren umwarb der Versandriese seine Kund:innen mit dem Versprechen „Erst die Ware, dann das Geld“. Das kam super an.

„Ratenkauf richtet sich nicht an ein Publikum, das Sneakers oder Jeans shoppt.“

International wird unter „Buy now, pay later“ eher die Ratenzahlung verstanden und die nimmt der Kreditkarte Marktanteile weg, die in Ländern wie den USA deutlich stärker verbreitet ist. In Deutschland haftet der Ratenzahlung oft ein Geschmäckle an, was durch TikTok-Trends eher verstärkt wird. Aber auch, wenn die TikToker:innen so tun, als könnten sie endlos auf Pump einkaufen: Professionelle Anbieter würden ihr Geschäft zerstören, wenn sie keine Bezahlschranken einbauen würden. Sie wollen ja gerade nicht auf den offenen Rechnungen sitzen bleiben. Wer seine Raten einmal nicht begleicht, fliegt raus. Deswegen ist der TikTok-Trend irreführend – wer in Deutschland im Check-out Rechnung oder Ratenkauf angezeigt bekommt, der hat seine offenen Beträge vom letzten Einkauf bezahlt.

Eigentlich richtet sich der Ratenkauf auch nicht an ein Publikum, das Sneakers oder Jeans shoppt, sondern an Käufer:innen mit hohen Warenkörben, wo der Zinsaufschlag nicht groß ins Gewicht fällt. Muss zum Beispiel die neue Wohnung eingerichtet werden, verstehen Kund:innen es als Service, wenn sie ihre Möbel nicht auf einen Schlag bezahlen müssen. Dass „Buy now, pay later“- Anbieter junge Nutzer:innen in die Überschuldung treiben, ist Quatsch. Das TikTok-Phänomen zeigt höchstens, dass es mehr Transparenz und Bildung rund um Geld und Bezahlung braucht.

Über die Autorin:

Nina Pütz (43) ist seit September 2020 CEO des Zahlungsdienstleisters Ratepay. Mit mehr als 17 Jahren Erfahrung im E-Commerce war sie zuletzt Geschäftsführerin des Online-Shopping-Clubs brands4friends und davor 15 Jahre lang in mehreren verschiedenen Führungsrollen beim E-CommerceRiesen eBay tätig.

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