Astrid Schulte

vor 2 Tagen

5 Min. Lesedauer

Transformation braucht Mut

Veränderung im privaten und beruflichen Sinne sind das „New Normal“. Veränderungen, die von außen kommen, machen uns oftmals Angst und lähmen uns in unserem Tun und Denken. Im Idealfall initiieren wir selbst Veränderung, und reagieren nicht nur auf externe Einflüsse. Was hält uns also davon ab, einen neuen Kurs einzuschlagen und Veränderungen einzuleiten – auch dann, wenn vielleicht von außen betrachtet noch alles in Ordnung scheint? Was ist nötig, um auf unsere Instinkte zu hören, und auch unsere eigenen Paradigmen zu hinterfragen? Wie schaffen wir es, größer zu denken als es die Realität uns gerade vorgibt, oder die, die uns umgeben, gerade bereit sind sich vorzustellen?

Mit einem Wort: Mut. Mut, beherzt Veränderungen einzuleiten und sie dann gegen Widerstände von anderen und auch gegen die eigenen Ängste durchzusetzen. Und Mut, unter Unsicherheiten zu entscheiden und mit Risiken zu leben.

Transformation braucht Mut

Warum haben gerade wir Frauen im Businessleben manchmal nicht den Mut, den Veränderungen brauchen? Aus 30 Jahren als Managerin und Unternehmerin in unterschiedlichen Konstellationen habe ich folgende Glaubenssätze entwickelt:

 

1. Meine Selbstbewusstheit und mein weiblicher Instinkt sind Stärken

Wir sind dann gut, wenn wir nach unserer wahren Identität leben; nur dann sind wir imstande, „unser Bestes“ zu geben. Wenn wir aber versuchen Klischees zu entsprechen - aus Unsicherheit, dass unsere Intuition und unser Bauchgefühl nicht gut genug sein könnten - sind wir nicht authentisch und als Leader nicht glaubwürdig. Das eigene Bauchgefühl zu spüren und klare Intuition zu fühlen, schafft die notwendige Klarheit und das Selbstvertrauen unter Risiko zu entscheiden. Zu verstehen, dass sich dies individuell unterscheidet und ggf. anders ausdrückt, schafft den eigenen Zugang zu „Business Instinkten“, die unsere persönliche Überzeugungskraft und Souveränität ausmachen, um nicht nur mutige Entscheidungen zu treffen, sondern andere auch mitreißen zu können. Wahre Erfüllung („the flow“) spüre ich immer dann, wenn meine Selbstbewusstheit und mein Handeln synchronisiert sind, und das in allen Lebensbereichen.

 

2.  Ja, Scheitern ist eine Option!

Unser Umfeld urteilt oftmals schnell und hart. Gerade Frauen untereinander sind oft noch weniger großzügig. Die Kriterien des Erfolgs sind weitestgehend äußerlich und sie sind oft schwarz/weiß. Und wir wollen natürlich zu den Erfolgreichen gehören. Wenigen von uns ist in die Wiege gelegt, dass das Scheitern eine Sprosse auf der Erfolgsleiter ist und uns persönlich wie professionell wachsen lassen kann. Die Angst zu Scheitern nimmt uns Freiheit, Gelassenheit und die Ruhe, die Welle auch mal durch alle Höhen und Tiefen zu Ende zu reiten. Sie nimmt uns aber vor allem die Beharrlichkeit auf Kurs zu bleiben und an uns zu glauben.

 

3. Unsicherheit und Erfolg sind zwei Seiten der gleichen Medaille

Unternehmertum setzt die Fähigkeit, Risiken einzugehen und vor allem auszuhalten, voraus. Wenn wir Veränderungen vorantreiben wissen wir meistens nicht, was wirklich alles auf uns zukommt. Mit Zuversicht und Ruhe kann dieser Unsicherheit insoweit begegnet werden, als dass in unseren Entscheidungen nicht unwägbare Risiken eingegangen werden, sondern das eigene, sehr individuelle Risikolevel befriedigt wird. Die Überzeugung, dass dies möglich ist und das Gefühl, dabei immer im „driver’s seat“ zu bleiben, hat mein Selbstbewußtsein gestärkt und meine Instinkte (s.oben) geschärft.

 

4. Konsequenz und Empathie sind vereinbar

Ich dachte lange, ich muss mich entscheiden zwischen einem Leben als Managerin, die mutige und manchmal harte Entscheidungen trifft, und meinem Streben nach Verbundenheit mit meinen Mitarbeitern. Das war ein großer Irrtum. Wir können richtige Entscheidungen für das Unternehmen treffen, auch wenn sie für Menschen hart sind, und trotzdem „verbunden“ und „solidarisch“ sein, wenn wir gleichzeitig offen und ehrlich sind. Diese Einsicht hat mich sehr befreit und gestärkt.

 

5. Glauben Sie nicht alle, was Sie denken!

Ich bin wie viele andere Frauen meiner Generation mit überkommenen Denkmustern sozialisiert - zusammengefasst in der westfälischen Weisheit „zu gut schafft Neider, zu schlecht schafft Mitleid“ – Impostor lässt grüßen. Wichtig ist für mich immer zu erkennen, sobald ich selbst in diese Denkmuster verfalle und einen Schritt zurück machen muss. Seine eigenen Überzeugungen zu kennen, zu Ihnen zu stehen und auch durchzusetzen, ist sehr erfüllend und erfordert Mut. Dies bezieht sich nicht nur auf Verhandlungen, sondern auch auf meine persönlichen Einschätzungen und Bewertungen von geschäftlichen und sozialen Zusammenhängen.

 

6. Visionär denken und kommunizieren ist der Schlüssel zum Erfolg

Veränderung braucht ambitionierte Ziele, um eine Organisation in Bewegung zu setzen. Ein solches „Bild zu malen“, auch wenn noch nicht alles mit Inhalten gefüllt ist, und immer wieder als eigene Vision zu kommunizieren, braucht vor allem dann Mut, wenn wir anfangs alleine dastehen. Es wird nicht alles glatt gehen, das ist der Lauf des Geschäftslebens. Sich selbst jedoch die Eignung zuzusprechen, eine solche Vision zu entwickeln und artikulieren zu können, ist letztendlich der große Meilenstein im Wachstum und Selbstverständnis als Führungspersönlichkeit und Transformatorin.

 

Mutig zu sein, seinen Instinkten zu trauen, Risiken bewußt einzugehen und dabei mit authentischer Empathie Menschen mitreißen zu können, ist nicht gottgegeben, sondern das Ergebnis persönlichen Wachstums und auch mit Rückschlägen verbunden.

 

„Normality is a paved road: it is comfortable to walk, but no flowers grow on it.” - Vincent van Gogh

 

Über die Autorin:

Die Hamburgerin Astrid Schulte übernahm 2017 den Vorstandsvorsitz und Gesellschafteranteile der 180 Jahre alten Berendsohn AG. Vor diesem Kapitel agierte sie als Geschäftsführerin und Partnerin des Modelabels bellybutton und hält weiterhin ihre Position als Beirätin der Ludwig Görtz GmbH. Ihre vielfältigen Erfahrungen in Geschäftsführungspositionen in Startups (payback) und Konzernen (z.B. Richemont) unterstützen die Mutter von drei Kindern in ihrer Mission, den mittelständischen Werbeartikelvertrieb Berendsohn mithilfe von New Work-Konzepten und digitaler Disruption in einen nachhaltig erfolgreichen Full-Service Marketingdienstleister zu entwickeln.

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