Katharina Wolff

21. Oktober 2021

6 Min. Lesedauer

Das Erbe der Witwe Clicquot

Nachberichterstattung | Wir durften beim diesjährigen "Bold Woman Award" dabei sein und das Event als Medienpartner unterstützen. Unsere Herausgeberin Katharina Wolff hat den Abend mit vielen tollen Frauen und Rolemodels verbracht und teilt hier ihre Eindrücke mit Ihnen.

Das Erbe der Witwe Clicquot
Das Erbe der Witwe Clicquot

Es gibt nicht genug Frauen in Führungspositionen. Und ja, es fließt auch nicht genügend Investmentkapital in die Start-ups von Frauen. Diese Fakten sind bekannt. Weniger bekannt ist, dass Frauen, auch wenn sie erfolgreich sind, weniger sichtbar sind – denn Sichtbarkeit ist schwerer zu messen als die Anzahl weiblicher CEOs in Dax-Unternehmen. Unter dem Titel “Die Welt abbilden, wie sie ist” veröffentlichte Der Spiegel zum diesjährigen Weltfrauentag eine Datenanalyse der eignen Artikel aus Print und online innerhalb eines Jahrs. Ausgewertet wurde, wie viele Frauen und Männer genannt, beschrieben oder zitiert werden. Das Ergebnis: In den fast 40.000 Texten sind 107.000 Erwähnungen Männer und nur 28.000 Frauen. Außerdem haben 42 Prozent der Artikel ausschließlich männliche Protagonisten in nur sechs Prozent der Fälle sind es Frauen.

Das Beispiel zeigt, welche Rolle auch die Medien beim Thema Gleichberechtigung spielen. Frauen und ihre Erfolgsgeschichten sichtbar zu machen, ist vom ersten Tag an eines der Leitmotive für uns bei STRIVE und daher waren wir sofort an Bord, als das Champagnerhaus Veuve Clicquot uns fragte, ob wir Medienpartner bei ihrem „Bold Woman Award“ werden wollen.

Aufgebaut von der Witwe – Veuve auf Französisch – Barbe-Nicole Clicquot-Ponsardin, die mit nur 27 Jahren das Weingeschäft ihres Mannes nach dessen Tod übernahm, ist es heute eine der bekanntesten Champagnermarken und zugehörig zum Luxusgüterkonzern LVMH.

Seit 1984 verleiht das Unternehmen einmal im Jahr in Berlin den „Veuve Clicquot Bold Woman Award“ und ab sofort ist STRIVE dabei. Die Mission hinter dem Award: „Rollenmodelle von heute und morgen identifizieren und Frauen auszeichnen, die durch ihre eigenen Wege inspirieren – ihnen eine Bühne bieten, sie sichtbar machen.“

Sichtbar waren sie vor allem auch bei der Veranstaltung in der Französischen Botschaft in Berlin, denn von den 100 geladene Gästen waren der Großteil Unternehmerinnen, Schauspielerinnen und Managerinnen aus Wirtschaft, Funk und Medien – ein Abend der starken Frauen. Sie füllten den Veranstaltungsort mit Energie und Inspiration. Es war ein Moment zum Innehalten und Genießen, denn durch die Pandemie sind wir solcher Begegnungen lange beraubt worden.

Frauenquoten zu heben ist wichtig, sie dann aber auch sichtbar zu machen und ihnen eine Plattform zu bieten, ist es ebenso. Veuve Clicquot ließ dieses Jahr diese Ehre den zwei Gewinnerinnen Sonja Jost (Bold Woman Award), Gründerin des Chemie-Start-ups Dexlechem, und Nora Blum (Bold Future Award), Gründerin des Digitalunternehmens Selfapy, das Kurse gegen psychologische Beschwerden anbietet, zu Teil werden. Sie überzeugten die siebenköpfige Jury mit ihrem Mut, ihrer Willensstärke, aber auch ihrem Pioniergeist und ihrem sozialen Engagement, erklärte Moderatorin Nazan Eckes, die durch den Abend führte. Zu den hochkarätigen Nominierten gehörten außerdem Iris Braun, Co-Gründerin von Share, Maria Mann, CEO von Financery, die Mitgründerin von Infarm Osnat Michaeli und Katharina Kreitz, Co-Gründerin von Vectoflow.

Frauenquoten zu heben ist wichtig, sie dann aber auch sichtbar zu machen und ihnen eine Plattform zu bieten, ist es ebenso.

Dexlechem gründete Sonja Jost 2013 in Berlin. Eine grüne chemisch-pharmazeutische Industrie zu schaffen ist seither ihre Vision. Mit ihrem Start-up setzt sie wichtige Grundsteine für eine Revolution des Pharmawesens – innerhalb weniger Jahre ist es ihnen gelungen, den noch sehr konservativen Markt erfolgreich zu erschließen. „Heute ist die Zeit, in der die nächste große Generation an Chemieunternehmen entstehen wird und wir haben die letzten Jahre das Fundament dafür geschaffen, eines davon werden zu können“, erklärt sie stolz. Das Unternehmen bietet grüne Hightech-Dienstleistungen und schafft so einen neuen Stand der Technik. Acht Jahre nach der Gründung ist Dexlechem weltweit aktiv, zum Beispiel auch in den USA, Japan und Südkorea.

Die zweite Preisträgerin ist Nora Blum und das zertifizierte Medizinprodukt bei psychischen Erkrankungen hinter Selfapy. Das Start-up entwickelte Online-Kurse, die Patient:innen helfen, ihre psychologischen Beschwerden zu bekämpfen. Seit fünf Jahren bietet das Team aus 70 Mitarbeiter:innen und 25 Psycholog:innen spezifische Kurse zur Behandlung von Depressionen, Angststörungen oder Panikattacken. Nach einem digitalen Vorgespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt wird ein Rezept ausgestellt, sodass Krankenkassen den 12-wöchigen Kurs übernehmen.

An diesem Abend feierten mit den Nominierten und Preisträgerinnen die Digitalstaatsministerin Dorothee Bär, die auch der Jury beisaß, Schauspielerin Natalia Wörner, Model und Jurymitglied Sara Nuru, STRIVE Kolumnistin und SAP Managerin Nina Straßner, die Publizistin Diana Kinnert und die Journalistinnen Dunja Hayali und Duezen Tekkal. Außerdem machten die Ooia-Gründerinnen Kati Ernst und Kristine Zeller, „Forbes 30 under 30“ und Civey Gründerin Janina Mütze und viele andere den Abend perfekt. Es war ein Abend des Kennenlernens und Netzwerkens. Jost sieht darin einen der wichtigsten Bausteine für Frauen in männerdominierten Branchen: „Wir Frauen müssen uns unterstützen, weil wir das benachteiligte Geschlecht sind. Leider sehe ich solch eine Kooperation in der Wirtschaft noch viel zu wenig, da muss noch viel mehr zusammengearbeitet werden!“ Der Bold Women Award ist ein Schritt in die richtige Richtung. Dieses Jahr treten Sonja Jost und Nora Blum in die Fußstapfen von weiteren internationalen Gewinner:innen, die den Award im Laufe der Zeit erhielten und das kühne Erbe von Madame Clicquot in Ehren halten – mit Stärke, Stolz und Sichtbarkeit.

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