Inas Nureldin

vor 11 Tagen

6 Min. Lesedauer

5 gute Gründe, um in Beziehungen über Geld zu sprechen

Um zu finanzieller Gleichberechtigung zu kommen, ist es wichtig, Tabus endlich ad acta zu legen und gemeinsam Verantwortung für die Finanzen zu übernehmen. Denn damit beginnt der nachhaltige Umgang mit Geld.

Die Zahlen zeigen: Von finanzieller Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern sind wir in Deutschland noch weit entfernt: Der Gender Pay Gap liegt aktuell bei 18 Prozent und Frauen arbeiten deutlich häufiger in Teilzeit als Männer – beides bedingt, dass sie das wesentlich höhere Risiko haben, in Altersarmut zu fallen. Zudem sind sie zurückhaltender, was das Thema Geldanlagen betrifft. Die Gründe dafür sind vielfältig und vor allem strukturell bedingt.

5 gute Gründe, um in Beziehungen über Geld zu sprechen

Das macht es aber umso wichtiger, sich auch im Privaten mit dem Thema Geld auseinanderzusetzen – ganz besonders innerhalb von Beziehungen.

Denn hier werden wesentliche finanzielle Entscheidungen getroffen: Ob die Wahl der Arbeitsmodelle, die Altersvorsorge oder auch die alltägliche Organisation der gemeinsamen Finanzen.

 

Finanzielle Verantwortung muss gemeinsam getragen werden

Für mehr finanzielle Gleichberechtigung in Beziehungen müssen wir also das Tabu, über Geld zu sprechen, überwinden. Es braucht Transparenz, geteiltes Wissen und gemeinsame finanzielle Verantwortung sowie einen kritischen Blick auf Themen wie die traditionellen Erwerbsbiographien.  Und das so früh wie möglich. Denn der nachhaltige Umgang mit Finanzen und der Ansatz, Geld zu einem Teil der Lösung zu machen, hat viele Dimensionen – er fängt aber immer bei uns selbst an.

 

Dabei gilt: Togetherness is the key! Um den gemeinsamen Finanzen einen Ort bei Tomorrow zu geben, bieten wir mit Together deshalb nun auch ein Konto, mit welchem Paare, aber auch Freund:innen oder Familienangehörige ihr Geld zusammen verwalten können. Im Vorgang des Launches haben wir zudem gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut YouGov eine Studie zum Thema Geld in Beziehungen durchgeführt. Denn wir wollten genauer wissen, wie Paare ihre Finanzen aktuell organisieren, wer sich hauptsächlich in der Beziehung ums Geld kümmert oder auch wie wichtig ihnen die finanzielle Unabhängigkeit ist. Die Ergebnisse zeigen: Wir haben noch einiges zu tun.

 

Hier kommen 5 Punkte, die wir daraus abgeleitet haben, um zu mehr finanzieller Gleichberechtigung innerhalb von Beziehung zu kommen.

 

1. Über Geld spricht man

Das Thema Geld liegt in Beziehungen irgendwann auf dem Tisch. Angefangen beim ersten gemeinsamen Einkauf, dem ersten gemeinsamen Urlaub oder auch beim Zusammenzug in eine gemeinsame Wohnung. Spätestens aber, wenn das Thema Heirat oder auch Kinder anstehen, muss man wissen, wie man mit den Finanzen gemeinsam umgehen will und was das mit sich bringt. Das Beste daran ist: Sich darüber auszutauschen vereinfacht dann tatsächlich alles, statt es komplizierter zu machen. Leider ist das nicht selbstverständlich, denn unsere Studie hat gezeigt, dass es immer noch jeder*m Sechsten schwerfällt, in der Beziehung über Geld zu sprechen.

 

2. Die Finanzen sind ein gemeinsames Thema

Wie man sich in den alltäglichen Aufgaben innerhalb einer Beziehung aufteilt, ist total individuell. Möchte man meinen. Unsere Studie hat gezeigt: Noch immer sehen sich mehr Männer bei den gemeinsamen Finanzen in der Verantwortung. 42% der befragten Männer haben geantwortet, dass sie sich in der Hauptverantwortung sehen, wenn es ums Geld geht. Bei den Frauen sind es nur 30%. Per se ist das erst einmal nichts Verwerfliches – wenn es denn Transparenz über die gemeinsamen Finanzen gibt und finanzielle Entscheidungen dennoch gemeinschaftlich getroffen werden. Denn was unsere Studie auch gezeigt hat: Der Mehrheit der Männer und Frauen ist die finanzielle Absicherung wichtig – aber auch, dass man dabei nicht auf den/die Partner:in angewiesen ist. Damit das so ist, kann man das Thema nicht komplett in andere Hände geben.

 

3. Nur wer fragt, bekommt Antworten

Fragen kostet nichts. Kann aber eine Menge ersparen. Gerade wenn es um Geld geht. Denn die Antworten erzählen weit mehr als die Höhe des Kontostandes. Wir erfahren mehr übereinander, über das Leben vor einander, über Erwartungshaltungen und über die Art, wie das Gegenüber das Leben organisiert. Erste Fragen könnten etwa sein: "Wie viel verdienst du und bist du damit zufrieden?" "Wieviel möchtest du arbeiten – und wie können wir das gemeinsam möglich machen?" "Wie ist dein finanzieller Background?" "Wie lange würdest du in Elternzeit gehen?" "Willst du einen Ehevertrag?" "Welches Steuermodell wollen wir nach der Hochzeit wählen?" Antworten auf diese Frage geben auch eine (Teil-)Antwort darauf, ob das gemeinsame gleichberechtigte Leben auch umgesetzt werden kann.

 

4. Es braucht die richtige finanzielle Basis

Finanzen im Alltag gemeinsam anzugehen, beginnt also mit dem Gespräch darüber und geht weiter mit einem Plan, den man auch nach und nach entwickeln kann. Klären sollte man als erstes, wie man sich die Fixkosten und sonstigen Aufgaben aufteilt – und ob man sich auch bezüglich des Kontos gemeinsam organisieren möchte. Der Vorteil eines gemeinsamen Kontos liegt auf der Hand: Gemeinsame Kosten werden auch gemeinsam getragen. Deshalb haben auch wir bei Tomorrow jetzt mit Together die Möglichkeit für ein gemeinsames Konto geschaffen. Ob das dann das einzige ist, man seine Finanzen auf weitere Konten aufsplitten will – oder doch komplett getrennt vorgeht, wie es immerhin 36 Prozent der Studienteilnehmer:innen auch nach einer Heirat halten? Es gibt viele Möglichkeiten, wichtig ist nur, dass das Ganze fair abläuft.

 

5. Unsere finanziellen Entscheidungen von heute entscheiden über unsere Zukunft

Wir alle wissen: Mit der gesetzlichen Rente alleine wird es finanziell schwierig werden im Alter. Deshalb ist es wichtig, sich so früh wie möglich Klarheit über die eigene und die gemeinsame voraussichtliche Rentensituation zu machen. Im nächsten Schritt braucht es die Analyse, warum die Aussichten sind wie sie sind und daraus dann abzuleiten, wie es weitergeht. Themen sind hier etwa die Aufteilung der Care-Arbeit, Stichwort: Elternzeit und Teilzeitarbeit. Aber auch: Wie sichern wir uns selbst und gegenseitig fürs Alter ab? Denn wie man sich auch entscheidet: füreinander Verantwortung zu übernehmen, muss auch beim Thema Finanzen gelten.

 

Über den Autor:

Inas Nureldin ist der CEO und Co-Founder von dem nachhaltigen Fintech Tomorrow.  Vor diesem Projekt hat Inas 2016 das von ihm mit gegründete Software-Unternehmen Muddy Boots Software verlassen, wo er zuvor 10 Jahre die Wertschöpfungsketten der Lebensmittelindustrie unter die Lupe nahm. Seine Studien an der Zeppelin Universität und der Leuphana hat Inas mit einem Exec. MBA in Sustainability Management abgeschlossen.

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